Hob, hob, hobby – auf aufs Steckenpferd!?

Das kam unerwartet… 🤯

Das Wort Hobby findet man tatsächlich erstmalig im Zusammenhang mit dem Hobby-Horsing (!) wieder. Das hobby horse, also das hölzerne Steckenpferd, ist kein effektives Fortbewegungsmittel – Reiter:innen kommen damit nicht weit. Es entsteht für sie auch kein wirtschaftlicher Nutzen 📈 oder Einkommen 💸 und die Aktivität ist auch kein Beruf – gemäss einer möglichen Definition also genau die Attribute eines Hobbies.

Rückblick: Wie du vielleicht in meinem letzten Blog Help, I lost my Hobby! gelesen hast, will ich mich mit dem zweiten Post etwas mehr mit dem geschichtlichen Hintergrund unserer Hobbies beschäftigen⏳.

Ich muss zugeben, dass ich mir die Suche nach dem Hobby – oder für den Moment noch nach dessen Ursprung – etwas einfacher vorgestellt habe🕵. Aber damit bin ich nicht allein; schon Marlis Buchmann und Manuel Eisner hatten 1999 so ihre Schwierigkeiten “empirisches Wissen darüber, in welcher historischen Phase Freizeit zu einem zentralen Lebensstilelement wurde” zu finden (hier kannst du mehr darüber lesen). Wo könnte man dieses Wissen also finden, liebe Marlis und lieber Manuel? Na, man kuckt in den Dating-Plattformen von damals nach. Diese geben tatsächlich etwas mehr Aufschluss darüber, wie die Freizeitbeschäftigung – wenn dann vorhanden – früherer Generationen aussah. Eine Anzeige von 1901 in der Neuen Zürcher Zeitung unterscheidet sich dann schon merklich von einem typischen Tages-Anzeiger Inserat von 1987 📰


“Junger Mann, 30 Jahre alt, kerngesund, mit solidem festem Charakter, in gesicherter Lebensstellung, sucht wegen Mangel an passender Gelegenheit auf diesem Wege mit einer achtbaren, fleissigen und lebensfrohen, 22-35 Jahre alten Tochter aus schweiz., reform. u. gutsituierter Familie behufs bald. Heirat in näherer Beziehungen zu treten (…)”
– Neue Zürcher Zeitung, 1901
KI-generiertes Bild
“Selbstinserent, Zürich, Kaufmann (…) sportlich, aufgestellt, modern, elegant, gepflegt. Hobbys: schön wohnen, weite Reisen, Skifahren, Schwimmen. Sucht Sie bis 40 mit Niveau, elegant modern, viel interessiert für Freizeit und Freundschaft (…)”
– Tages-Anzeiger, 1987
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1901 scheinen Freizeitaktivitäten also noch nicht so viel Platz einzunehmen, verglichen zu 90 Jahren später. Hobbies mussten sich also irgendwann im 20. Jahrhundert als die Freizeitaktivitäten, die wir heute kennen, etablieren. Davor ist über sie nicht viel zu finden. Steven M. Gelber schreibt in seinem Buch Hobbies: Leisure and the Culture of Work in America, dass vor 1880 ein Hobby als gefährliche Besessenheit betrachtet wurde (1999, Seite 4). Einzig die Faszination des Sammelns lässt sich anhand einer Telefonkartensammlung bis in die 1860er zurückverfolgen. Für den grösseren Teil der Bevölkerung brauchte es aber erst Arbeitszeiten, bevor Freizeit entstehen konnte – irgendwo durch findet sich also auch hier der Ursprung in der Industriellen Revolution.

Sucht man nach Hobbies aus früheren Tagen, so stosst man auch vermehrt auf das Gedicht vom Britischen Liederdichter, Isaac Watts (1674 – 1748). Im Gedicht Against Idleness and Mischief, warnt er noch vor dem Nichtstun und Unfug.

