In einem Kommentar in einem früheren Blogbeitrag zum Thema “Jung führt alt” wurde ich gefragt, welche Ansprüche denn die nachrückenden Generationen an die Führungskräfte hätten. Gerne stelle ich euch hierzu meine Gedanken, Erfahrungen und Auszüge aus der Literatur vor:
Um welche Generationen geht es?
Oftmals wird der Generationenbegriff schubladisierend verwendet und eng an Geburtsjahre geknüpft. Lustigerweise ist aber die Abgrenzung beispielsweise der “Generation Y” je nach konsultierter Quelle unterschiedlich. Mal fängt die Generation bei 1980 an, mal bei 1982. Mal sind Personen bis und mit Jahrgang 1995 der Gen Y zugehörig und manchmal sogar bis 1999. Trennschärfe ist hier nicht gegeben, illustriert aber das Problem, das mit einer strengen Auslegung des Generationenbegriffs einhergeht: Es geht viel weniger um das Jahr, in welchem jemand geboren wird, als vielmehr um das Wertemuster, das die Person aufweist. Klar, kann eine Person mit Jahrgang 1994 der Generation Z zugehörig sein, gleich wie eine Person, die kurz nach der Jahrtausendwende geboren wurde, sich der Generation Y zugehörig fühlen kann.
Einig ist sich die Literatur insofern, als dass diese Begriffe – wenn auch alterstechnisch nicht immer trennscharf – einheitlich verwendet werden, um diese Alterskohorten zu beschreiben und charakterisieren. Auch im Rahmen der aufgeworfenen Frage im Kommentar fokussiere ich in diesem Blogbeitrag auf die Generationen Y und Z.
Welche Erwartungen an die Führung haben die Generationen Y und Z?
Gerade bei der Generation Y wird bei den Erwartungen an die Führungskräfte sichtbar, dass die Arbeitswelt stark im Umbruch ist und unter anderem von der Gen Y stark mitgeprägt wird. Die Generation Y hat den Anspruch, viel kooperativer unterwegs zu sein in den Teams und stellt Hierarchien in Frage. Gleichberechtigung wird zur Voraussetzung – ja zur Selbstverständlichkeit. Sie wünschen sich – und das haben sie mit der Generation Z gemeinsam – eine viel aktivere Rolle im Team, Einbindung und Vertrauen. Für die Führungskräfte ist dies durchaus eine Herausforderung; egal ob bei jungen oder erfahreneren Führungskräften. Die Generation Y ist durchaus bereit, grosse Leistung zu erbringen, erwartet aber Gespräche auf Augenhöhe und will ernstgenommen werden. Ausserdem werden die Sinnhaftigkeit der Arbeit und die Life-Balance immer wichtiger. Einerseits will die Gen Y einen Sinn in der Arbeit finden und Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren. Motivierende Rahmenbedingungen sind denn auch nicht bloss ein hohes Gehalt, sondern Flexibilität, allenfalls ein Teilzeitpensum und weitere Möglichkeiten für modernes Arbeiten. Im Endeffekt wird es für die Arbeitswelt zentral sein, die Bedürfnisse dieser Generation zu verstehen und darauf einzugehen, um die gut ausgebildeten Personen dieser Alterskohorte zu binden. Ein junger Familienvater hat andere Bedürfnisse als eine karriereorientierte Single-Frau.
Die Grundwerte der Generation Z sind nicht grundlegend anders, gerade was das Infrage-stellen von Hierarchien angeht. Es geht der Generation darum, eine klare Rolle zu haben, eingebunden zu sein und – ähnlich wie die Generation Y – kreativen Freiraum zu haben. So können eigene Ideen eingebracht und umgesetzt werden.
