Wie alles begann …

«Auto» brabbelte ich sabbernd, auf einer Matratze liegend, vor mich hin. Das war es also, mein erstes gesprochenes Wort im zarten Alter von ein paar Monaten. Damit war meine Faszination für Autos vor rund 30 Jahren in einem 100 Seelen Dorf im bündnerischen Schanffigg das erste Mal hörbar.

Die nächsten Monate oder gar Jahre – die Erzählungen meiner Verwandten gehen da auseinander – war so ziemlich alles, worauf ich zeigte, ein Auto. Mit dem sich erweiternden Wortschatz folgte entsprechend stundenlanges Aufzählen der Automarken, während meine Mutter oder mein Vater mich im Kinderwagen einmal quer über jeden von mir entdeckten Parkplatz schoben. Schieben mussten, ansonsten drohte stundenlanges Geschrei meinerseits. Einige Jahre später wurde ich Landschaftsarchitekt im Kleinen und funktionierte mit meiner riesigen Sammlung an Matchbox-Autos Teppichmuster, Holzstrukturen, Sandkästen und, zur Freude meiner Eltern, auch frisch gejätete Beete zu Strassen und Städten um. Ich verbrachte Stunden damit, Lastwagen zu rangieren oder Überholmanöver nachzuspielen. Gleichzeitig wollte ich von meinen Grossvätern alles über ihre Autos wissen. Vielleicht sollte ich hier erwähnen, dass mein Vater erst mit 36 die Autoprüfung gemacht hat und meine Mutter sie nie machen wird. Autoliebhaber waren und sind meine Eltern also definitiv nicht. So mussten halt meine Grossväter die Geduld aufbringen und mir alles was sie von ihren Autos wussten so detailreich wie möglich erzählen.

«Wie lange dauert’s noch?» und die Hoffnung, die Fahrt möge nie enden

Die Ausfahrten mit meinen Grossvätern waren für mich immer das Grösste und je länger sie dauerten, desto besser. So wollte ich immer gleich bei meiner Ankunft wissen, ob meine Grosseltern einen Ausflug mit dem Auto geplant hatten. Natürlich wollte ich bei jeder Fahrt, wenn möglich vorne, sonst aber hinten mittig sitzen, damit ich alles im Blick hatte. Während der Fahrt wurde jeder Vorgang meiner Grossväter von mir kommentiert: wann zu schalten sei, wann geblinkt werden sollte, wo gestoppt und so weiter. In dieser Zeit haben meine Freunde und ich die ersten Seifenkisten gebaut und meistens umgehend wieder verschrottet. Denn die Strassen waren eng, die Abhänge steil und wir meistens zu schnell unterwegs. Als dann mein Vater die Autorprüfung hatte und sich sogar ein Auto kaufen wollte, war ich im siebten Himmel. Nun ja, als ich dann vor unserem neuen FIAT Punto mit seinem gerade mal 1.2-Liter-Motor stand, war meine Freude nicht mehr ganz so gross. Dennoch genoss ich die Fahrten mit meinem Vater in seinem ersten Auto. Teilweise durfte ich sogar für ihn schalten oder für kurze Zeit das Steuer halten. Mit 12 folgte dann mein erstes Moped, dass ich mit meinen Freunden – kurz zusammengefasst – so oft umbaute und soweit modifizierte, dass der Motor zwei Jahre später den Geist aufgab. Obwohl sich mein Interesse in der Pubertät etwas verlagerte, blieb meine Freude an Autos ungebremst. Ich liebte es (liebe es noch heute), einfach mitzufahren – egal wohin – und las über die Jahre unzählige Automagazine, die ich mir hart mit Ferienjobs erarbeiten musste.unsere Seifenkisten-Crew

