Mietfragen & Mietvertrag

Der sichere Pfad durch den Mietdschungel Teil 1

Von der Wohnungssuche bis zum Einzug

Die Suche nach der richtigen Wohnung kann in der heutigen Zeit einem Hindernislauf gleichen – Angebote sind knapp, die Konkurrenz ist gross und die Tücken zahlreich. Hinzu kommt die Herausforderung, einen Mietvertrag zu verstehen und fair zu gestalten. Hat man die ideale Wohnung dann endlich gefunden, warten Papierkram und Vertragsparagraphen auf einem. Dies ist verunsichernd und macht den Wohnungswechsel zum Hürdenlauf.

Wer kennt es nicht? Nach Stunden der Recherche findet man endlich ein ansprechendes Inserat, doch die Unsicherheit bleibt: Ist der Preis fair? Sind die Nebenkosten realistisch? Was, wenn der Mietvertrag versteckte Kosten enthält? Fehlentscheidungen können hier langfristig das Budget belasten und den Wohntraum schnell zum Alptraum machen.
Um diese Hürden zu überwinden, gibt es bewährte Strategien und Ressourcen, wie die vom Mieterinnen- und Mieterverband, die dir helfen, den Überblick zu behalten und sicher in dein neues Zuhause zu gelangen.

1. Eine geeignete Wohnung finden

Die Wohnungssuche ist für viele ein aufregendes Unterfangen, kann jedoch auch schnell überwältigend und frustrierend werden. Mit diesen Tipps bist du gut gewappnet:

Die Suche

In der digitalen Ära sind Online-Plattformen zu den wichtigsten Instrumenten für Wohnungssuchende geworden. Aber auch die klassischen Medien wie lokale Tageszeitungen bieten noch immer eine verlässliche Quelle, besonders wenn es um Angebote von privaten Vermietern geht, die auf moderne Methoden verzichten.

Wer sich nicht selbst mit der Wohnungssuche rumschlagen will, kann auf Maklerdienste zurückgreifen. Aber Vorsicht, auch hier gibt es Tücken, die man beachten sollte.

  1. Vermeide Anbieter mit 0900-Nummern, diese sind kostenpflichtig und meist unseriös.
  2. Zahle niemals im Voraus. Seriöse Unternehmen fordern erst nach dem Unterzeichnen des Vertrags zur Zahlung auf.

Das Inserat ist deine erste Begegnung mit der potenziellen neuen Wohnung. Doch nicht jedes glänzende Angebot hält, was es verspricht. Sei wachsam bei extrem niedrigen Nebenkosten – dies könnte ein Indikator für nicht aufgeführte Zusatzkosten sein. Eine schriftliche Nachfrage beim Vermieter kann hier Klarheit schaffen.

Tipps für erfolgreiche Besichtigungstermine und Bewerbungen

Der Besichtigungstermin ist deine Gelegenheit, nicht nur die Wohnung, sondern auch das Umfeld und die Nachbarschaft kennenzulernen. Stelle sicher, dass du gut vorbereitet bist: Informiere deine Referenzpersonen im Voraus, damit diese auf Anfragen reagieren können, und stelle sicher, dass du einen aktuellen Strafregisterauszug bereit hast, falls du dich für die Wohnung gleich bewerben möchtest.

Nutze die Chance, mit aktuellen Mietern ins Gespräch zu kommen. Erfahre mehr über ihre Erfahrungen und erkundige dich – sofern möglich – nach dem letzten Anfangsmietzins. Dies kann dir einen Anhaltspunkt geben, ob und wie stark der Mietpreis gestiegen ist.

Denke daran; der erste Eindruck zählt. Idealerweise, ist die Besichtigung der erste Schritt zu deiner neuen Traumwohnung, sei deshalb pünktlich und interessiert, überlege dir bereits einige Fragen für die Vermietenden und stelle sicher, dass du alle wichtigen Infos, wie mögliches Bezugsdatum, Referenzen, Versicherungsunterlagen und Registerauszug, bereit hast.

Lege deiner Bewerbung ein persönliches Schreiben bei in dem du dich vorstellst und darauf eingehst, warum du gerne in die Wohnung ziehen möchtest. Gerade in Zeiten wie jetzt, wo Wohnungen knapp sind, kann es die Entscheidung der Vermietenden positiv beeinflussen, wenn sie einen persönlichen Eindruck von den Bewerbenden erhalten.

