Mit dem Smartphone zum perfekten Portraitfoto

Drei Versuche. Mehr nicht. Egal, wie sehr du dich anstrengst, wenn du’s vermasselst, hast du’s vermasselt. Im schlimmsten wird dich das Ergebnis noch Jahre ganz unverfroren mit einem schelmischen Lächeln an dein Versagen erinnern. Und ein ordentliches Loch in dein wohlgehütetes Portemonnaie reisst der ganze Spuk ebenfalls. Ja, es gibt wohl kein undankbareres Ding im Leben. Die Rede ist von den verqualmten Sofortbild-Fotoboxen. Jep, richtig gelesen. Denn wer kennt es nicht? Ganz urplötzlich im Leben muss ein Portraitfoto her – ob als Bewerbungsfoto, für ein neues Ausweisfoto oder Profilfoto auf einem der persönlichen Social-Media-Kanäle. Schreit förmlich nach einem Foto-Tag. Also machst du dich frisch, ziehst dir die feinsten Klamotten über und vereinbarst vorher auf die Schnelle noch einen Termin beim Frisör, Fotokasten aufgesucht – und dann das. Drei Versuche, dreimal pures Versagen. Das Foto will und will nicht gelingen. Der Dank? Ein zwangsmässig ausgewähltes Portraitbild, das der olle Kasten geschossen hat, und dir im Grund nicht einmal gefällt. Und dafür bezahlst du auch noch. Der pure Horror.

Doch mal halblang. Damit fangen wir gar nicht erst an. Denn wir wollen schliesslich keinen Stress und schiessen das Portraitbild ganz einfach selbst. Zu aufwendig, zu schwierig, meinst du? Mitnichten. Denn ein Portrait erstellt sich mit dem Smartphone beinahe von ganz alleine. Kurzes Selbstmarketing vorweg: Wenn du meine Blogposts schon mit Neugier gelesen und meine Tipps verfolgt hast, so konntest du hoffentlich vieles über Landschafts- und/oder Objektfotografien lernen – und das ganz ohne teure Spiegelreflexkamera. Die Qualität der in den Smartphones verbauten Kameras ist mittlerweile so gut, dass brauchbare Ergebnisse keine Sache der Unmöglichkeit mehr sind. Und diesen Fakt wollen wir uns nun für das Erstellen von Portraitbildern zunutze machen. Du solltest aber wissen, worauf du bei den Portraitfotos achten solltest. Also schnapp dir jemanden aus deinem Umfeld und los geht’s.

Nutze immer die Hauptkamera

Die meisten Smartphones verfügen heutzutage über zwei Kameras – eine Front- sowie eine Hauptkamera. Meistens ist es so, dass aber die Frontkamera im Vergleich zur Hauptkamera über viel weniger Megapixel verfügt. Nutze deshalb die sich auf der Geräterückseite befindende Kamera, um ein möglichst hochauflösendes Ergebnis zu erzielen. Die umgangssprachliche «Selfie-Kamera», sprich Frontkamera, verfügt oftmals nebst der eher schlechteren Fotoqualität auch über ein Weitwinkel-Objektiv, durch welches das Gesicht etwas verzerrt dargestellt werden kann. Diese Kamera würde ich nur bedingt einsetzen, also höchstens mal für ein Selfie zwischendurch.

