“We repeat what we don’t repair”- Christine Langley-Obaugh

Die neuen Lebensumstände, an die wir uns nun anpassen müssen, eignen sich hervorragend, um sich Dingen zu widmen für die es im Normalfall an Zeit mangelt. In der Zeit, in der wir nicht nach draussen dürfen, sollten wir uns auf eine Reise in unser Inneres begeben.  Es ist eine Reise, die uns mit neuem Wissen erfüllt und uns helfende Werkzeuge in die Hand legt. Wir neigen dazu Selbstreflexion zu vernachlässigen, da es viel Mühe und Ressourcen erfordert, während der Ertrag sehr lange auf sich warten lässt. Dabei ist das die Investition mit der grössten ROI- die Investition in uns selbst. Wenn man genau hinschaut verhalten wir uns immer nach einem ähnlichen und wiederkehrenden Muster.

Hast Du Dich mal gefragt, warum Du immer wieder dieselben Fehler machst und vertraute Verhaltensmuster wiederholst?

  • Warum Du schlecht „Nein“ sagen kannst, obwohl Dir danach ist?
  • Warum Du auf Kritik mit Scham, Wut oder Trotz reagierst?
  • Warum es immer dieselben Situationen sind, die Dich erstarren lassen?
  • Warum Du Beziehungen eingehst, die Dir nicht gut tun?

Es ist nicht die Fähigkeit unser Benehmen kritisch zu beurteilen und anschliessend zu korrigieren, die uns fehlt. Der Mechanismus, der hinter dem wiederkehrenden Verhaltensmuster steht, wird in der Psychoanalyse als Wiederholungszwang beschrieben. Der Begriff wurde von Sigmund Freud geprägt, der ihn in seinem Werk „Remembering, Repeating, Working- Through“ ausführlich erörtert. Die Annahme ist, dass unsere Lebensweise, also das Verhältnis zu unseren Mitmenschen, Autoritäten und Liebespartnern, von unserer frühkindlichen Erfahrung geprägt wird. Viele von uns, die ein Trauma erlebt haben, begeben sich schon fast zwanghaft in Situationen, die das ursprüngliche Trauma nachstellen. Das passiert auf unbewusster Ebene. Laut Freud tun wir es, um das Geschehene aufzuarbeiten, mit dem Ziel es solange zu wiederholen, bis es überwunden ist und wir geheilt sind. Der Wiederholungszwang, der von unserem Unterbewusstsein gesteuert wird, bestimmt unser Handeln stärker als der Wunsch nach sofortiger Erfüllung unserer Bedürfnisse und kollidiert somit mit der Theorie des „Lustprinzips“, die besagt, dass wir nach der sofortigen Befriedigung unserer Triebe streben. Wir tendieren dazu dieselben Beziehungen, Situationen herbeizuführen, unabhängig von den negativen Folgen, die wir bereits aus unseren vergangenen Erfahrungen kennen. Warum geben wir diesem Impuls nach? Vielleicht geht es um das Sicherheitsgefühl, das wir aus dessen Abwesenheit schöpfen- wir haben das fehlende Sicherheitsgefühl als unser „New Normal“ angenommen. Vielleicht geht es um Bequemlichkeit, die wir auf der Basis von Unbequemlichkeit aufbauen. Auch wenn es eine Fatalität ist, ist es eine Fatalität, mit der wir vertraut sind. Wir wählen also das Vertraute- nicht das, was uns gut tut und uns verbessert. Viel schlimmer, während unseres Handelns innerhalb der vertrauten Strukturen und Mustern, erliegen wir der Illusion, dass das Resultat dieses Mal ein anderes sein wird. Wir glauben, dass das Opfer, das wir bringen, unsere Charakterstärke und unsere Geduld dieses Mal zu einem konträren Ergebnis führen wird. Sobald es scheitert, kämpfen wir weiter, ohne Erfolg. Die gute Nachricht ist, dass wir selbst Situationen und Menschen anziehen, die uns wiederholt die gesamte Palette negativer Gefühle noch einmal erleben lassen, somit sind es auch wir, die es ändern können.

Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, müssen wir zuerst realisieren, dass es wir sind, die ihn am Laufen halten. Es geht nicht darum plötzlich eine 180-gradige Verhaltenswende einzuläuten- dieser Ansatz führt uns nur auf Umwegen zu unserer Ausgangslage. Um aus dem auszubrechen, braucht es Verständnis und unser Bewusstsein. Wir müssen zu unseren Wurzeln zurückkehren und realisieren was uns geprägt hat. Wir alle bekamen ein gewisses Muster der emotionalen Bindung, ein Familiensystem und unsere Rolle in diesen Strukturen eingetrichtert und übernahmen dies als das richtige für uns. Oft bleiben diese eingetrichterten und übernommen Muster unbemerkt, gleichzeitig sind sie allgegenwärtig und aktiv. Sie bestimmen über unser Verhalten und über die Entscheidungen, die wir treffen. Die Wiederholung gleicht einem Gefängnis, dem Stolpern über immer denselben Stein. Selbstverständlich ersetzt nichts eine Therapie mit einem professionellen und erfahrenen Therapeuten, es kann jedoch helfen in sich hineinzuhören und mithilfe von einfachen Techniken unsere tief verankerten Gefühle zu erkennen und zu befreien. In meinen nächsten Beiträgen werde ich Euch zeigen welche Techniken man anwenden kann, um sich selbst von negativen Emotionen und zerstörerischen Impulsen zu befreien.

 

Freud, S. (1914). Remembering, repeating and working through (further recommendations on the technique of psycho-analysis II) .

Freud, S. (1920). Beyond the pleasure principle.

mwerneke

Hi, mein Name ist Monika, ich bin 29 Jahre alt und habe gerade meine Reise mit dem Master in Business Administration begonnen. Neben meiner Affinität für die Online Welt bin ich eine Psychologieenthusiastin und begeistere mich für das menschliche Verhalten, Psychodynamik und alternative Heilungsmethoden. In meiner Blogserie werde ich Euch zeigen wie wir mit einfachen Methoden unser Empfinden in einer positivere Richtung lenken können und gleichzeitig auch unsere Schwingungsfrequenz erhöhen.

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2 thoughts on ““We repeat what we don’t repair”- Christine Langley-Obaugh

  1. Danke Moni. Corona transformiert die Urkräfte zum Überleben, Angst, Lust und Wut aus meinem Blickwinkel in Vertrauen, Liebe und Mut. Man kann erkennen, was diese Kraft mit den Menschen tut. Die Natur reguliert sich selbst. Wir können auf dieser Welle als ein solidarischer Homo Deus bewusster mitreiten. Wir haben die Wahl, Leben und Sterben als ein wunderbares Geschenk zu erkennen und ihm somit Sinn geben durch die Verbundenheit zu Allem, wo es gibt. Geist und Materie als Einheit, das Eine und das Viele.

    1. Liebe Conny,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Höhlenübung, die Du geleitet hast. Das Stück Fell, das Du mir geschenkt hast, trage ich weiterhin in meiner Handtasche. Freue mich sehr auf ein Wiedersehen.

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