Unihockey Skills – Mentaltraining

Mentale Stärke ist einer der meist unterschätzten Faktoren im Sport. Für die Technik und die physische Verfassung investieren viele Sportlerinnen und Sportler unzählige Stunden. Wenn sie dann aber beim wichtigsten Spiel der Saison einen Fehlpass nach dem anderen spielen oder das Tor nicht treffen wie sonst, sind sie enttäuscht und wissen nicht, an was es lag.

Einer, der sich seit vielen Jahren mit den psychologischen und mentalen Fähigkeiten im Sport auseinandersetzt, ist Aart Vrijenhoek. Er hat bereits unzählige Sportlerinnen und Sportler vom Breiten- bis zum Spitzensport begleitet und unterstützt. Im Interview erzählt er, wie er das macht und wie auch du deine mentale Fähigkeiten verbessern kannst.

 

 

Aart Vrijenhoek

Aart-Vrijenhoek-Mentaltrainer

«Ich helfe dir, den nächsten Schritt zu machen.
Sowohl physisch als auch mental!»

Der Holländer Aart Vrijenhoek ist ein sportbegeisterter Physiotherapeut und Mentaltrainer. Der verheiratete Familienvater von zwei Kindern hat sich 2018 selbstständig gemacht und betreut viele Personen im mentalen sowie physischen Bereich.

 

Hallo Aart. Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Zuerst einmal: Wie kommt ein holländischer Physiotherapeut zum Unihockey und Ad Astra Sarnen?

Wie vieles im Leben war dies absoluter Zufall. In Holland war ich ein passionierter Landhockeyspieler. Nach meinem Umzug in die Schweiz habe ich nach einer Alternative gesucht. In der Zeitung habe ich viel von Ad Astra Sarnen gelesen. Von einem Kunden bin ich dann 1997 zu einem Probetraining eingeladen worden. So kam ich zu meiner ersten direkten Begegnung mit dem Unihockeysport. In meinem ersten Jahr bei der 3. Liga Kleinfeldmannschaft habe ich Ad Astra Sarnen als eine grosse Familie mit vielen sportbegeisterten Leuten kennen und lieben gelernt. Sei dies im Leistungs- oder Breitensport, als aktiver Spieler oder Zuschauer – alle Leute, mit welchen ich bisher in Kontakt gekommen bin, sind mit Freude, Enthusiasmus und Spass dabei.

Bereits ein Jahr nach meinem Eintritt wurde ich angefragt, das 1. Liga Team als Betreuer und Physiotherapeut zu betreuen. Wenn ich ein Spiel schaue, achte ich aber weniger auf die Spielzüge oder technischen Fähigkeiten als viel mehr auf die Mentalität der Spieler. Überzeugung auf der Bank oder die Körperspannung der Spieler sind das, was mich interessiert. Da mich dieser mentale Effekt im Sport schon immer sehr begeistert hat, habe ich die Weiterbildung «Psychologisches und mentales Training im Sport» an der ZHAW gemacht. Seit 2020 unterstütze ich nun den Staff und die 1. Mannschaft als «Trainerflüsterer» und Mental Trainer und durfte dabei unter anderem den schönsten Moment der Vereinsgeschichte, nämlich den Aufstieg in die Nationalliga A, miterleben.

 

«Unter Druck seine Fähigkeiten abzurufen unterscheidet die guten von den herausragenden Sportlerinnen und Sportler»


Wieso sollte sich deiner Meinung nach jede Spielerin und jeder Spieler mit Mentaltraining befassen?

Wenn immer das Team gewinnen würde, welches besser, stärker und taktisch cleverer ist, würden die fleissigsten Mannschaften gewinnen. Alle Spielerinnen und Spieler investieren viele Stunden in Kraft, Ausdauer, Technik, Taktik usw. Novak Djokovic sagte einmal «Tennis ist 80% Können und 80% mentale Stärke». Denn die eigenen Fähigkeiten aufbauen ist eine Sache, sie dann aber auch abrufen zu können, wenn das Spiel dann auf der Kippe steht und der Druck steigt, eine andere. Und genau das ist die Schwierigkeit und unterscheidet die guten von den herausragenden Sportlerinnen und Sportler. Und hier setzt das mentale Training an.

