Nachdem im Februar der Rebschnitt vorgenommen wurde, gilt es im März, die Tragrute richtig zu binden. Wichtig hierbei ist, dass mit dem Binden erst dann begonnen wird, wenn genügend Safteinschub vorhanden ist – man nennt dies auch Rebbluten. Ansonsten ist die Tragrute noch zu sperrig/steif und sie könnte brechen. Das Binden der Reben erfordert sehr viel Handarbeit und ist im Vergleich zu anderen Arbeiten am Rebberg eher zeitintensiv.
Das Binden
Die Tragrute wird mittels eines speziell dafür entwickelten Geräts (in Bottmingen wird teilweise noch eine «Binde-Pistole» dafür verwendet) mit einer Schnur am Trägerdraht fixiert. Die Schnur wird dabei um die Rute und den Draht gelegt und anschliessend mit der «Pistole» angezogen. Es ist dabei wichtig, die Schnur nicht zu fest zu ziehen, damit die Rute noch etwas Spielraum hat. Ebenfalls wichtig ist, dass die Tragrute beim Austritt aus dem Kopf/Krone festgehalten und stabilisiert wird, denn dies ist die Stelle, an der am meisten Brüche passieren.
Erziehungsformen der Reben
Da die Reben Kletterpflanzen sind, gibt man ihnen eine Kletterhilfe, die eine möglichst gute Weiterbearbeitung ermöglichen soll – man erzieht die Rebe. Der Grund, weshalb in Bottmingen die Reben so geschnitten und gebunden werden, wie ich in diesem und im letzten Post geschrieben haben, liegt an der definierten Erziehungsform der Rebstöcke. Diese wird bereits bei der Bepflanzung der Anlage definiert, da auch Pflanzenabstand, Reihenabstand und weitere Eigenschaften davon abhängen.
Es gibt viele Arten, einen Rebberg zu erziehen, aber immer wird zwischen den Erziehungen mit oder ohne Unterstützungsgerüst unterschieden. Die weitaus häufigere Verwendung ist die mit Unterstützungsgerüst. Profis unter Euch haben bereits beim Rebenschnitt erkannt, welche Erziehungsform in Bottmingen angewandt wird: Der Zuschnitt des Rebstocks folgte an den drei Schnittstellen, die ich euch das letzte Mal beschrieben habe. In Bottmingen werden die Reben demnach nach einer Guyor-Erziehung gepflegt. Das heisst, dass die Reben mit Hilfe eines Drahtrahmensystems in Spaliererziehung erzogen werden.
Beim Binden wiederum wird der Rebstock in Flachbogenform und in einem niederen (bodennahen) vertikalen System gebunden. Das heisst, die Tragrute wird parallel zum Boden und am ersten Draht des Drahtrahmensystems angebunden. Wir nennen diese Erziehungsform den einfachen Strecker.
Der grosse Vorteil an dieser Erziehungsform ist die Tatsache, dass die Traubenzone mehr oder weniger auf einer Linie/Höhe ist, was deren Bearbeitung erleichtert. Ebenfalls kann mit diesem System eine möglichst dichte Laubwand erzeugt werden.
Meine weiteren Beiträge:
Vom Rebstock zum Wein – Die Rebstöcke aus dem Winterschlaf holen
Was ist ein Kippdraht und wieso ist der im Rebberg hilfreich?
Wer trinkt weltweit am meisten Wein?
Wie heisst die Wölbung am Boden der Weinflasche? Weisst du es?
Hat ein Wein mit Korkenverschluss wirklich auch die bessere Qualität?
Das Grande Finale des Weinjahres – Die Weinlese
Liebe Florence
Super Beitrag! 🙂
Ich trinke zwar Wein, habe aber noch wirklich wenig Know-How, welcher Prozess dahinter steckt. Finde es toll, dass du uns auf die Reise der Weinherstellung mitnimmst.
Bin gespannt und freue mich auf die weiteren Beiträge!
Liebe Grüsse
Beryl
Liebe Beryl
Freut mich, dass dir mein Beitrag gefällt. Ich hoffe, dass ich dir das Ein oder Andere noch weitergeben kann.
Liebe Grüsse
Florence