Ich «heusche» dir etwas Zeit für meinen letzten Blogbeitrag und mach es wie das Hutzgüri in Sissach

Das Hutzgüri kommt aus der Teufelsküche für einen Abend in Sissach vorbei und bettelt um Gaben. Weil es so wild und gefährlich ist, muss es vom Schärmuuser und anderen Gestalten begleitet werden.  Die Tradition des Hutzgüris ist mehrfach verschwunden und wiederbelebt worden. Was das Hutzgüri genau ist und welchen Ursprung es hat, kannst du nachfolgend lesen. Vielleicht mache ich es wie das Hutzgüri, denn dies ist mein letzter Blogpost den ich im Rahmen meines Masterstudiums in Online Business und Marketing schreibe. Vielleicht verschwinde ich jetzt von meinem Blogger-Leben, um irgendwann und irgendwo wieder aufzutauchen. Deine Meinung dazu ist mir wichtig. Doch zuerst zurück zu dieser einmaligen, faszinierenden und mir völlig unbekannten Tradition aus Sissach.

Was ist das Hutzgüri Sissach?

Am Donnerstag nach Aschermittwoch kommt in Sissach das Hutzgüri und seine Begleiter für eine Nacht aus dem Wald, um von Haustür zu Haustür zu gehen und um Gaben zu betteln. Dabei handelt es sich um einen Heischebrauch, wo Gaben erfordert oder erbittet werden. Begleitet wird das Hutzgüri von vier Tambouren, dem Bott, vom Schärmuuser, dem Vehdokter und den Wäibelwyber. Mit Schellen und Glocken gekleidet springt das Ungeheuer auf und ab und macht somit einen riesigen Lärm. Das lärmende Spektakel wird aufgeführt, damit das Hutzgüri Eier, Mehl, Brot, Wein und Geld erheuschen kann. Die Wäibelwyber sammeln die erhaltenen Gaben in ihren Körben. Weil das Hutzgüri mit seinen zwei Hörnern, den Wildsauzähnen und dem Kuhmantel so wild und gefährlich ist, wird es vom Schärmuuser begleitet, welcher das Hutzgüri an einem Strick von Tür zu Tür führt. Damit die besuchten Sissacherinnen und Sissacher wissen, dass es sich beim Besuch um das Hutzgüri handelt, wird ein Heischespruch aufgesagt. Die besuchten Personen sind heutzutage meist gut vorbereitet und haben reichlich Essen und Trinken zur Verfügung. Das Hutzgüri wird gar freudig erwartet und sein Besuch wird als Ehre wahrgenommen. Wer sich jedoch genau unter der Maske versteckt ist anonym, gewiss ist, dass seit der Wiedereinführung die aktive Teilnahme des Brauches Männern vorbehalten ist. So schnell das Hutzgüri kommt, verschwindet es für ein Jahr auch wieder zurück in die Teufelsküche tief in einem Tal im Sissacher Wald. Was bleibt ist die Erinnerung an den spektakulären Besuch.

Das Hutzgüri wird vom Schärmuuser am Strick von Haus zu Haus geführt

Das Wort Hutzgüri setzt sich zusammen aus Hutz = hutzen, was hüpfen und springen bedeutet und güri, giri = Ungeheuer. Es ist somit ein hüpfendens Ungeheuer. Der Schweizerdeutsche Begriff «heuschä» bedeutet «um etwas bitten» und wird heutzutage immer noch verwendet. Zum Beispiel wird gesagt, «Dörf ich dir ä Zigi/ chli Gäld heuschä?», wenn beispielsweise um eine Zigarette oder Geld gebeten wird.

Was ist der Ursprung und die Herkunft des Hutzgüri?

Beim Hutzgüri handelt es sich um einen heidnischen Heidschebrauch, was bedeutet, dass der Brauch kein religiöser Ursprung hat und bei welchem um Gaben gebeten wird. Über den Brauch wird 1599 erstmals berichtet und besteht somit schon lange vor der Fasnacht. Mit der Fasnacht hat das Hutzgüri auch nichts zu tun, trotz den Parallelen mit Verkleidung und Maske, die auf den ersten Blick zu erkennen sind. Der Ursprung kommt von den mageren Zeiten, als zu dieser Jahreszeit die Lebensmittel langsam knapp wurden. Die Leute sind losgezogen und haben bei den vermögenderen um Gaben gebettelt und damit gedroht, dass sonst das Untier etwas tun würde. Vor dem 1900 Jahrhundert sind die im Baselbiet verbreiteten Heischegestalten überall verschwunden – in Sissach konkret 1870. Anschliessend ist der Brauch lediglich als Heischebrauch von armen Kindern in Erinnerung geblieben, die aus Not um Gaben wie Eier bettelten. 1961 ist das Hutzgüri in Sissach wieder eingeführt worden, aber schon nach ein paar Jahren wieder von der Bildfläche verschwunden, da es von modernen, städtischen Fasnachtsformen verdrängt wurde. Seit 1985 ist das Hützgüri jedoch wieder zurück in Sissach und bringt viel Freude in das Dorf.