 

Wo und in welchen Situationen kann man sich durch mentales Training verbessern?

Mentales Training hilft dir in jeder Situation, dich zu verbessern. Natürlich zeigt sich dies häufig in den grossen Spielen und wichtigen Momenten. Doch das Training setzt bereits bei der Vorbereitung auf jedes Training und Spiel an. Es geht um die Einstellung, wie du dich auf das Spielfeld begibst, wie du dich von einer schlechten Aktion erholen kannst oder was du machst, wenn dich die Gegnerin oder der Gegner provoziert. Du lernst, dich selbst zu beherrschen und richtig auf äussere Einflüsse zu reagieren. Das ist der Schlüssel, um erfolgreich die erlernten Skills auf das Spielfeld zu bringen. Ganz interessant ist auch das mentale Training bei der Rehabilitation von Verletzungen. Man kann Heilung unterstützen und die Zeit nutzen, um sowohl mental, taktisch als auch technisch besser zurückzukommen.

 

Wie arbeitest du speziell mit Unihockeyspielerinnen und -spieler zusammen?

Ich arbeite sowohl mit individuellen Spielern sowie auch mit ganzen Mannschaften zusammen. Als Team versuchen wir beispielsweise, ein übergeordnetes Ziel zu erarbeiten. Dieses wird dann in kleinere Teilschritte aufgeteilt, welche zur Erfüllung des ganzen beitragen. Es geht darum, einen gemeinsamen Konsens für die vielen Trainings und den Einsatz zu definieren, sodass alle am selben Strang ziehen und als Mannschaft etwas erreichen möchten.

Viel effektiver sind individuelle Coachings. Wenn ein Einzelspieler zu mir kommt, ist er motiviert und erkennt die Chancen, welche ihm das mentale Training bietet. Dabei kann ich viel mehr auf die eigenen Bedürfnisse eingehen. Diese sind sehr vielseitig und können von Stress- und Nervositätsabbau über Selbstvertrauen bis zur Überwindungen von Ängsten gehen. Auch der Ablauf ist immer sehr unterschiedlich. Grundsätzlich sprechen wir viel über Stärken und Schwächen und die eigenen Probleme sowie mögliche Lösungen. Gemeinsam arbeiten wir dann an diesen Punkten mit diversen Strategien und Wegen. Diese beruhen auf vielen Jahren der Forschung aus dem Sport, aber auch Business oder sozialen Bereich und zeigten aus meiner Erfahrung eine hohe Erfolgsrate.

 

Gibt es einige einfach Tipps und Tricks, welche jede Unihockeyspielerin oder -spieler selbst machen kann?

Es gibt einige erfolgversprechende Möglichkeiten, wie man Einstellung und Vorbereitung auf jedes Training und Spiel verbessern kann. Hier habe ich einige kleine «Tricks» wie man seinen Körper und Gedanken auf ein Training oder Spiel einstellen kann und sich weiterentwickelt.

Positive Visualisierung
Dies ist eines der effektivsten Methoden, um dich und dein Selbstvertrauen aufzubauen. Nimm dir kurz vor dem Spiel einige Minuten Zeit und denk an deine besten Aktionen und Erfolge zurück. Stell sie dir bildlich vor deinem inneren Auge vor – was hast du gesehen, gemacht, gefühlt? Versuche, dich voll in die Situation hineinzuversetzen und nimm das gute Gefühl mit für das bevorstehende Spiel. Du wirst merken, wie deine Einstellung augenblicklich positiv ist und du freier aufspielen kannst.

