Glutenfreie Ernährung – sinnvoller Verzicht oder nur ein Hype?

Gluten: Ist glutenfreie Ernährung wirklich gesünder?

Immer häufiger hören und lesen wir das Wort “glutenfrei“ auf verschiedenen Lebensmittelpackungen und -werbungen. Gerade in den letzten Jahren ist ein regelrechter Hype ausgebrochen. Immer mehr Menschen erfreuen sich an glutenfreien Backwaren. Die Gründe sind verschieden. Eine der Hauptursachen für die Zunahme der Beliebtheit von glutenfreien Produkten ist sicherlich, dass die Zahl von Menschen mit Glutenunverträglichkeiten und Zöliakie stets steigt. Die Betroffenen müssen glutenhaltige Lebensmittel aus ihrem Ernährungsplan streichen, um nicht mit gesundheitlichen Problemen konfrontiert zu werden.

Doch was genau ist Gluten und warum stellt es für so viele Menschen ein Problem dar, es zu sich zu nehmen?

Bei Gluten handelt es sich um ein Protein, welches in vielen herkömmlichen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Gerste oder Roggen vorkommt. Durch dieses Element erhält der Teig seine Elastizität. Dadurch wird ermöglicht, dass Brot und andere Backwaren ihre Form behalten und nicht in sich zusammenfallen.

Bei Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem des Körpers erkennt Gluten als einen Fremdkörper und versucht, diesen anzugreifen. Dadurch kommt es zu Entzündungen und Schädigungen der Dünndarmschleimhaut. Als Resultat wird die betroffene Person mit verschiedenen unangenehmen Symptomen konfrontiert. Einige davon sind starke Bauchschmerzen, Durchfall, Hautausschlag, Gewichtsverlust oder sogar Anämie. Bleibt die Zöliakie unbehandelt, kann sie im schlimmsten Fall zu schweren gesundheitlichen Problemen führen wie einer Schwächung des Immunsystems, einer unzureichenden Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung im Darm oder zu einem erhöhten Krebsrisiko.

Glutenunverträglichkeit und -empfindlichkeit sind keine Autoimmunerkrankungen. Allerdings kann der Körper auch hier mit schweren Symptomen reagieren. Diese ähneln deren der Zöliakie.

Es wird vermutet, dass ungefähr 1 % der Weltbevölkerung an Zöliakie leidet. Die Dunkelziffer dürfte hierbei um einiges höher sein. Sehr viele weitere Personen sind von Glutenunverträglichkeit oder -empfindlichkeit betroffen. Während die Zahl der Betroffenen steigt, ist die Ursache dafür bisher nicht vollständig bekannt. Verschiedene Hinweise deuten darauf, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren einen Einfluss darauf haben. Weiter wird vermutet, dass moderne landwirtschaftliche Praktiken eine höhere Glutenbelastung in Getreideprodukten zur Folge haben. Dies wirkt sich auf die Anzahl der Zöliakiebetroffenen aus.

Gründe für die steigende Beliebtheit von glutenfreien Backwaren

1 % der Weltbevölkerung ist zweifelsohne eine sehr hohe Anzahl an Menschen. Diese Anzahl ist jedoch vergleichsweise tief, wenn man den derzeitigen Hype um glutenfreie Produkte sieht. Gefühlt jeder Dritte legt Wert darauf, dass er keine glutenhaltigen Produkte zu sich nimmt. Gluten wird von vielen als “böse“ angesehen und es werden vermehrt Nahrungsmittel konsumiert, die dieses Protein nicht enthalten und somit angeblich gesünder sind. Einen grossen Einfluss darauf haben sicherlich auch die Lebensmittelhersteller, die das Potenzial erkannt haben und immer mehr glutenfreie Alternativen anbieten. Durch die Werbung wird dieses Thema immer bekannter und suggeriert, dass das Etikett “glutenfrei“ ein Qualitätsmerkmal ist.

Gleichzeitig achten viele Menschen zunehmend auf ihre Gesundheit und somit ihre Ernährung. Obwohl es bis heute keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass glutenfreie Ernährung für Menschen ohne Zöliakie oder Glutenunverträglichkeiten gesünder ist, hat sich dies in den Köpfen vieler Menschen eingebrannt. Tatsächlich kann aber sogar das Gegenteil der Fall sein: Viele glutenfreie Lebensmittel enthalten weniger Nähr- und Ballaststoffe als die herkömmlichen Produkte, was sie in vielen Fällen weniger gesund macht. Zudem ist der Geschmack häufig anders; die Produkte trocknen schneller aus oder sind bröseliger. Um dem entgegen zu wirken, werden in glutenfreien Alternativen oftmals mehr Fett, Zucker, Stabilisatoren sowie Emulgatoren verarbeitet. Demzufolge sind glutenfreie Ersatzprodukte – anders als viele glauben – kein Geheimtipp zum Abnehmen, sondern können sogar eine Zunahme des Körpergewichts mit sich bringen.

Für Personen, die unter Zöliakie, Glutenunverträglichkeit oder -empfindlichkeit leiden, stellen glutenfreie Backwaren die perfekte Alternative dar, so dass sie auf kaum etwas verzichten müssen. Auch Menschen, die vermuten, an Zöliakie oder ähnlichem zu leiden, können unter Umständen vom Glutenverzicht profitieren. Bestehen jedoch keine Autoimmunkrankheiten oder sonstigen Unverträglichkeiten, ist es ratsam, jeweils die Produktverpackungen durchzugehen und sich zu überlegen, ob die glutenfreie Alternative wirklich gesünder ist als das herkömmliche Produkt.

Donika Krasniqi

Interessierst du dich für glutenfreie Ernährung und möchtest wissen, in welchen Fällen ein Verzicht sinnvoll ist? Bist du auf der Suche nach glutenfreien Rezepten? Dann herzlich willkommen zu meiner Blogreihe! Mein Name ist Donika und ich werde in den nächsten Wochen im Rahmen meines Masterstudiums an der Hochschule Luzern verschiedene Artikel zum Thema "glutenfreie Ernährung" posten. Falls du besondere Wünsche oder Interessen zu diesem Thema hast, bin ich sehr offen dafür, diese in meinen nächsten Blogbeiträgen zu behandeln. Schreibe mir dazu einen Kommentar. Ich freue mich!

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13 thoughts on “Glutenfreie Ernährung – sinnvoller Verzicht oder nur ein Hype?

  1. Sehr spannendes und aktuelles Thema – ich freue mich sehr, mehr darüber zu erfahren, da ich selbst Gluten nicht sehr gut vertrage! 😊

    1. Vielen Dank für dein Feedback, liebe Jasmin :). Freut mich sehr, wenn dir mein Beitrag gefallen hat.

  2. Ein sehr qualitativer, gut recherchierter und fundierter Artikel von Frau Krasgnocchi. Aber eines verstehe ich nicht: warum baut man nicht einfach glutenfreien weizen an? ich meine hallo? die in basel forschen schon seit jahren daran. glaube ich.

    1. Geehrter Herr Ambühl

      Herzlichen Dank für Ihr (wie gewohnt) konstruktives Feedback! Überrascht mich nicht, dass Sie mal wieder etwas nicht verstehen. Das liegt äuä am Bildungsniveau in Ihrem Kanton :P.

      Hochachtungsvoll
      G.T. Krasgnocchi

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