Deine erste Portraitzeichnung in wenigen Schritten erklärt!

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Mit Tuten und Trompeten habe ich es angetönt, und nun ist es so weit: Der Tag, an welchem du dein erstes Kunstwerk entstehen lässt, ist endlich gekommen. Und wir legen direkt los – der Start ähnelt also dem Sprung ins kalte Wasser. Erfahre in diesem Blogpost, auf was du bei Portraitzeichnungen besonders achten musst und mach’ dir meine Tricks und Tipps zu Nutze. Viel Spass!

Die Vorbereitung: Da war doch noch was…

Bevor wir ans Werk gehen, das Wichtigste vorweg: Unsere Portraitzeichnungen wollen wir möglichst realitätsgetreu darstellen. Denn anders als etwa bei abstrakter Kunst soll die Betrachterin bzw. der Betrachter unseres künftigen Kunstwerks sofort erkennen, wessen Konterfei da mit viel Liebe und Passion zeichnerisch festgehalten wurde. Daher kommt es neben den Proportionen des Gesichts und der Stimmigkeit vor allem auf die Augen an. Der Fokus liegt deshalb auf Iris & Co., weil wir Menschen tendenziell zuerst in die Augen des Gegenübers schauen. Ich empfehle dir deshalb, dieser Gesichtspartie besonders viel Zeit zu schenken und dir insbesondere zu Beginn deiner Künstlerkarriere ein hochauflösendes Foto der Person zu besorgen, deren Antlitz du abzeichnen möchtest. So erkennst du beispielsweise Lichtspiegelungen auf dem Glaskörper der Augen jener Person bedeutend besser, was dir das genaue Abzeichnen um ein Vielfaches erleichtert. Du kannst das entsprechende Foto entweder ausdrucken oder du machst es wie ich und öffnest das Bild auf dem Tablet, Smartphone oder PC. Dies spart nicht nur Druckerpatronen, sondern erlaubt dir zudem, zwischendurch mal ins Bild hineinzuzoomen, um gewisse Bereiche noch besser erfassen zu können. Nun aber genug geredet – äh, geschrieben, jetzt geht’s zur Sache.

Schritt 1: Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht!

 

Wie es bereits im beliebten Kindervers gepredigt wird, beginnst du am besten mit den Konturen der Augen inklusive der Iris sowie der Pupille. Greife hierfür auf einen Bleistifthärtegrad wie B oder H und übe noch nicht zu viel Druck aus, denn die Grundrisse sollen ja erst einmal festgehalten werden und notfalls auch ausradiert werden können. Falls du nicht mehr genau wissen solltest, wie Härtegrade definiert sind, liest du dir am besten meinen Blogpost «Richtig ausgerüstet – 3 Must-haves für deine erste Zeichnung» durch. Fokussiere dich bei der Erarbeitung der Augenkonturen aber noch nicht auf Details, sondern achte vor allem auf die richtigen Proportionen. Denn die Nasenwurzel, also die Partie zwischen den Augen, wird in der Schnelle oft zu schmal bzw. zu breit im Verhältnis zur Augenlänge gezeichnet, was das Gesicht verzerrt wirken lässt. Greife hier also im Zweifelsfall gerne lieber einmal mehr zum Radiergummi. Sobald die Abstände stimmig sind, fährst du mit dem Nasenrücken weiter, und zwar mit derselben Bleistifthärte. Auch hier sind die richtigen Verhältnisse der Schlüssel zum aussagekräftigen Bild. Am besten hältst du die Umrisse des Nasenrückens fest, indem du die schattigeren Bereiche – je nach Vorliebe – mit einer Bleistifthärte zwischen B und 2H ganz fein schraffierst. Dies erlaubt dir allfälliges Korrigieren der Partien, ohne sichtbare Abdrücke zu hinterlassen. Dasselbe nimmst du für die Nasenspitze vor. Bist du mit dem Riecher zufrieden, fährst du mit dem Mund weiter und zeichnest wiederum zuerst dessen Konturen. Dabei kommt es ebenfalls noch nicht auf die Details, sondern auf die richtigen Verhältnisse an. Anschliessend ziehst du die Umrisse des Kopfes und hebst das Kinn sowie die Wangenknochen hervor, indem du jene abermals mit leichtem Druck schraffierst.

Schritt 2: Nicht der Teufel, sondern der Zauber steckt im Detail!