2. Der Mietvertrag

Der Mietvertrag ist dein Tor zum Wohnsegen oder Mietstress. Es ist deshalb wichtig, dass du ihn dir gut durchliest und sicher gehst das Verantwortlichkeiten geklärt sind, Nebenkosten und Mietkaution festgelegt sind.

Achte auf folgendes:

  • Der Vertrag sollte klar den Nettomietzins, die Nebenkosten und die Kündigungsfristen definieren.
    Die Nebenkosten können akonto oder pauschal einbezahlt werden, dies muss im Vertrag geregelt sein. Wenn du akonto einzahlst, zahlst du jeden Monat einen vorbestimmten Betrag ein. Die Vermieterschaft rechnet dann einmal im Jahr ab. Achte darauf, dass der akonto Betrag nicht zu klein ist, damit teure Nachzahlungen vermieden werden können.
  • Überprüfe, ob “Allgemeine Vertragsbedingungen” (AVB) genannt und gültig sind.
    AVBs sind nur gültig wenn diese im Vertrag erwähnt werden und nicht vom zwingenden Gesetz abweichen.
    “Dies bedeutet: Trotz Ihrer Unterschrift gelten die gesetzwidrigen Bestimmungen nicht. So zum Beispiel die Regel, wonach Mieter alle Reparaturen im Betrag von bis zu 1% der Jahres-Nettomiete selber bezahlen müssen.”(Mieterinnen- und Mieterverband, o. J.)
  • Mietkaution
    Für die Mietkaution kann der Vermieter bis zu drei Monatsmieten einfordern. Um dich selbst zu schützen solltest du die Kaution unbedingt auf ein Sperrkonto einzahlen.
  • Änderungen am Mietvertrag
    Die Vermieterschaft muss allfällige Änderungen am Mietvertrag per amtlichem Formular ankündigen. Auf diesem Formular ist auch erwähnt, dass die Mieterschaft 30 Tage Zeit hat, die Änderungen anzufechten. Dies geschieht vor einer Schlichtungsbehörde.

Sobald du den Mietvertrag unterschrieben hast, solltest du mit den Vorbereitungen für den Umzug starten. Der Mieterinnen- und Mieterverband hat dafür eine ausführliche Checkliste erstellt, sieh sie dir unbedingt an.

3. Der Einzug

Übergabeprotokoll: Deine Sicherheit beim Einzug

Das Übergabeprotokoll ist ein essenzielles Dokument, das den Zustand der Wohnung bei der Übergabe festhält. Besteht der Vermieter nicht selbst auf ein solches Protokoll, solltest du die Initiative ergreifen. Es sollte detailliert den Zustand jedes Zimmers, aller Einrichtungen und Geräte sowie mögliche Schäden oder Mängel dokumentieren. Sorge dafür, dass alle Parteien – du und der Vermieter oder dessen Vertreterin – das Protokoll unterschreiben. Dieses Dokument wird zum unverzichtbaren Beleg, sollte es später zu Meinungsverschiedenheiten über eventuelle Beschädigungen oder den allgemeinen Zustand der Wohnung kommen. Falls du nach dem Bezug weitere Mängel feststellen solltest, kannst du diese nachträglich melden. Die Meldefrist ist üblicherweise in dem Protokoll festgehalten. Nimm Bilder der Schäden auf und benachrichtige deine:n Vermieter:in schriftlich über die Mängel. Lass dir unbedingt ein ergänztes Protokoll zukommen, damit bei der späteren Abgabe der Wohnung nicht du für die Schäden aufkommen musst..