Against Idleness and Mischief

How doth the little busy Bee
Improve each shining Hour,
And gather Honey all the day
From every opening Flower!
How skilfully she builds her Cell!
How neat she spreads the Wax!
And labours hard to store it well
With the sweet Food she makes.
In Works of Labour or of Skill
I would be busy too:
For Satan finds some Mischief still
For idle Hands to do.
In Books, or Work, or healthful Play
Let my first Years be past,
That I may give for every Day
Some good Account at last.

Und so schliesst sich doch ein ganz schöner Kreis: vom Lieblingspferd (engl. hobby, auch “kleines Pferd”), zum Steckenpferd, dann einmal quer durch die Geschichte bis zur Industriellen Revolution, der Ursprung meiner TikTok-Besessenheit, wo sich heute wieder Leute auf dem ineffizienten Fortbewegungsmittel zeigen und sich im Hobby Horsing beweisen.

Hat dich die Geschichte vom Hobby auch etwas überrascht?🦄


Ich fühle mich nun schon etwas privilegiert, einem Hobby überhaupt nachgehen zu können – selbstverständlich ist das ja eigentlich nicht.

Jetzt will ich die gefühlt 1000 Möglichkeiten meiner Freizeitgestaltung aber mal etwas sortieren und genauer betrachten. Es wird Zeit für den ersten Erfahrungsaustausch…❤️


Sämtliche Bilder in diesem Blogbeitrag wurden mit Midjourney.com generiert

Und wenn du noch etwas mehr Kontext zum Thema Help, I lost my Hobby! brauchst, findest du hier meine weiteren Posts:

1: Help, I lost my Hobby! Die Einleitung

2: Hob, Hob, Hobby – auf aufs Steckenpferd?! Die Geschichte (dieser Post)

3: Das Hopfen-Hobby! inkl. Podcast mit Stefan

4: Handgemacht mit Herzblut inkl. Podcast mit Ori

5: Die Hobby-Happiness-Herleitung – der psychologische Aspekt

marina

Wieso haben wir Hobbys? Was bedeuten sie für uns? Und wie motiviere ich mich effektiv eines zu praktizieren, anstatt anderen nur dabei zu zusehen? Diesen Fragen gehe ich in diesem Blog nach. Dafür hole ich mir Rat bei Menschen, die ein neues Hobby in Angriff nahmen und spreche mit ihnen über ihre Erfahrungen. Am Schluss steht klar das Ziel mich (oder auch dich) dafür zu motivieren eine alte Passion wieder aufzunehmen oder den Mut aufzubringen, eine neue zu wagen. Bist du dabei?💕

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5 thoughts on “Hob, hob, hobby – auf aufs Steckenpferd!?

  1. Spannend etwas über die Herkunft von Hobbys zu erfahren. Und ja, wir können uns wirklich privilegiert schätzen, überhaupt die zeitliche und finanzielle Möglichkeiten für Hobbys zu haben!

  2. Spannend, mehr über die Geschichte des Begriffs zu lesen! Ich habe mir bisher noch nie Gedanken darüber gemacht, woher dieser Begriff stammen könnte und definitiv etwas dazu gelernt.
    In der Kindheit war es immer wichtig, Hobbys zu haben damit man etwas in die Freundschaftsbücher schreiben kann, je älter ich wurde ist das dann etwas verloren gegangen. Deine Posts inspirieren mich aber wieder dazu, auch ein Hobby zu finden 🙂

    1. Das stimmt, lustige Erinnerung mit dem Freundschaftsbuch! Und natürlich freut es mich sehr, wenn ich dich etwas motivieren könnte, an ein neues Hobby zu denken! 💕

  3. Liebe Marina 👋🏼 Spannend, mal so über unsere Hobbys nachzudenken! Mir fehlt im Moment tatsächlich eine ziemlich wichtige Ressource, um einem neuen Hobby nachzugehen: die Zeit ⏳ Auch wenn ich nicht sagen würde, dass mir langweilig ist – im Gegenteil! Aber viele meiner ehrenamtlichen Engagements fühlen sich oftmals eher nach Arbeit an, und genau da fehlt dann manchmal der echte Ausgleich. 😅 Na ja, wie man so schön sagt: Kommt Zeit, kommt Rat 😉✨

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