 

Harmonieren die Abstände, Grössen und Längen der Gesichtspartien, kannst du erste Details akzentuieren. So stellst du sicher, dass du hinsichtlich der Gesichtsverhältnisse auch wirklich auf dem richtigen Weg bist. Schenke an dieser Stelle der Ausdruckskraft der Augen mehr Aufmerksamkeit und arbeite erste Details der Iris und Pupille heraus. Für die Pupille und somit ganz dunkle Stellen kannst du ruhig zu weichen Bleistiften wie 4H greifen. Die Iris hingegen perfektionierst du am besten mit Härtegraden zwischen B und 2H, wobei du kleine, dunkle Details mit Bleistifthärtegrad B ziehst und hellere Details mit härteren Bleistiftminen schraffierst. Dabei gebe beispielsweise ich mich erst zufrieden, wenn der Eindruck entsteht, als ob mir das entstehende Gesicht tatsächlich in die Augen schauen würde. Für die Haut im Allgemeinen – und das gilt auch für die Halspartie – wählst du hingegen härtere Bleistiftminen wie 2H oder härter und schraffierst die verschiedenen Nuancen des Teints mit weniger bzw. mehr Druck. Nimm dir also genug Zeit dafür. Gut Ding will schliesslich Weile haben. Anschliessend kannst du Schritt 3 dieses Blogposts in Angriff nehmen.

Schritt 3: Ich hab’ die Haare schön!

 

Ich gebe es zu: An den Haaren kann man sich zu Beginn der steilen Karriere als Künstlerin bzw. Künstler schon mal die Zähne ausbeissen – besonders wenn man diese möglichst detailreich zeichnen möchte. Ich verrate dir aber einen Trick, wie du bei der Kreation der Haarpracht der Person deiner Wahl Zeit und Nerven sparen kannst und garantiert ein ansehnliches Resultat erzielst, ohne dir dabei die eigenen Haare ausreissen zu müssen. Greife also wiederum zu einer Bleistifthärte zwischen B und 2H und forme einzelne Haarsträhnen, indem du jene der Länge nach schraffierst. Sobald die Form stimmt, wählst du einen weicheren Bleistift wie Härtegrad B, um die dunkleren, schattigeren Bereiche der Haare zu akzentuieren. Das Ziel ist es, einen natürlichen Verlauf der Lichtverhältnisse zu kreieren – die Übergänge vom im Schatten liegenden Haarpartien zu den beleuchteten Haarsträhnen sollten also im Idealfall fliessend sein. Die ganz dunklen Stellen kannst du je nach Vorliebe mit einem noch weicheren Bleistift herausarbeiten. Der Grad der Bleistifthärte hängt dabei generell vom eigenen Geschmack ab: Präferierst du kontrastreiche, ausdrucksstarke Bilder, wählst du für die dunklen Stellen lieber eine weichere Bleistiftmine wie 4B oder 5B. Bevorzugst du hingegen helle Bilder, die nicht mit allzu viel Kontrast gesegnet sind, fährst du auch mit Bleistifthärte 2B oder B gut. Für die Betonung der belichteten Bereiche der Haare machst du dir hingegen den Radierstift zu Nutze. Dieser erlaubt dir, einzelne, ganz helle Strähnen zu ziehen, indem du die entsprechenden Partien der zu Beginn schraffierten Haarsträhnen sanft ausradierst. Dies sorgt für einen besonders realistischen Effekt, braucht aber zu Beginn etwas Übung, da gerne übermässig Druck aufs Papier ausgeübt und folglich zu viel ausradiert wird. In diesem Fall besserst du einfach erneut nach, indem du die versehentlich eliminierten Bereiche der Haare wiederum mit dem gewünschten Bleistifthärtegrad nachziehst.

Fast fertig – und jetzt?

Anschliessend steht die Skizzierung des Rests des Portraits an wie etwa der Hals oder aber – je nach Foto – Bereiche des Oberkörpers. Auch hier kannst du dir wiederum die verschiedenen Bleistifthärtegrade zu Nutze machen. Aber für nun geben wir uns mit diesen vielen Infos zufrieden. Mach dich mit den verschiedenen Bleistiftstärken bekannt und tob’ dich ruhig aus! Denn das Wichtigste dabei ist doch, Spass zu haben! Und sollte es gar nicht klappen, lass den Kopf nicht hängen, denn ich werde natürlich in Kürze weitere hilfreiche Tipps und Tricks mit dir teilen, wie dein Bild auch garantiert zum Meisterwerk. Nun wünsch’ ich dir viel Freude beim Ausprobieren – ich bin schon jetzt auf deine ersten Kunstwerke gespannt! Bis bald!


Your first portrait drawing explained in a few steps!

I have already proudly announced it and now it’s time: Today, you are going to draw your very first portrait. And we get started right away! So, in this blog post, we will discuss what you have to pay attention to when drawing portraits and of course I will show you some tricks and tips. Have fun!