Erste Schritte in der neuen Wohnung: Vorbereitung ist die halbe Miete

Sobald du die Schlüssel in Händen hältst, gibt es eine Liste von Aufgaben, die du angehen sollten:

  • Anmeldung: Melde deinen neuen Wohnsitz innert der vorgegebenen Frist der Einwohnerkontrolle
  • Funktionsprüfung: Überprüfe alle Einrichtungen. Teste Wasserhähne, Heizkörper, Elektrogeräte und schau nach, ob alle Fenster und Türen ordnungsgemäss funktionieren. Solltest du Mängel feststellen, dokumentiere diese und informiere umgehend die Vermieterschaft.
  • Strom- und Wasserzähler: Notiere dir sicherheitshalber den Stand der Strom- und Wasserzähler.
  • Nachbarschaft: Lerne deine Nachbarn kennen. Ein gutes Verhältnis zu den Menschen in deiner unmittelbaren Umgebung kann im Alltag von grossem Vorteil sein.
  • Mieterverband: Auch wenn bei der Übernahme und dem Mietstart alles rosig läuft, eine Mitgliedschaft bei der kantonalen Sektion des Mieterinnen- und Mieterverband kann nützlich sein, falls sich die Zeiten einmal ändern. Solltest du während oder nach dem Einzug Schwierigkeiten oder Uneinigkeiten mit deiner Vermieterin haben, kannst du als Mitglied von den gratis Dienstleistungen des Mieter:innenverband profitieren. Zum Beispiel von gratis Rechtsberatung oder Begleitung einer Mietexpertin bei der Wohnungsübergabe.

Ausblick

Du hast jetzt die Grundlagen für einen erfolgreichen Start in dein neues Zuhause. Aber was kommt als Nächstes? Im zweiten Teil der Serie „Der sichere Pfad durch den Mietdschungel“ tauchen wir tief in das ein, was nach dem Einzug geschieht und schaffen uns einen Überblick über die Rechte und Pflichten von Mieterin und Vermieter.

Bevor wir uns diesem Thema zuwenden, lade ich dich herzlich ein, Teil der kommenden Community-Folge zu sein. Deine Erfahrungen und Fragen sind wertvoll und können vielen anderen helfen. Bitte fülle die kurze Umfrage aus und lass mich wissen, was dir unter den Nägeln brennt. Gerne kannst du mir auch einen Kommentar da lassen!

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Saralena

Ich bin Saralena Rolli, zuständig für Marketing- und Kommunikation beim Mieterinnen- & Mieterverband des Kantons Bern. Derzeit studiere ich im Master Business Administration mit Schwerpunkt auf Online Business und Marketing an der Hochschule Luzern. Mit Leidenschaft für Wohnfragen und Fachwissen aus meiner beruflichen Erfahrung, biete ich Ihnen in dieser Blogserie Einblicke in das Mieten und Wohnen in der Schweiz. Bleiben Sie dran, um mehr über das Gebiet und die neuesten Entwicklungen zu erfahren. Gerne nehme ich Ihre Inputs und Fragen auf. 🏡📚✨

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5 thoughts on “Der sichere Pfad durch den Mietdschungel Teil 1

  1. Liebe Saralena, ein äusserst spannender Beitrag! Ich fand insbesondere die verlinkte Checkliste des Mieterinnen- und Mieterverbands extrem nützlich (ich kannte dies bis anhin noch nicht). Ich denke, dass ich sie bei meinem nächsten Umzug gut gebrauchen kann. Ich freue mich nun auf deinen nächsten Beitrag zu den Rechten und Pflichten von Mietern und Vermietern. Ich hoffe, dass ich auch da wieder etwas neues dazulerne aus Sicht eines Mieters.

    1. Hi Sergio

      Vielen Dank für dein Feedback. Der Mieterinnen- und Mieterverband hat tatsächlich eine Fülle an Ressourcen und ich freue mich, wenn ich diese den Lesenden näher bringen kann. Bleib unbedingt dran um mehr über das Mieten in der Schweiz zu erfahren 🙂

  2. Liebe Saralena

    Danke für den informativen Beitrag! Die Tipps zur Wohnungssuche, insbesondere die Vorsicht bei Maklern, sind hilfreich. Auch die Empfehlung, sich mit aktuellen Mietern auszutauschen, ist goldwert. Ich freue mich bereits auf Teil zwei 😊!

    1. Hi Stefi

      Freut mich, konnte ich dir Interessantes liefern! Ich hoffe du begleitest mich weiter auf unserer Reise durch den Mietdschungel.

  3. Liebe Saralena
    Vielen Dank für deinen spannenden Beitrag. Ich freue mich auf deine zukünftigen Beiträge.

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