Hast du meinen Stein versetzt? Grenzsteinkontrolle, Bittgang und Gemeindefest – Baselbieter Banntag

Woher weisst du, ob deine Gemeindegrenzen noch richtig stehen ohne Grundbuch? Du musst es kontrollieren. Genau das hat die Bürgergemeinde einmal pro Jahr am Banntag gemacht, um zu schauen, ob die Nachbargemeinden den Grenzstein zu deren Gunsten verschoben haben. Heute ist der Banntag ein Anlass, wo die Pflege der sozialen Kontakte im Vordergrund steht und der Gemeindezusammenhalt gefördert wird. In Liestal und Sissach dürfen jedoch nach wie vor nur die Männer und Kinder teilnehmen. Was der Banntag genau ist und welchen Ursprung er hat, erfährts du hier. Zudem ein Tipp von mir für den Banntag @home.

Was ist der Banntag?
Der Banntag ist in der heutigen Form ein Gemeindefest, welches mehrheitlich am Auffahrtssonntag oder auch an einem anderen Tag im Monat Mai in den Baselbieter Gemeinden stattfindet. Im zürcherischen Unterland sowie im solothurnischen Schwarzbubenland wird dieser Brauch ebenfalls gelebt. Traditioneller Weise werden die Einwohnerinnen und Einwohner von der Bürgergemeinde eingeladen. Gemeinsam machen sich verschiedene Gruppen (sogenannte Rotten) auf zu einer Wanderung. Die Rotten sind beispielsweise eingeteilt in «Wanderer», «Spaziergänger» und «Familien», damit die unterschiedlichen Bedürfnisse gedeckt werden können. Für weniger mobile Personen wird je nach Gemeinde auch ein fahrender Transport ermöglicht. Am gemeinsamen Treffpunkt finden alle Rotten wieder zusammen und werden mit einem musikalischen Empfang der Musikgesellschaft aus dem Dorf begrüsst. Anschliessend wird gepicknickt und gefeiert. Einige Gemeinden nutzen den Anlass für eine Ansprache an die Einwohnerinnen und Einwohner oder, um gemeinsam einen Gottesdienst abzuhalten. Im Vordergrund steht die Pflege der sozialen Kontakte und die Förderung der Dorfgemeinschaft. So sind insbesondere auch Neuzuzüger/innen gern gesehene Teilnehmende.

Was ist der Ursprung und die Herkunft dieses Brauchs?
Seit den 1390er Jahren bestehen gesicherte Beweise, dass in Basel und Umgebung sogenannte Bannumritte stattfinden. Der Banntag hat dabei ursprünglich zwei Funktionen gehabt: Einerseits hat die Bürgergemeinde geprüft, ob die Grenzsteine der Gemeindegrenzen noch am richtigen Ort sind oder sie möglicherweise von den Nachbargemeinden zu deren Gunsten verschoben wurden. Andererseits ist der Banntag als religiöser Akt genutzt worden. Denn bei der Grenzumrundung ist während dem sogenannten Bittgang um Segen und eine reiche Ernte für das kommende Jahr gebeten worden. Als im 19. Jahrhundert die Grundbücher errichtet wurden, hat die Bannumrundung in den meisten Gemeinden an Bedeutung verloren, denn die Grenzkontrollen wurden überflüssig. Erst Anfang des 20. Jahrhundert ist der Brauch als Gemeindefest wiederbelebt worden. Die ursprünglichen Elemente sind jedoch nach wie vor anzutreffen, so werden während dem Banntag Teile der Gemeindegrenzen abgelaufen und je nach Ortschaft ein Gottesdienst abgehalten.

In Liestal und Sissach wird der Banntag auch heute noch in seiner urtümlichsten Form durchgeführt. Dort werden die vier Rotten aufgrund der Wohnquartiere eingeteilt und jede Gruppe läuft einen Viertel der 26.5 km langen Gemeindegrenze ab. Seit dem 17. Jahrhundert sind dort an den Banntagen ebenfalls militärische Gefächtsübungen durchgeführt worden, seither schiessen die Banntagsschützen mit ihren Gewehren während dem Ablaufen der Grenzen immer wieder in die Luft. Der Banntag, der in Liestal ein kommunaler Feiertag darstellt, steht daher immer wieder in Kritik. Dazu kommt, dass die Teilnahme nach wie vor Männern und Kinder vorbehalten ist.

Banntag @home – mein Tipp für dich zum Nachmachen
Wir wissen, wir sollen zuhause bleiben. Eine Wanderung in der Wohnung oder im Haus kann je nach Grössenverhältnis jedoch etwas schwierig werden und ist auch nicht so spannend. Deshalb empfehle ich dir den Fokus auf das Banntag-Picknick zu legen. Kaufe ein, als würdest du dich für das Banntag-Picknick vorbereiten. Verabrede dich zum Mittagessen mit einer oder mehreren Personen über Whatsapp, Zoom, Skype, Google Hangouts etc. und geniesse das Picknick gemeinsam, aber getrennt, auf dem Balkon, der Terrasse oder einfach am Esstisch.

Was sind deine Must-Haves für ein (Banntag)-Picknick?

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Quellen

Baselland Tourismus. Erleben. Kultur und Museen. Brauchtum. Banntag. Abgerufen am 17.04.2020 von https://www.baselland-tourismus.ch/erleben/kultur-museen/brauchtum/banntag

Lebendige Traditionen. Traditionen. Liestaler Banntag. Abgerufen am 17.04.2020 von https://www.lebendige-traditionen.ch/tradition/de/home/traditionen/liestaler-banntag.html

Steiner, K. (2018, 10. Mai). Eigentlich der Basler Banntag. Abgerufen am 17.04.2020 von http://barfi.ch/Titelgeschichten/Auffahrt-Eigentlich-der-Basler-Banntag

Quellen Bilder

Bürgergemeinde Pratteln. Bannumgang. Abgerufen am 24.04.2020 von https://www.bg-pratteln.ch/banntag2020_abgesagt/

Fünfliebertal Tourismus. Banntag Ziefen. Abgerufen am 24.04.2020 von https://www.fuenflibertal-tourismus.ch/ziefen/banntag-ziefen-2012/

Gemeinde Sissach. Banntagseindrücke. Abgerufen am 24.04.2020 von http://www.sissach.ch/de/portrait/fotoalbum/welcome.php?action=showgallery&galid=10718

Sabrina

Hallo, ich bin Sabrina. Aktive Fasnächtlerin im Kanton Baselland und verliebt in die Schweiz. Die Berge, die Seen, die schmucken Altstädte und eben die Traditionen und Brauchtümer – für mich einfach faszinierend! Deshalb stelle ich euch in diesem Blog neben Fasnachtstraditionen noch weitere regionale Traditionen und Brauchtümer aus dem Baselbiet vor. Gemeinsam können wir die lustigen, kuriosen und faszinierenden Traditionen kennenlernen. Bist du dabei?

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2 thoughts on “Hast du meinen Stein versetzt? Grenzsteinkontrolle, Bittgang und Gemeindefest – Baselbieter Banntag

  1. Ich finde, dass dein Picknick schon sehr lecker aussieht 🙂 das einzige was für mich fehlt ist Schokolade ; )

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