Wo liegen die Unterschiede zwischen den Generationen Y und Z
Gemäss dem Jugendforscher Simon Schnetzer sind sich die Generationen Y und Z in den Grundwerten recht ähnlich. Beide stellen Hierarchien in Frage und fordern auch Freiräume ein. Im Unterschied zur Generation Z sei die Gen Y verbindlicher und allenfalls noch etwas loyaler. Die Millennials, wie die Angehörigen der Gen Y auch genannt werden, kennen noch eine Welt ohne Smartphones und nutzen entsprechend auch die sozialen Medien noch etwas anders als die Gen Z. Beispielsweise bleiben sie ihren Netzwerken, denen sie beitreten eher treu, als die jüngere Generation.
Die Gen Z gewichtet den Spassfaktor bei der Arbeit gemäss Studien von Simon Schnetzer noch höher als die Millennials. Die Z-ler sind ständig online und sind sich sofortige Rückmeldungen gewohnt, dies fordern sie auch bei der Arbeit ein, was für Führungskräfte jeglichen Alters eine Umstellung darstellen wird.
Gemäss Studien denken die Z-ler auch etwas weniger integrativ, was Arbeit und Freizeit angeht. Sie zeigen sich zwar total flexibel was die Arbeitszeit und den Arbeitsort angeht, allerdings wollen sie das Privat- und Berufsleben strikter trennen können. Bei der Generation Y verschmelzen Berufs- und Privatleben stärker.
Wie muss eine Chefin oder ein Chef sein?
Diese Frage wird in den nächsten Jahren noch oft gestellt und auch die Antwort darauf wird sich entwickeln. Das ist auch schon die Antwort auf die Frage: eine moderne Führungskraft muss sich im Umgang mit den Generationen Y und Z selbst reflektieren und ständig weiterentwickeln können. Es bedarf eine gewisse Medienkompetenz und die gewählten Kanäle zur Kommunikation können nicht mehr einfach vorgegeben, sondern sollten den Bedürfnissen der Mitarbeitenden angepasst werden. Eine Führungskraft soll sowohl Coach und Freund sein, als auch mit Fachkompetenz und als “Feuerwehrmann” glänzen, indem er schnell reagiert, rasch Feedback gibt und sich verändernden Situationen schnell anpasst. Kommunikationsfähigkeit, Vertrauen und Humor werden zu einem gewissen Grad vorausgesetzt, genauso wie die Fähigkeit, Mitarbeitende zu entwickeln. Mithilfe von Storytelling kann die Sinnhaftigkeit und die Rolle des Mitarbeitenden aus der Gen Y oder Z noch besser vermittelt werden.
Wurde ich mit diesem Blogeintrag auch deinen Erwartungen gerecht? Teilst du die Meinung zu den Bedürfnissen und Erwartungen der Generation Y und der Generation Z? Lass es mich via Kommentarspalte wissen.
Noch nicht genug von Leadership? Hier die Links zu meinen vergangenen Posts:
Leadership | Führen in Zeiten des Virus
Leadership im Dialog | Unterstützung für junge Führungskräfte
Leadership | Erwartungen gehen mit jeder Führungsposition einher
Leadership | Kann man das lernen?
Quellen:
https://irf.fhnw.ch/bitstream/handle/11654/27946/B%C3%BChler%20Ursina.pdf?sequence=1&isAllowed=y
http://innovation-evangelists.com/fileadmin/Dateien/PDF/Artikel/New_Leadership_-_Fuehrung_in_der_Arbeitswelt_4.0.pdf
https://simon-schnetzer.com/wp-content/uploads/2019/03/Highlights-Studie-Junge-Deutsche-2019-GenerationZ-GenerationY-Simon-Schnetzer-Jugendforscher.pdf
https://www.monster.ch/de/mitarbeiter-finden/recruiting-tipps/personalmanagement/personalfuhrung-entwicklung/die-generation-y-fuehren-110660/
Vielen Dank Kristian für deine Ausführungen, habe die Zeilen mit Interesse gelesen. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und hoffe, noch das eine und andere bezüglich Leadership der nächsten Generation zu lesen/hören.
Danke für das Kompliment. Ja, ein paar Beiträge gibt es sicher noch 🙂