Roadtrips auf dem Beifahrersitz

Erst mit 18 Jahren, als meine Freunde die Autoprüfung hatten, wurde das Thema Auto wieder zeitintensiver. Zu dieser Zeit fuhr mein Vater einen älteren Mercedes Benz ML 320 mit etwas über 200 PS – für mich war das dazumal einfach nur WOW! Zwischen mir und stundenlangem Cruisen mit dieser tollen Karre stand nur noch ein kleines Problem: dass ich nicht Autofahren konnte. Ich hatte kein Geld und entgegen der Eltern meiner Freunde waren meine nicht bereit, mir das Geld für die Autoprüfung zu leihen. So kam es, dass mein Vater sein Auto an meine Freunde mit Prüfung und damit indirekt auch an mich ausgeliehen hat. Ich hatte damit die Verantwortung, aber auch die Möglichkeit zu unzähligen Roadtrips, wenn auch auf dem Beifahrersitz. Zugegeben, auch die ein oder andere kleine «Lernfahrt» von mir auf einem leeren Parkplatz war dabei. Auch sonst verbinde ich viele Erinnerungen mit dem alten Benz. Zum Beispiel als mein Vater meinen Schulfreund aus dem Dorf und mich das erste Mal mit dem neuen SUV nach Chur in die Schule gefahren hat. Dieser war selbstverständlich um einiges breiter als der Fiat Punto. Als uns in einem eher engen Tunnel das Postauto entgegenkam, wich mein Vater, gewohnt an sein Fiat, elegant nach rechts aus und kam kurz in Berührung mit der Tunnelwand, wobei die rechte Seite des neuen SUV beachtlich in Mittleidenschaft gezogen wurde. Das Beste daran ist, dass ich meinem Vater sicher ein Jahr in den Ohren liegen musste, damit er endlich das Auto reparieren liess, denn ihm war die demolierte Seite völlig egal – ganz im Gegensatz zu mir.

Faszination bis heute

Zur Autoprüfung: Die habe ich erst vor 4 Jahren nachgeholt, was logischerweise einen erneuten Schub in meiner Begeisterung für alles mit vier Rädern ausgelöst hat und vielleicht auch der tiefliegende Grund für diesen ersten Blogeintrag war. Jetzt kann ich Autos nochmal aus einer anderen und für mich völlig neuen Perspektive wahrnehmen und kann das Fahrvergnügen der einzelnen Modelle endlich selbst erleben – kein unwichtiger Punkt, wenn es um dieses Thema geht. Seit ich nun also Autofahren kann, wird jede Möglichkeit, unterschiedliche und neue Autos zu fahren, gnadenlos ausgenutzt – ganz zur Freude meiner Freundin, die sich unheimlich auf 4 stündige Ausfahrten mit einem laut knurrenden V8-Motor und ständige Gas-Brems-Wechsel freut. Ich will gar nicht wissen, wie viele Umwege ich bewusst gewählt, wie viel Geld ich verprasst und wie viel Sprit ich verbrannt habe, nur um in den Genuss stundenlanger Fahrten zu kommen – definitiv viel und ich entschuldige mich hier ganz offiziell bei meinem ökologischen Fussabdruck. Für die Zukunft wird es wohl von allem noch mehr werden, aber ich gebe auch Elektroautos eine faire Chance, versprochen!

Der Blog

Bis heute habe ich die Faszination für Automobile aller Art für meist nur für mich selbst ausgelebt und kaum geteilt. Dies hat sicher damit zu tun, dass sich in meiner ganzen Familie kein zweiter Autoliebhaber findet, sondern eher das Gegenteil der Fall ist. Teilte ich beispielsweise meine Freude an einem vorbeifahrenden, laut brüllenden Sportwagen mit meinen Eltern, lautete der verständnislose Kommentar in etwa: «Ist das jetzt wirklich nötig?» oder «Der hat sicher ein Selbstwertkomplex». So habe ich erst mit zunehmendem Alter – mit etwas mehr Abstand zu meiner Familie – begonnen, meine Passion mit Freunden zu teilen. Aber wie kam es nun zu diesem Blog? Zum einen ist er Bestandteil meiner Ausbildung und zum anderen muss ich mich aus meiner Komfort-Zone bewegen. Sich anderen Leuten mitzuteilen ist nicht meine Stärke – vor allem nicht in geschriebener Form. Aber hey, probieren geht über studieren!

So werde ich in Zukunft meine Leidenschaft für Autos mit euch teilen. Was für Themen genau, ist noch offen und ob ich dies nur mit geschriebenem Wort tun werde, ebenfalls. Lasst mich doch einfach wissen, was für Themen euch interessieren und ob ihr gerne Fotoreportagen oder Videos anschaut, Podcasts hört oder einfache Texte lesen möchtet.

 

Sebastian

Just a student, who loves to blog about everything that rolls

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