Foodsharing Zug: Mein erster Einsatz als Foodsaver

In diesem Blogpost möchte ich mit dir meine ersten Erfahrungen als Foodsaver teilen. Kürzlich hatte ich die Möglichkeit bei Foodsharing Zug mich als Helferin einzusetzen und einen vertieften Einblick in die Thematik des „Food Waste“ zu erhalten.

 

Foodsharing statt Food Waste

Die Foodsharing Initiative wurde im Rahmen der Vorbereitungen zum Film „Taste the Waste“ durch zwei Design-Studenten in Deutschland lanciert. Die Idee entstand durch den Gedanken, eine Plattform gegen Lebensmittelverschwendung ins Leben zu rufen. Heute werden dank Foodsharing geniessbare Lebensmittel von Klein- bis Grossbetrieben sowie privaten Haushalten verwertet, die sonst im Müll gelandet wären. Die geretteten Lebensmittel sind in den dafür vorgesehenen Kühlschränken platziert (sogenannte «fair-teiler») und für jeden öffentlich zugänglich.

Über die Online Plattform von Foodsharing erfolgt die gesamte Organisation der Foodsharing Community sowie deren bevorstehenden Aktivitäten. Heute zählt die Plattform über 200’000 registrierte Nutzer in Deutschland, Österreich und in der Schweiz sowie weiteren europäischen Ländern.

Bei Foodsharing kann man sich als Foodsaver engagieren. Dabei hat man die Aufgabe, Lebensmittel bei Betrieben abzuholen. Diese können anschliessend privat verbraucht, im Bekanntenkreis weitergegeben oder in die fair-teiler gestellt werden. Andererseits besteht auch die Möglichkeit sich als Helfer einzusetzen, um die Sauberkeit und Hygiene der fair-teiler sicherzustellen. Diese sind beim Amt für Lebensmittelsicherheit gemeldet und werden stichprobenartig kontrolliert.

Alle Helfer arbeiten ehrenamtlich, denn die Initiative ist und soll kostenlos bleiben. Die Online Plattform ist Open Source und damit weltweit für jeden leicht zugänglich, der sich der Bewegung anschliessen will. Auf diesem Weg ist auch Foodsharing Zug entstanden. Die Person dahinter: Jerry Arnold.

 

Foodsharing Zug – der steinige Weg zum Erfolg

Jerry gründete 2016 Foodsharing Zug und konnte somit die bereits bestehende Infrastruktur von Foodsharing nutzen. Obwohl das Projekt in Zug auf Interesse stoss, war der anfängliche Erfolg eher überschaubar. Es gab nur wenige, die sich definitiv als Helfer meldeten. Durch mediale Präsenz und Auftritten an diversen Events, konnte die Plattform ihren Kreis erweitern und dadurch die Anzahl der HelferInnen steigern.

Aktuell zählt Foodsharing Zug 44 HelferInnen, die sieben Betriebe bedienen. Dennoch ist die Anzahl nicht ausreichend, um eine tägliche Abholung in den Betrieben zu gewährleisten. Gelegentlich stosst Foodsharing Zug an seine logistischen Grenzen, weshalb auch aktuell keine neuen Betriebe angefragt werden können.

Insgesamt gibt es in der Region Zug drei Verteilstandorte. Der erste Kühlschrank wurde in der Stadt Zug eröffnet. Weiter folgte die Eröffnung in Cham und seit August 2018 ist auch ein Verteilstandort in Baar in Betrieb. Der Ablauf sieht vor, dass die Kühlschränke einmal wöchentlich an den Vorabenden befüllt werden und an den darauffolgenden Tagen für die Verteilung zur Verfügung stehen. Entgegen dem Standort Zug, wo Lebensmittel während des ganzen Tages ohne Betreuung abgeholt werden dürfen, beschränkt sich die Öffnungszeit der weiteren Standorte auf ein zeitliches Limit. Die Personen, welche dabei die Verteilung koordinieren, heissen Betreiber.

Gemäss Jerry sei der Kühlschrank in Cham besonders beliebt, sodass häufig Warteschlangen entstehen. Dies kann teilweise zu einer angespannten Stimmung führen, bei der es auch zu kleineren verbalen Auseinandersetzungen kommen kann. Auch beim Verteilstandort in Baar kam es zweitweise zu Unruhen, weshalb die Betreiber und Foodsharing Zug gemeinsam entschieden haben, dass sich pro Verteilung Zweiergruppen bilden, welche sich nacheinander vom Kühlschrank bedienen dürfen.

