Wusstest du, dass… der Verschluss der Weinflasche nichts über dessen Qualität aussagt? Hast du auch immer gedacht, du nimmst lieber den Wein mit Korkenverschluss, anstatt den Wein mit Schraubverschluss, da dieser sicherlich eine bessere Qualität hat? Jedoch ist dies quatsch, denn Schraubverschlüsse haben sich nur etabliert, da nicht genug Kork für alle Weinflaschen auf der Welt vorhanden war. So wurden Alternativen zum Korkverschluss entwickelt und darunter auch der Schraubverschluss. Er ist am besten geeignet für Weine, die nicht lange gelagert werden.
Arbeiten am Rebberg über den Sommer hinweg
Jetzt, wo wir wissen, dass der Verschluss der Weinflasche nichts über dessen Qualität aussagt, wollen wir uns doch mal genauer anschauen, was denn im Sommer am Rebberg so gemacht werden muss, um im Herbst qualitativ guten Wein zu erhalten. Im Mai wachsen die Reben in erster Linie und dabei ist auch genug Niederschlag sehr wichtig.
Kümmertriebe und Einschlaufen
Im Juni werden dann vor allem sämtliche Kümmertriebe entfernt. Das sind die Triebe, die den obersten Draht (siehe Beitrag Kippdraht) noch nicht erreicht haben und nie die Qualität bringen, die erwartet wird und die aber den weiter fortgeschrittenen Trieben die Energie rauben würden, die diese benötigen. Zudem werden die Schosse laufend eingeschlauft und mittels Klipps/Drahthaken (siehe Beitrag Kippdraht) fixiert. Die untersten Blätter am Schoss und die Geiztriebe (sogenannte unfruchtbare Seitentriebe) in der Traubenzone werden entfernt. Das Ziel ist, dass die Trauben viel Licht erhalten, da dies Energie gibt, und aber auch genügend Luft, da diese bei der Bekämpfung der Pilzkrankheiten hilft.
Extreme Wetterverhältnisse und der Schutz der Reben davor
Zum Ende des Monats Juni fangen die Reben dann an zu blühen. Nun ist vor allem sonniges und daher auch trockenes Wetter wichtig. Im Juli gilt es nun, die heranwachsenden Trauben vor einem Sonnenbrand zu schützen. Sonnenbrand an Trauben? Jawohl, du hast richtig gelesen! Auch Trauben können sich bei zu starker Sonneneinstrahlung verbrennen. Wie dies für uns schädlich ist, ist dies auch für die Trauben schädlich und mindert die Qualität des Weins. Generell ist Niederschlag zwar schon wichtig, aber vor allem Gewitter mit begleitendem Hagel sind eine Gefahr für die Trauben. Der Hagel kann die Trauben zum Platzen bringen und dadurch Ernteausfälle verursachen. Über den Sommer ist vor allem entscheidend, dass die Reben an Zuckergehalt gewinnen, um eine gute Qualität des Weines vorauszusetzen. Daher gibt es verschiedene Arbeiten am Rebberg, der die Trauben so gut wie möglich vor klimatischen Extremen schützt.
In den Monaten Juli, August und September werden die Schosse gekappt, wenn diese den obersten Draht überwachsen haben. Dies fördert die Bildung der Laubwand. Die Blätter in der Traubenzone werden entfernt, was die Luft besser zirkulieren und die Trauben besser abtrocknen lässt und somit der Fäulnis entgegenwirkt. Zudem bildet man eine Art Sonnendach über der Traubenzone, was nicht nur gegen den oben genannten Sonnenbrand hilft, sondern auch einen gewissen Schutz für Starkregen und teilweise auch Hagel bietet. Das Auslauben der Traubenzone wird zuerst auf der Ostseite vorgenommen und erst später auf der Westseite, da dies die Wetterseite ist.
Zusätzlich zu den oben genannten Arbeiten ist es auch wichtig, dass der Rebberg genügend Wasser erhält, damit die Trauben entsprechend wachsen können. Dies ist vor allem seit einigen Jahren ein immer grösseres Problem, da es immer mehr Hitzetage gab und immer weniger Niederschlag im Sommer. Vor allem für die Jungreben ist eine gute Bewässerung wichtig, daher wurde in Bottmingen eine automatische Tropfbewässerung installiert.
Ertragsregulierung
Über den Sommer hinweg wird auch eine Ertragsregulierung vorgenommen. Sobald die Trauben heranwachsen, werde diese auf maximal zwei pro Schoss reduziert. In einem zweiten Schritt werden auch die Schultern weggeschnitten und bei sehr grossen Trauben der “Spitz” (das heisst der letzte Teil der Traube) entfernt. Zudem ist es auch wichtig, dass die Trauben frei hängen. Sie dürfen demnach weder den Draht noch andere Trauben oder den Pfahl berühren – dies alles würde die Gefahr der Fäulnis erhöhen.
Schädlingsbekämpfung – ein schwieriges Thema
Während der Wachstumsperiode und dem Weichwerden der Traubenbeeren besteht die Gefahr für den Echten und den Falschen Mehltau. Dieser befällt die Rebstöcke und mindert sowohl die Ertragsmenge als auch die Qualität. Falls ihr mehr über den Echten oder den Falschen Mehltau erfahren wollt, dann schaut gerne mal bei Weinlandschweiz vorbei.
Wenn die Traubenbeeren reif sind, wird die Wespenbekämpfung wichtig. Im Rebberg in Bottmingen leben auch noch eine Dachsfamilie und diverse Rehe, die regelmässig den Ertrag “mindern” – ganz zu schweigen von den netten Menschen, die sich selbst bedienen. Um wenigstens die Tiere abzuhalten, gibt es seit zwei Jahren einen Elektrozaun, der um die Rebstöcke gezogen wird.
Ebenfalls ein Thema ist die Kirschessigfliege – genannt Suzuki-Fliege – welche auch dem Rebberg in Bottmingen in den letzten Jahren etliche Sorgen bereitet hat. Die Fliege ist besonders tückisch, da sie ihre Eier in die reifenden Trauben legt und die heranwachsenden Larven somit die Trauben von innen kaputt machen. Die Larven in den Trauben wachsen sehr schnell und können zu enormen Ernteausfällen führen.
Meine weiteren Beiträge:
Vom Rebstock zum Wein – Die Rebstöcke aus dem Winterschlaf holen
Wie bindet man einen Rebstock richtig?
Was ist ein Kippdraht und wieso ist der im Rebberg hilfreich?
Wer trinkt weltweit am meisten Wein?
Wie heisst die Wölbung am Boden der Weinflasche? Weisst du es?
Das Grande Finale des Weinjahres – Die Weinlese
Meine Quellen für diesen Beitrag:
Kirschessigfliege
Korkenverschluss