Achte auf die Beleuchtung

Der nächste Punkt, der zu beachten ist, ist die Beleuchtung. Diese kann einen grossen Einfluss auf deine Portraitaufnahme mit dem Smartphone haben. Sofern die Belichtung stimmt, kannst du auch ein Foto mit einer niedrigeren Auflösung schiessen, welches immer noch professionell wirkt. Sicherlich solltest du darauf achten, dass genügend Lichteinstrahlung vorhanden ist, jedoch solltest du aber Aufnahmen gegen das Licht oder mit viel Sonneneinstrahlung vermeiden. Dies wirft nur Schatten auf dein Gesicht, was dich dann wiederum unvorteilhaft aussehen lässt. Ich persönlich mache solche Fotos am liebsten draussen bei leicht bedecktem Himmel. So ist die Sonneneinstrahlung nicht allzu stark und durch die Wolken werden nur weiche Schatten erzeugt. Bist du aber eher jemand, der lieben drinnen fotografiert? Kein Problem. Denn je nach Verwendungszweck deines Portraitfotos ist dies auch die bessere Entscheidung. In einem geschlossenen Raum solltest du aber darauf achten, dass du von natürlichem Licht Gebrauch machen kannst. Fenster sollten sich aber eher hinter der Person, die fotografiert, befinden, damit die Person, welche fotografiert wird, etwas erhellt wird. Auf diese Weise bekommst du bestimmt keine Probleme mit dem Gegenlicht. Ganz wichtig ist auch, dass die Lichtquelle nicht frontal gegen das Gesicht gerichtet ist, da deine Visage dann meist kontrastlos und viel zu hell erscheint. Bei leicht eingedrehter Position der zu fotografierenden Person bekommt die eine Gesichtshälfte auch ein bisschen mehr Helligkeit ab als die andere. Dies wäre ideal für das perfekte Portraitfoto.

Der Hintergrund sorgt für Stimmung

Bei der Auswahl deines Hintergrunds kannst du deiner Kreativität freien Lauf lassen. Jedoch solltest du aber trotzdem darauf achten, dass dieser nicht zu dominant wirkt und nicht vom eigentlichen Sujet, der Person, ablenkt. Um dies zu vermeiden, kannst du bei Hintergründen, die vielleicht verschiedene Personen oder Objekte beinhalten, den Bokeh-Effekt beim Fotografieren verwenden. Dieser wird meistens selbstausgelöst, wenn du zum Beispiel bei deinem iPhone gleich im Portrait-Modus fotografierst. Der Bokeh-Effekt erzeugt die richtige Hintergrundunschärfe und stellt die Objekte verschwommen dar. Dies sieht meiner Meinung nach sehr cool aus.

Auf die Tiefenschärfe kommt es an! Schau deshalb immer, dass die Person, welche fotografiert werden soll, nicht unmittelbar vor der Wand steht. So würde das Foto an räumlicher Tiefe als auch an Kontrast verlieren.

Die Perspektive macht es aus

Schliesslich willst du die zu fotografierende Person von ihrer Schokoladenseite darstellen. Meistens ist dafür Herumexperimentieren gefragt, dies auch bei Profi-Fotografen. Damit das Gegenüber aber auch bestens in Szene gesetzt wird, solltest du auch wissen, dass Bilder von unten aufgenommen leicht arrogant wirken und zu einem leichten Doppelkinn führen können. Fotos, die von oben aufgenommen werden, lassen das Gesicht wiederum schmaler erscheinen. Wie schon erwähnt, sollte die Person etwas eingedreht sitzen oder stehen und nicht frontal in die Kamera schauen. Dies kommt auch wieder der Beleuchtung zu Gute!

Stativ nicht vergessen

Wie ich schon in meinen letzten Blogposts geschrieben habe, ist für eine professionelle Aufnahme ein Kleinobjektiv fast unabdingbar, damit du beim Fotografieren nicht verwackelst. Stativ-Höhe und allenfalls Sitzhöhe der zu fotografierenden Person sollten also aufeinander abgestimmt sein.

Sollte es trotzdem ein Selfie sein?