Der Grundsatz von Foodsharing ist, jegliche geniessbaren Lebensmittel zu retten. Weiter werden auch Spielzeuge, Pflanzen oder Kosmetikartikel entgegengenommen. Private Produkte dürfen die Foodsaver ebenfalls annehmen, jedoch bedarf es hier einer genauen Begutachtung. Fleisch, Fisch oder Milchprodukte hingegen sind nicht für die Platzierung im fair-teiler erlaubt. Dies wurde explizit mit dem Lebensmittelinspektorat so vereinbart, da bei der Abholung von kühlpflichtigen Lebensmittel die Kühlkette eingehalten werden muss. Dies ist jedoch für Foodsharing Zug nicht tragbar.

 

Mein erster Einsatz

Meinen ersten Einsatz bei Foodsharing Zug habe ich als Foodsaver wahrgenommen. Obwohl diese Funktion einen Online Test voraussetzt, durfte ich ausnahmsweise ohne diesen absolviert zu haben mitwirken. Mit dem Online Test möchte Foodsharing die eigene Qualifikation und eine entsprechende Qualität gewährleisten. Bei erfolgreichem Abschluss wird man bei der Foodsharing Plattform für die Abholung bei kooperierenden Betrieben eingetragen.

Meine erste Abholung fand an einem Samstag bei einem national operierendem Discounter statt. Durch ein detailliertes Briefing von Thomas Leuthard, Vorstandsmitglied von Foodsharing Zug, wurde mir der Prozess aufgezeigt und wichtige Hinweise zur Abholung mitgegeben.

Auch wurde ich an diesem Tag darauf aufmerksam gemacht, dass aufgrund fehlender Ressourcen nicht jeden Tag Lebensmittel gerettet werden können. Die Folge wäre, dass die Lebensmittel dann in den Containern hinter dem Gebäude des Discounters landen würden:

Wie auf dem Foto zu erkennen ist, waren im Container sehr viele Lebensmittel, welche noch nicht einmal verdorben waren. Dies stimmte mich besonders traurig.

Punkt 17:00 Uhr öffnete der Hintereingang des Dicounters seine Türen und die überschüssigen Lebensmittel wurden in die zwei Autos von den Foodsavern transportiert. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, wie viele Lebensmittel uns die Mitarbeiter mitgaben. Insbesondere frisches Brot und Bananen (auch unreife) sowie weitere frische Früchte- und Gemüsesorten durften wir mitnehmen.

 

    

 

Die Abholung verlief relativ schnell und zügig. Insgesamt waren wir 4 Helfer, welche die Autos einräumten. Anschliessend fuhren wir zum Verteilstandort in Cham, um die Lebensmittel in den Kühlschrank zu platzieren. Danach war unsere Arbeit erledigt und die Verteilung am nächsten Tag konnte stattfinden.

 

Vorher:                                          Nachher:

                     

 

Fazit

Die Erfahrung als Foodsaver war für mich sehr lehrreich. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Lebensmittel, welche noch nicht einmal verdorben (oder reif!) sind, weggeworfen werden. Es macht mich glücklich zu sehen, dass Foodsharing Zug dank dem Zuwachs von ehrenamtlichen Helfern gewachsen ist und somit heute mehrere Betriebe bedient werden können. Ferner ist es schön zu beobachten, dass die Gesellschaft bezüglich Food Waste fortlaufend sensibilisiert wird und auch in kleinen Kantonen wie in Zug durch Projekte wie Foodsharing gegen Lebensmittelverschwendung vorgegangen wird.

 

 

 

Hat mein Blogpost dein Interesse geweckt? Die Foodsharing Initative in Zug ist weiterhin auf der Suche nach engagierten Helfern, um Lebensmittel zu retten und Foodsharing aufzubauen. Du kannst dich bei Interesse gerne direkt an Jerry wenden:  email hidden; JavaScript is required

 

Merve

Nachhaltiger Genuss sowie der bewusste Umgang mit Lebensmittel spielt in meinem Leben eine grosse Rolle. Auf meinem Blog «Topfsalat» findest du inspirierende Geschichten und hilfreiche Tipps, wie du Lebensmittelverschwendung minimieren und für mehr Nachhaltigkeit in deiner Küche sorgen kannst.

View all posts by Merve →

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *