Leadership | Erwartungen klären ist das A und O

Liebe Leadership-Begeisterte

Nehmen wir einmal an, du bist noch keine 30 und befindest dich plötzlich in einer Führungsposition…Vorab: Herzliche Gratulation. Aber wie gehst du jetzt an diese Sache heran? Was kommt auf dich zu? Und vor allem, was sind die Erwartungen an dich?

Erwartungen kommen garantiert, gleichzeitig und von allen Seiten. Deine neuen Vorgesetzten haben Erwartungen an dich, deine Mitarbeitenden haben Erwartungen an die Chefin oder den neuen Chef, Anspruchgruppen im unmittelbaren Umfeld haben Erwartungen an dich und nicht zuletzt: du selbst…

In meinem zweiten Blogbeitrag versuche ich dir Tipps zu geben, wie du diese Erwartungen managen kannst. Dabei berufe ich mich zu grossen Teilen auf das Buch von Peter Fischer “Neu auf dem Chefsessel: Erfolgreich durch die ersten 100 Tage”. Ein aus meiner Sicht sehr gelungenes Werk. Nicht, weil man es öffnen und sofort 1:1 auf jede Situation anwenden kann. Sondern, weil es viele Ideen liefert, wen es denn eigentlich alles interessiert, dass du dich neu in einer Führungsfunktion befindest. Und mit welchen Erwartungen diese Personen automatisch zusammen mit den Glückwünschen auf dich zukommen. Ausserdem bietet das Buch ein Konzept und Werkzeuge, wie man den Erwartungen offensiv begegnen kann.

Bild von Peter Fischers Buch "Neu auf dem Chefsessel"
Mein Literaturtipp für angehende Führungskräfte

Nehmen wir also an, du hast eine Führungsposition innerhalb deines Unternehmens erhalten. Du bist klassisch aufgestiegen und deine Chefin oder dein Chef findet: “Fang einfach mal an, ich habe vollstes Vertrauen in dich”. Dies ist eine denkbar ungünstige Ausgangslage. Klar, dass du nicht schon am Anfang unsicher wirken willst, indem du allzu viele Fragen stellst. Aber die vorgesetzte Person hat – obwohl sie dir dein Vertrauen ausspricht – ganz viele unausgesprochene Erwartungen. Diese solltest du unbedingt abholen, indem du diverse Fragen stellst:

  • Was sind meine Ziele?
  • Was sind die Ziele meines Vorgesetzten?
  • Was ist in den Augen meines Chefs entscheidend für den Erfolg?
  • Deckt sich das mit einer späteren Einschätzung meiner Mitarbeitenden?
  • Welche Person fühlt sich vielleicht durch meine Wahl übergangen?
  • Welche Beziehungen sollten entwickelt werden?

Erwartungen von allen Seiten

Was für den Chef gilt, gilt auch für deine Mitarbeitenden. Und die ganz erfolgreichen Führungskräfte hören das Gesprochene und Unausgesprochene nicht nur von oben und unten, sondern auch von der Seite. Auch Kolleginnen und Kollegen gleicher Stufe haben Erwartungen an dich.

Die Fragen, beziehungsweise die Erwartungen der Mitarbeitenden, könnten sich ungefähr so äussern:

  • Wie gelingt es dem Neuen, unser Klima zu verbessern?
  • Wie löst sie das Problem unserer Unterbesetzung?
  • Erhalte ich bessere Chancen für meine persönliche Entwicklung?
  • Gelingt es ihm, dass man uns ausserhalb der Abteilung endlich wahrnimmt?

Ich war persönlich schon mehrmals auf der Seite des Mitarbeitenden, der nach seinen Erwartungen gefragt wird. Eine offene und transparente Haltung hilft meines Erachtens den Vorgesetzten enorm. Dies war auch die Rückmeldung, die ich jeweils auf die ausgesprochenen Erwartungen erhielt. Ansonsten hilft dir als frische Führungskraft wohl nur geduldiges Nachfragen, um tiefer zu bohren, als nur den Wunsch nach einem neuen Laptop und möglichst wenigen Veränderungen zu hören. Tief bohren, sodass auch die sonst unausgesprochenen Themen auf den Tisch kommen.

Die Erwartungen von Kollegen auf der gleichen Stufe können sehr unterschiedlich sein. Einerseits wird erwartet, dass du das Thema, welches vorher so lange brach lag, sofort weitertreibst. Andererseits ist es vielleicht aber auch die Erwartung, bei neuen Ideen von dir früh abgeholt zu werden, damit sich diejenigen Kolleginnen und Kollegen nicht übergangen fühlen. Was nach weichen Beziehungsfaktoren klingt, hilft allenfalls in späteren Präsentationen, dass man bereits Schlüsselpersonen auf seiner Seite hat.

Wichtig ist, dass du versuchst, für möglichst offene Karten bei dir und deinem Umfeld zu sorgen. Es ist keineswegs so, dass Erwartungen ein fixes Programm sind, nach denen du dich richten sollst. Es sind vielmehr Hoffnungen, Wünsche, Lösungsvorschläge oder Ideen. Manchmal äussern sie zwischen den Zeilen den Wunsch nach Anerkennung, nach Stabilität, nach Respekt. Weiche Faktoren, die man nur im Gespräch aufnehmen und in seinen Führungsalltag integrieren kann. Es bedeutet nicht, dass man niemandem auf die Zehen treten darf, oder dass man immer alle Wünsche erfüllen muss. Aber das richtige Managen der verschiedenen Erwartungen hilft dir dabei, mögliche Wechsel bewusster zu kommunizieren, die richtigen Leute bei neuen Ideen früh zu integrieren und ein Team allenfalls schneller durch diese Findungsphase mit dir als neuer Vorgesetzten oder neuem Vorgesetzten zu führen.

Schreibe dir doch eine Checkliste, was du auf den verschiedenen Ebenen herausfinden willst. So machst du dir den Einstieg in den Führungsalltag leichter. Es warten noch genügend andere mögliche Herausforderungen auf dich. Davon aber erst im nächsten Blog. Danke fürs Lesen!

Kristian Hachen

Vollblut-Kommunikator, Satzbau-Schreiner und Leadership-Begeisterter. Sei es als Führungskraft, als Student in zahllosen Gruppenarbeiten, als Projektleiter oder in einem Sportteam: Es braucht Leader und Leadership. Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen und ich möchte mit euch meine bisherigen Erfahrungen aus beiden Perspektiven teilen und diskutieren. Bist du Millennial und angehende Führungskraft? Oder führst du bereits seit Jahren und suchst nach neuen Inputs oder einer Auffrischung? Hier bist du richtig.

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