Wenn das Städtli brennt – ein feuriges Spektakel am Chienbäse Umzug

Die bekannteste Fasnachtstradition aus dem Kanton Baselland stellt der Chienbäse Umzug in Liestal dar. Mehrere tausend Zuschauer aus der Region, aber auch aus der Schweiz und gar dem Ausland strömen in die Kantonshauptstadt. Um den Winter zu vertreiben ziehen die Liestalerinnen und Liestaler mit brennenden Fackeln (Chienbäse) und brennenden Feuerwagen durch die Altstadt und begeistern die Zuschauer mit dem lodernden Inferno. Was der Chienbäse Umzug genau ist, woher er seinen Ursprung hat und was du für deinen Besuch wissen musst, liest du hier!

Was ist der Chienbäse Umzug?
Der Chienbäse Umzug ist das Highlight der Liestaler Fasnacht. Am Sonntag nach Aschermittwoch werden alle Lichter in der Altstadt gelöscht und um 19.15 Uhr beginnt der Umzug. An der Front sind die Kinder mit ihren kleinen Laternen, gefolgt von Fasnachtscliquen mit Kopflaternen, die Pfeiff- und Trommelmärsche spielen. Zum Schluss kommen die brennenden Chienbäse und Feuerwagen. Rund 300 Chienbäse werden während 90 Minuten lang auf den Schultern entlang der Umzugsstrecke getragen. Die Chienbäseträgerinnen und -träger schützen sich gerne mit einem Feuerwehrhelm mit Nackenschutz und einem Ledermantel vor der Hitze und der Glut. Die Feuerwagen bestehen aus einem Metallgerüst und werden mit mehreren Holzsteren gefüllt. Die Flammen können dabei bis zu 10 Meter hoch werden. Im Städtli ist eine enorme, beinahe unerträgliche Hitze zu spüren. Daher ist die Wagenanzahl auf 20 beschränkt. Manche der einheimischen grillieren sogar ausgelassen eine Wurst über dem heissen Feuer.
Beeindruckend zu sehen ist die Stelle, wo die riesigen Feuerwagen das Obertor des Städtlis passieren. Die Feuerwehr muss jeweils sicherstellen, dass das 700 Jahre alte Tor kein Feuer fängt, dafür wird das Holz regelmässig mit Wasser bespritzt.
Grundsätzlich wird der Sicherheit eine enorme Beachtung geschenkt, so sind um die 150 Feuerwehrleute mit vier Löschfahrzeugen im Einsatz und 40 Polizisten sowie 30 Sanitäter sind vor Ort. Dennoch ist während des ganzen Anlasses Vorsicht geboten, denn die Brandgefahr ist hoch.

Die Vorbereitung
Jeder, der zu Liestal eine Verbindung hat, dort aufgewachsen oder wohnhaft ist, kann in der Woche vor dem Umzug seinen eigenen Chienbäse erstellen. Mit Föhrenscheiten (Kiefernholz) und Metalldrähten, werden die Fackeln selbst gebaut – das ist Ehrensache sowohl für die Chienbäseträger als auch für die Füürwägeler. Die meisten Besen wiegen zwischen 20 bis 100 kg, jeder kann dabei selbst bestimmen, wie viel er oder sie tragen möchte und kann. Insgesamt werden rund 90 Stere Holz verwertet. Unter Fachkundiger Anleitung wird sichergestellt, dass die Besen richtig zusammengebaut werden, denn je besser ein Besen gebaut ist, desto länger brennt er. Ziel ist bei allen, denn Umzug von 90 Minuten zu überdauern.  Angezündet werden die Fackeln und Wagen am Anzündplatz, wo sie in einem grossen Feuerkessel zum Brennen gebracht werden. Brandbeschleuniger darf dabei weder für die Chienbäse noch für die Feuerwagen gebraucht werden.

Ursprung und Herkunft der Tradition?
Der Chienbäse Umzug ist ein fasnächtlicher Feuerbrauch. Ursprünglich sollte mit dem Feuer das Ende des Winters eingeläutet werden. Erst seit den 60er Jahren wird der Brauch in der Form gelebt, wie wir ihn heute kennen. Die Geschichte dieses Brauchtums ist sehr turbulent. Eine Übersicht dazu soll nachfolgender Zeitstrahl geben:

Wenn wir noch weiter zurück gehen, basiert der Chienbäse Umzug auf einem noch viel älteren Brauchtum – dem Scheiterhaufen verbrennen, um den Winter zu vertreiben.