The preparation: Am I missing something here?

Before we get down to work, the most important thing first: we want our portrait drawings to be as realistic as possible. In contrast to abstract art, for example, the viewer of our future work of art should immediately recognize whose portrait has been drawn with much love and passion. Therefore, and in addition to the proportions of the face, the most important thing may be the eyes. Because generally, human beings tend to look first into the eyes of their counterpart. I therefore recommend that you devote a lot of time to this part of the face and, especially at the beginning of your career as an artist, get a high-resolution photo of the person whose face you want to draw. That way, you will be able to recognize light reflections on the vitreous body of the person’s eyes much better, which will make realistic drawing much easier. You can either print out the corresponding photo or do as I do and open the image on the tablet, smartphone or PC. This not only saves printer cartridges, but also allows you to zoom into the image in between to capture certain areas even better. But that is enough talking for now – er, writing, let’s get down to business instead.

Step 1: Between circles and ellipses: the face

I recommend you to start with the contours of the eyes including the iris as well as the pupil. Use a pencil hardness like B or H and don’t apply too much pressure yet, because at this point, you only want to capture the outlines. If you don’t remember exactly how hardness grades are defined, you can read my blog post “Properly equipped – 3 must-haves for your first drawing”. When working on the eye contours, don’t focus on details yet, but pay attention to the correct proportions. The root of the nose, i.e. the area between the eyes, is often drawn too narrow or too wide in relation to the length of the eyes, which makes the face look distorted. So if in doubt, better make use of your rubber more than just once. As soon as the distances are correct, continue with the bridge, using the same pencil as before. Here, too, the right proportions are the key to realistic drawing. The best way to capture the outline of the bridge is to finely hatch the shadier areas with a pencil hardness between B and 2H, depending on your preference. This allows you to correct the areas without leaving visible marks when you need to erase certain parts. Do the same for the tip of the nose. Once you are satisfied with the nose, continue with the mouth and draw its contours first. Here, too, it is not yet the details that matter, but the correct proportions. Next, draw the outline of the head and highlight the chin and cheekbones by hatching them again with light pressure.

Step 2: Not the devil but the magic is in the details!

If the distances, sizes and lengths of the face parts harmonize, you can accentuate the first details. In this way, you can ensure that you are really on the right track in terms of facial proportions. At this point, pay more attention to the expressiveness of the eyes and work out the first details of the iris and pupil. For the pupil and thus very dark areas, you can use soft pencils such as 4H. The iris, on the other hand, is best perfected with hardness grades between B and 2H, whereby you draw small, dark details with pencil hardness grade B and hatch lighter details with harder pencil leads. In doing this, for example, I am usually not satisfied until I get the impression that the resulting face is actually looking me in the eyes. For the skin in general – and this also applies to the neck area – you choose harder pencil leads such as 2H and hatch the various nuances of the complexion with less or more pressure. Take your time. After all, good things take time. Then you can tackle step 3 of this blog post.

Step 3: Your hair looks amazing!

I admit it: At the beginning of your career as an artist, drawing hair isn’t as easy as it looks like – especially if you want to draw it as detail-rich as possible. But I’ll tell you a trick that will save you time and nerves when creating the hair of the person of your choice. So again, use a pencil hardness between B and 2H and shape individual strands of hair by hatching them lengthwise. Once the shape is right, choose a softer lead pencil like B to accentuate the darker, shadier areas of the hair. The goal is to create a natural gradient of light – so the transitions from the shadowed sections of hair to the lit strands should ideally be smooth. You can work out the very dark areas with an even softer pencil, depending on your preference. The degree of pencil hardness generally depends on your own taste: If you prefer high-contrast, expressive images, you should choose a softer pencil lead such as 4B or 5B for the dark areas. If, on the other hand, you prefer bright images that are not blessed with too much contrast, you will also do well with a 2B or B pencil hardness. To emphasize the exposed areas of the hair, use the pencil erasers. This allows you to draw individual, very light strands by gently erasing the corresponding parts of the initially shaded hair strands. This creates a particularly realistic effect, but it takes a bit of practice, especially at the beginning, as you may apply too much pressure to the paper and thus erase too much.

Almost done – now what?

Next, sketch the rest of the portrait, such as the neck or – depending on the photo – parts of the torso. Again, you can make use of the different pencil hardness grades. But for now, let’s be satisfied with the information given in this blog post. Get acquainted with the different pencil strengths and let off steam! Because the most important thing is to have fun! And if it doesn’t work at all, cheer up, because I’m going to share with you more helpful tips and tricks when drawing portraits very soon. But enough for now: have fun – I’m already looking forward to your first works of art! See you soon!