Dein persönliches Ritual
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und lässt sich «programmieren». Ein perfektes Beispiel hierfür sind sogenannte Rituale. Indem du vor jedem Training und Spiel dasselbe machst, gibst du deinem Körper das Signal, dass er jetzt performen muss. Er weiss, was auf ihn zukommt und bereitet sich dementsprechend darauf vor. Ein Ritual kann zum Beispiel sein, dass du eine Minute lang die Augen schliesst und dich konzentrierst, immer denselben Song hörst oder du schnürst dir deine Schuhe sehr bewusst immer in der gleichen Reihenfolge und sage dir dabei im Kopf einen Satz, den dich stärkt, wie z.B. «Ich bin ein starker Spieler!». Such dir etwas aus, was für dich passt.

Setz dir Ziele
Definiere für jedes Training und jedes Spiel (oder Drittel/Einsatz) Ziele. Formuliere diese positiv und klar. Beantworte bei der Formulierung die Frage «Was mache ich in diesem Training/Spiel?».
Zum Beispiel:

– Ich schiesse heute fünf Mal auf das Tor
– Ich gewinne diese Woche im Training 80% meiner Zweikämpfe
– Ich halte 90% aller Schüsse im Spiel

Die Ziele dürfen durchaus ausserhalb der eigenen Komfortzone sein. Denn so treibst du dich selbst zu grösseren Leistungen und kommst einen Schritt weiter. Achte ausserdem darauf, dass die Ziele messbar und terminiert sind. Du solltest danach klar sagen können, ob sie erreicht worden sind oder nicht.

Setzt dir erreichbare Teilziele
Überlege dir zu Beginn, welche Ziele du in dieser Saison erreichen möchtest. Teile diese in umsetzbare Teilziele auf, welche du chronologisch erreichen möchtest, um schlussendlich das Hauptziel zu schaffen. Schreib dir diese auf und bewahre sie an einem gut sichtbaren Platz auf (z.B. am Kühlschrank). So hast du deine Ziele immer vor Augen und machst dir klar, für was du die ganze Arbeit auf dich nimmst.

Mache ausserdem regelmässig eine Beurteilung der Zielerreichung. Sind die Teilschritte angemessen? Bist du im Fahrplan oder musst du etwas anpassen? Ist das Hauptziel immer noch erreichbar? Es ist nicht schlimm, wenn du nicht alle deine gesetzten Ziele erreichen kannst. Passe die Teilschritte an und arbeite dich immer näher zu diesem hin. Aim for the stars and maybe you’ll reach the sky!

Lass dich von Rückschlägen und Fehler nicht herunterziehen
Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, denn deine Leistung wird von vielen Faktoren beeinflusst. Dies kann die Arbeit, Stress oder Familie und Freunde sein, welche dich aus irgendwelchen Gründen beschäftigen. Oder du hast in der Nacht schlecht geschlafen oder etwas Schlechtes gegessen, was dich jetzt beeinträchtigt. All dies löst Stress in deinem Körper aus und hemmt deine Leistungsfähigkeit. Mach dir bewusst, dass du keine Roboter bist und es immer wieder Rückschläge geben wird. Akzeptiere das und schaue nach vorne. Bereits morgen ist ein neuer Tag, um weiter an deinen Zielen zu arbeiten.

 

Wenn auch du dich für mentales Training interessierst und gerne einmal persönlich oder zusammen mit deinem Team an euren mentalen Fähigkeiten arbeitet möchtet, melde dich bei Aart Vrijenhoek.

 

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kramelhofer marcel

In den vielen Jahren, in welchen ich bereits leidenschaftlich Unihockey spiele, bin ich in Kontakt mit zahlreichen Experten und Profis gekommen. Unter dem Namen "Unihockey Skills" lade ich in den nächsten Wochen regelmässig Beiträge über verschiedene Themen im Unihockey hoch. Diese bieten nützliche Informationen zu wichtigen Bereichen des Unihockeylebens. Dabei versuche ich, meine Erfahrungen zusammen mit dem Wissen von Experten zusammen zu bringen um dir eine möglichst breite Palette an Tipps und Tricks weiterzugeben.

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