Ein paar Eindrücke des Chienbäse Umzuges 2018
Der Umzug 2020 ist aufgrund der Verbreitung des Coronavirus abgesagt worden. Am Umzug 2019 haben starke Windböen über Liestal geweht, daher sind aus Sicherheitsgründen die grossen Feuerwagen verboten worden. Um euch einen Einblick der Tradition zu geben, wie sie normalerweise ist, zeige ich nachfolgend ein Youtube Video aus dem Jahr 2018.

https://www.youtube.com/watch?v=h-PC50RY-cM&t=149s

Du möchtest teilnehmen, was musst du wissen?
Wann: Sonntag 21.02.2021
Zeit: 19.15 Uhr bis ca. 20.45 Uhr
Wo: Altstadt Liestal (Rathausstrasse), Details zur Umzugsroute siehe Routenplan
Wissenswertes:

  • Mit den Öffentlichen Verkehrsmittel anreisen, der Besucherandrang ist sehr hoch, Extrazüge werden von der SBB eingesetzt
  • Den richtigen Platz wählen: die Temperaturen im Städtli werden extrem hoch, Ausweichen ist nicht möglich, das Spektakel kann auch ausserhalb des Städtlis beobachtet werden (im unteren Umzugsteil, in Richtung des Ausbrennplatzes, dort sind die Menschenmassen etwas geringer und genügend Platz ist vorhanden, gerade mit Kindern sehr empfohlen)
  • Kleider können von den Funken Löcher davon tragen, daher nicht die neuesten und keine leicht entflammbaren Kleidungsstücke (wie Daunenjacken) und Schuhe tragen
  • Für die Sicherheit ist gesorgt, die Feuerwehr ist mit hohem Aufgebot vertreten
  • Besuch mit Kindern:
    • Kinder dürfen nicht auf den Schultern getragen werden, da in der Höhe die Hitze noch grösser ist
    • Kinder unter 6 Jahren dürfen den Umzug nur ausserhalb der Umzugsstrecke beobachten
    • Kinder unter 12 Jahren müssen in Begleitung eines Elternteils sein

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Quellen:

Barfi.ch. News. Basel. Tipps und Tricks für den Chienbäse Umzug. Abgerufen am 28.03.2020 von http://barfi.ch/News-Basel/Tipps-und-Tricks-fuer-den-Chienbaese-Umzug2

Lebendige Traditionen.ch. Traditionen. Chienbäse. Abgerufen am 28.03.2020 von http://www.lebendige-traditionen.ch/traditionen/00076/index.htmlhttp://chienbaese.ch/geschichte/

Telebasel.ch. Basel und Region. Baselland. Das war der Chienbäse Umzug. Abgerufen am 20.03.2020 von https://telebasel.ch/2019/03/10/das-war-der-chienbaese-umzug/?channel=105100

Tschopp, S. (2018, 16. Februar). Der neue Chienbäse-Chef weiss: Sollte etwas passieren, könnte dies das Ende des Umzugs sein. Bz Basellandschaftliche Zeitung. Abgerufen am 28.03.2020 von https://www.bzbasel.ch/basel/baselbiet/der-neue-chienbaese-chef-weiss-sollte-etwas-passieren-koennte-dies-das-ende-des-umzugs-sein-132211981

Chienbäse.ch. Sicherheit. Abgerufen am 28.03.2020 von http://chienbaese.ch/sicherheit/

Titelbild: baselland.ch. Baselland. Politik und Behörden. Medienmitteilung. Liestaler Chienbäse an der Fete de Vignerons. Aberufen am 20.03.2020 von https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/besondere-behorden/landeskanzlei/medienmitteilungen/aus-der-sitzung-des-regierungsrats-95

Sabrina

Hallo, ich bin Sabrina. Aktive Fasnächtlerin im Kanton Baselland und verliebt in die Schweiz. Die Berge, die Seen, die schmucken Altstädte und eben die Traditionen und Brauchtümer – für mich einfach faszinierend! Deshalb stelle ich euch in diesem Blog neben Fasnachtstraditionen noch weitere regionale Traditionen und Brauchtümer aus dem Baselbiet vor. Gemeinsam können wir die lustigen, kuriosen und faszinierenden Traditionen kennenlernen. Bist du dabei?

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