Daniel

"Don't worry about how you should draw it. Just draw it the way you see it" (Tim Burton). Schöner kann man es gar nicht zusammenfassen. Denn in jeder und jedem von uns steckt ein kleiner Picasso - nicht nur in mir, der hobbymässig Bleistiftstriche tanzen lässt, sondern auch in dir. Also Malutensilien gefasst, und los gehts! Und keine Angst, ich unterstütze dich natürlich dabei. Denn bei mir lernst du in einfachen Schritten, wie du in Kürze zu deinem persönlichen Kunstwerk gelangst. Sei gespannt!

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12 thoughts on “Deine erste Portraitzeichnung in wenigen Schritten erklärt!

  1. Würklich es wunderschöi Zeichnung und TOLLI Schritt-für-Schritt-Aleitig, wo eim grad Lust druf macht, selber wieder mol was z’zeichne ?

    1. Danke vielmals, Charlene! Mega lieb vo dir – und do han ich jo mis Ziel demfall erreicht, wenn direkt wieder Lust becho hesch, selber z’zeichne! ?

  2. Hallo Daniel
    Das sieht super aus – vom Mondgesicht bis zu einem fertig erstellten Kunstwerk. Deine Anleitung wirkt so sehr inspirierend, dass ich am liebsten auch gleich zu Stift und Radiergummi greifen würde. Doch dazu fehlt mir leider momentan ein wenig die Zeit.

    Liebe Grüsse
    Stefan

    1. Hallo Stefan!
      Vielen Dank für dein Kompliment – das höre ich gerne, dass meine Anleitung für Inspiration gesorgt hat. Schade, dass dir momentan noch die Zeit fehlt – aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Und allgemein ist es doch beim Zeichnen äusserst wichtig, sich zu nichts zu zwingen und stattdessen der Muse freien Lauf zu lassen. Denn dann kommts gut.
      Liebe Grüsse
      Daniel

  3. Wauw, was für ein Bild! Mit deiner Anleitung bringt man schon ein kleines Kunstwerk hin. Nur mit den Augen habe ich etwas Mühe. Hast du diesbezüglich weitere Tipps? Danke und liebe Grüsse, Sandra

    1. Vielen lieben Dank, Sandra! Das freut mich riesig, das zu hören. Die Augen sind wirklich eine der etwas schwierigeren Partien, wenn es ums Zeichnen von Porträts geht. Aber du wirst hierzu schon bald mehr erfahren, sei gespannt! Ganz liebe Grüsse, Daniel

  4. Wow das sieht echt super aus, Daniel! Vielen Dank für deine Schritt-für-Schritt Anleitung.
    Du hast mich auf jeden fall inspiriert und ich werde in meinen nächsten Ferien den Schritt zur Künstlerin wagen 😛
    Ich denke, dass mir deine Anleitung sehr helfen wird, mein erstes Portrait zu zeichnen. Ich weiss aber auch, dass es bei mir nicht so professionell wie bei dir herauskommen wird. Hierzu fehlt mir leider das Talent. ABER Übung macht den Meister!

    1. Danke vielmals, Anja, das freut mich natürlich sehr! Na das hört mein Hobbykünstlerherz gerne – und da bin ich schon auf deine Werke gespannt. Und auch wenn du es momentan noch nicht glaubst: In dir steckt genauso viel Künsterblut und Talent wie in mir, darauf kannst du wetten. Zwar hast du mit der Tatsache, dass Übung den Meister macht, natürlich recht – aber solange du dabei Spass hast, kanns ja nur gut kommen! LG Dani

  5. Hallo Dani
    Crazy. Wusste gar nicht, dass du so gut zeichnen kannst. Hut ab und freue mich auf mehr Beiträge von dir! 🙂
    lg
    Joel

    1. Hoi Joel
      Was für ein Kompliment, dankeschön! Da hoffe ich doch, dass ich deine Erwartungen mit meinen kommenden Beiträgen erfüllen, wenn nicht sogar übertreffen kann ?
      LG Dani

  6. Wow! Wirklich eine übersichtliche und verständliche Schritt-für-Schritt Anleitung! Ich habe seit Jahren nicht mehr wirklich gezeichnet, und das gibt wieder richtig Lust damit wieder anzufangen :). Liebe Grüsse, Nicky

    1. Toll, genau das war und ist mein Ziel: Menschen zum Zeichnen zu motivieren, denn wir alle haben eine künstlerische Ader – wir müssen sie nur noch finden. Ich bin jetzt schon wahnsinnig gespannt auf deine Bilder! Liebe Grüsse, Dani

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