Naja, ich muss zugeben, es kann ja mal vorkommen, dass du in der Not doch ein Selfie von dir oder einer Gruppe mit dir machen sollst. Auch wenn ich nicht ein allzu grosser Fan von Selfies bin, gebe ich dir hiermit noch ein paar nützliche Tipps. Natürlich solltest du hinsichtlich der Belichtung, des Hintergrundes und der Perspektive auch die obenstehenden Ratschläge befolgen, damit das Gesicht nicht abgeschattet oder unattraktiv rüberkommt. Natürlich würdest du auch mit der Hauptkamera bessere Fotos erzielen, nur müsstest du vorab checken, ob du oder alle weiteren Personen im Bild sind. Dafür kannst du auch wieder ein Stativ verwenden und den Selbstauslöser benutzen. Ich weiss, teilweise bleibt beim Selbstauslöser ein bisschen wenig Zeit übrig, um wirklich auch noch die Haarpracht in Form zu bringen. Von daher soll dir folgender Tipp für Abhilfe sorgen: Wenn dein Smartphone auf einem Stativ steht, schliesse einfach deine Kopfhörer an das Smartphone und löse dein Foto über die Lautstärketaste aus. Im Vergleich zum Selbstauslöser entscheidest du bei dieser Variante, wann das Foto abgedrückt werden soll. Ebenfalls bietet es dir den Vorteil, dass du das Smartphone nicht berühren musst und die Aufnahme dadurch nicht verwackelt wird. Dies funktioniert allerdings nur mit Kabelkopfhörern, welche über eine AUX-, Lightning- oder USB-Schnittstelle eingesteckt werden. Aber nicht dass du mir die Kopfhörer dann auch noch in die Ohren steckst – die sollen nicht sichtbar sein, also halte deine Hörer lieber in den Händen, fern vom zu fotografierenden Bereich. Ach und übrigens: Mit Kopfhörern wie den Apple AirPods, die über Bluetooth verbunden werden, funktioniert dieser Trick leider nicht. Aber nun zurück zum Selfie: Die Frontkamera reicht in diesem Fall völlig aus, um ein Foto zu machen, welches du dann auf Social Media posten kannst. Wichtig ist, dass du den Portrait-Modus verwendest und die Gesichtserkennung aktiviert ist.

 

Die richtige App für den Feinschliff

Möchtest du deine Fotos noch qualitativ nachbearbeiten, so empfehle ich dir meinen Blogpost «After Effects: Hol das Maximum aus deinen Fotos raus» zu lesen.

Je nach Mobilgeräte beinhaltet deine Kamera aber schon einen Beauty-Modus für glattere Haut. Ansonsten gibt es ähnliche Apps für spezielle Portraitretusche und digitales Schminken wie «Facetune» oder «Cymera». Übrigens gibt es auch Apps, die zeitgleich mit Front- und Hauptkamera aufnehmen und die beiden Aufnahmen kombinieren. Auf diese Weise zeigen sie dein Gesicht und die Umgebung dazu. Eine kostenlose App, die dir diese Möglichkeit bietet, ist «Frontback».

Und jetzt bist du an der Reihe! Foto-Tag – ganz ohne Stress, und vor allem ohne stickiger Fotokasten. Viel Spass beim Ausprobieren!

Und hier noch ein paar weitere Tipps sowie kreative Ideen für deine Portraitfotos:

https://www.youtube.com/watch?v=NALsNo0qHew

(Titelbild: © pcworld.com)

Michael

"The best camera is the one that’s with you" – Meine Leidenschaft ist es, mit dem Smartphone tolle Schnappschüsse in hochwertiger Qualität zu machen, denn ohne Fotografie ist der Moment für immer verloren, so als ob es ihn nie gegeben hätte.

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4 thoughts on “Mit dem Smartphone zum perfekten Portraitfoto

  1. Hoi Michi

    Wie immer, sehr ausführlicher und sehr nützlicher Artikel! 👏 Und du hast auch sehr beeindruckende Bilder und Videos veröffentlicht. 😉

    Liebe Grüsse
    Serdar aka #EasyMobiliser

    1. Hoi Serdar, das freut mich sehr! 😉 Ich freue mich immer wieder auf dein Feedback! 😀 Auch deine Bilder und Videos sind schön! 😉

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