Das Hutzgüri mit seinen Begleitern in Sissach

Du möchtest teilnehmen, was musst du wissen?

Wann:  jeweils am Donnerstag nach Aschermittwoch, 18.02.2021
Zeit: nach dem Eindunkeln
Wo: im Dorf von Sissach
Wissenswertes:

  • Das Hutzgüri sucht sich selbst aus, wen es besuchen möchte
  • Ein paar Tage vor dem Besuch werden die betroffenen vorgewarnt, dass sie für genügend Essen und Trinken sorgen können und so das Hutzgüri nicht verärgern müssen

Mein letzter Blogpost – wie soll es weitergehen?

Das Semester ist vorbei und somit auch meine interessante Zeit als Bloggerin zum Thema Tradition und Brauchtum im Baselland. Es hat mir grossen Spass gemacht und tolle Chancen haben sich durch das Projekt entwickelt, die ich zukünfig verfolgen möchte. Jetzt bist du gefragt, deine Meinung ist mir wichtig:

  • Wie hat dir mein Blog gefallen?
  • Wie soll es weitergehen?
    • weitere Berichte über Traditionen und Brauchtümer aus dem Baselbiet
    • Berichte über Traditionen und Brauchtümer aus anderen Regionen der Schweiz
    • für den Moment reicht es…;)

Ich bin dir dankbar für dein kurzes Feedback.

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Quellen:

Geschichte.bl.ch. Moderne Kunst. Hutzgüri. Abgerufen am 17.05.2020 von https://bit.ly/3bzkNTS

Heiner-Oberer.ch. S’Hutzgüri. Abgerufen am 17.05.2020 von https://www.heiner-oberer.ch/2008/02/s-hutzguri/

Oberer, H. (2005, 10. Februar). Heute Abend ist das Sissacher Hutzgüri unterwegs. «Hutzgüri geri, Stockfisch mit Eri – Hutzgüri, schüttle di». Volksstimme Sissach, 5.

Srf.ch. Regional Journal Basel. Hutzgüri. Abgerufen am 23.05.2020 von https://www.srf.ch/play/radio/regionaljournal-basel-baselland/audio/hutzgueri-verunsichert-sissach?id=8a6a0bdb-0642-4416-933a-2cb8783c55d3

Bilder

Privates Bildarchiv von Heiner Oberer

Sabrina

Hallo, ich bin Sabrina. Aktive Fasnächtlerin im Kanton Baselland und verliebt in die Schweiz. Die Berge, die Seen, die schmucken Altstädte und eben die Traditionen und Brauchtümer – für mich einfach faszinierend! Deshalb stelle ich euch in diesem Blog neben Fasnachtstraditionen noch weitere regionale Traditionen und Brauchtümer aus dem Baselbiet vor. Gemeinsam können wir die lustigen, kuriosen und faszinierenden Traditionen kennenlernen. Bist du dabei?

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2 thoughts on “Ich «heusche» dir etwas Zeit für meinen letzten Blogbeitrag und mach es wie das Hutzgüri in Sissach

  1. Liebe Sabrina, ich fand deine Beiträge spannend & amüsant sowie abwechslungsreich geschrieben. Mehr als nur einmal habe ich gedacht “was es nicht alles gibt.” Also vielen Dank für diese Einblicke und die Heranführung an die teilweise lustigen Wörter und Brauchtümer..ich habe die knackigen Lektüren jeweils gerne gelesen und würde dies auch weiterhin tun, wenn du wieder, wie du schreibst, auftauchen würdest ;-).

    1. Liebe Madeleine
      Vielen Dank für dein Feedback. Ich freue mich, dass dir die Einblicke gefallen haben und du auch zukünftig meine Beiträge lesen würdest.

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