Schwimmtrainer

Mangelware Trainer: Wie finde ich die richtigen Personen?

In meinem letzten Blogbeitrag habe ich darüber geschrieben, welche Motive Jugendliche haben, um sich freiwillig im Sportverein zu engagieren. Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Ich selbst habe dazu meine Erfahrungen in einem Schwimmverein gemacht. Doch was hat mich motiviert, mich selbst im Verein zu engagieren und mitzuwirken? Warum Kinder, Jugendliche und Erwachsene trainieren und das eigene Training zurückstellen?

Wettkampf? Muss nicht sein

Oft sagt man, wer es selbst nicht zur Perfektion bringt und sportlich Höchstleistungen erreichen kann, wechselt in die Trainer-Abteilung und somit auf die andere Seite im Bereich Sport. Vom Sportler zum Trainer. Ich selbst bin in einem Breitensportverein gross geworden. Meine Ambitionen sowie mein Interesse an Wettkämpfen war eher gering, grundsätzlich bin ich einfach gerne geschwommen und habe mich gerne im Wasser aufgehalten. Schliesslich kann auch nicht jeder die Ambitionen zum Spitzensportler mitbringen und so lag es dann schon bald mal auf der Hand, dass ich meine Leidenschaft eigentlich einfach gerne mit anderen teile. Von da war es dann nur noch ein kleiner Sprung zum Trainer und Kursleiter. Die erste Anforderung hatte ich so schon mal erfüllt und da mein Interesse mein Hobby mit anderen zu teilen nicht versteckt blieb, wurde ich dann auch bald von meinen Trainern angefragt, ob ich Interesse daran hätte, als Kursleiter und Trainer einzusteigen.

Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit als Basis für Trainer und Kursleiter

Wie entscheidet ein Verein, wer er in sein Trainer- und Kursleiterteam aufnehmen will und wer nicht? Das war mir zu Beginn auch nicht klar und erst mit der Zeit, als ich selbst neue Trainer und Kursleiter akquirieren sollte, habe ich mir bewusst Gedanken darüber gemacht.

Dabei war für mich in erster Linie folgendes wichtig: Die Person musste eine Leidenschaft für den Schwimmsport mitbringen und gewisse Qualitäten, wenn es darum ging, andere Leute dafür zu begeistern. Also jemand, der nicht nur selbst sehr gerne schwimmt, sondern sich auch freut, wenn er anderen den Sport näher bringen und davon begeistern kann. Wer das nicht mitbringt, der wird selbst mit einer finanziellen Entschädigung die Sache immer nur halbwegs angehen. Dadurch leidet nicht nur der Trainingsaufbau, der wohl schnell eintönig wird, sondern auch die Motivation deiner Schwimmer und Schwimmerinnen.

Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft für den Sport alleine reichen natürlich noch nicht aus. Ein gewisses „Talent“, technische Abläufe zu erklären und Instruktionen zu geben, sollte vorhanden sein. Ich spreche hier absichtlich von einem gewissen „Talent“. Das ist nämlich ein Punkt, der in der Ausbildung schliesslich auch geübt und verbessert werden kann. Aber eine kommunikative Person wird es sicher immer einfacher haben, als Kursleiter und Trainer zu starten.

Zum Schluss sollte die Person natürlich die zu unterrichtenden Elemente auch selbst beherrschen. Solange man sich im Breitensport bewegt, muss das nicht in vollendeter Perfektion vorhanden sein. Jedoch vor allem bei Gruppen mit Kindern wird für das bessere Verständnis einer Übung, diese besser vorgezeigt, als nur mündlich erklärt. Kinder verarbeiten visuelle Bilder viel einfacher, da sie sich einen erklärten Ablauf nur schlecht oder gar nicht vorstellen können. Da gehört es im Schwimmsport auch dazu, dass man das nicht nur neben dem Pool zeigt, sondern direkt im Wasser.

Offene und transparente Gespräche

Um dann eine solche engagierte Person als zukünftigen Kursleiter und Trainer zu gewinnen, sind dann im Verein vor allem die Verantwortlichen für die Akquisition neuer Trainer zuständig. Da reicht dann eine kurze Anfrage, ob jemand gerne einsteigen möchte, nicht aus. Ich bin da meist nach einem Schema vorgegangen und kann es nur empfehlen:

  1. Potentielle Kursleiter und Trainer identifizieren: Wenn man selbst nicht bei jedem Training vor Ort ist und die Jugendlichen beim Sport trifft, gelingt das einem kaum. Wichtig ist, dass man sich mit anderen Trainern und dem Vorstand austauscht. Dabei könnt ihr auch gleich ein Gespür dafür bekommen, ob jemand in das Trainerteam passt.
  2. Interesse wecken: Wartet nicht, bis sich jemand von sich aus meldet und Interesse bekundet. Natürlich ist das umso besser, da der potentielle neue Trainer Selbstinitiative ergreift. Vergesst aber nie, wie ihr als Jugendliche wart. Nicht jeder hat genug Mut, auf ältere Trainer zuzugehen und das Gespräch zu suchen. Also los, nehmt die Zukunft des Vereins selbst in die Hand und bekundet euer Interesse, ihn oder sie als Leiter ausbilden zu wollen. Diese erste Anfrage darf gerne auch nach einem Training spontan erfolgen. Dabei wichtig: Wie reagiert er oder sie? Das gibt euch schon den ersten Hinweis.
  3. Treffen vereinbaren: Sofern möglich, vereinbart gleich ein Treffen oder gebt nochmals eine Woche Bedenk-Frist, um dann ein Treffen zu vereinbaren. Dieses Treffen dient vor allem zwei Aspekten: Einerseits könnt ihr den oder die Jugendliche(n) über den gesamten Ablauf, Pflichten & Rechte, etc. aufklären. Andererseits könnt ihr nochmals das Interesse an einer solchen Aufgabe abklären (sowohl direkt als auch indirekt). Ist er oder sie vorbereitet auf das Gespräch? Hat er oder sie sich bereits Fragen notiert? Wie reagiert er oder sie auf die Informationen?
  4. Informationsaustausch: Solche Gespräche sollen zukünftigen Leitern und Leiterinnen einen genauen Überblick über folgende Punkte geben:
    • Ausbildungsprogramm (Ablauf, Dauer, Anforderungen sowohl von vereinsinternen als auch externen Ausbildungen -> J&S)
    • Abläufe, Aufbau und Struktur Leiterteam und Vorstand des Vereins
    • mögliche Entschädigungen
    • Rechte wie auch Pflichten eines Leiters (obligatorische Leitersitzungen, Veranstaltungen, etc.)
    • Deadline bis zur Entscheidung

Ich kann nur empfehlen, möglichst transparent zu sein. Das zeigt auch, dass ihr Vertrauen in die betreffende Person habt und gleichzeitig werden zukünftige Unsicherheiten oder Unklarheiten beseitigt. Gebt ihnen zudem genügend Zeit, sich das ganze nochmals zu überlegen und bietet an, weitere Fragen zu beantworten. Zeigt ihnen, dass ihr für sie da seid und sie auf ihrem Weg zum Kursleiter und Trainer begleitet.

  1. Entscheidung und Aufnahme ins Ausbildungsprogramm: Ist jemand dazu bereit, dann wartet nicht zu lange, bis ihr die nächsten Schritte einleitet und mit der betreffenden Person das weitere Vorgehen besprecht und koordiniert. Solltet ihr eine negative Antwort erhalten, dann fragt nach den Gründen. Je offener der Informationsaustausch war, desto offener und ehrlicher werden auch die Gründe mitgeteilt. Vielleicht ist es nur der falsche Zeitpunkt gewesen. So habt ihr immerhin die Chance, zu einem späteren Zeitpunkt nochmals nachzufragen.

 

Habt ihr Fragen oder Inputs zu meinem Blog? Dann schreibt mir gerne einen Kommentar. Ich freue mich auf den Austausch mit euch.

In meinem nächsten Post werde ich euch aufzeigen, wie man ein solches vereinsinternes Ausbildungsprogramm aufbauen könnte.

Tanja Waller

Masterstudentin, Digital Project Leader und engagiertes Vereinsmitglied im Sportverein - das bin ich.

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