Jordan vs. James – Wer ist der Greatest of all time?

Die Debatte darüber, wer von den beiden Basketballspielern der wahre “GOAT” (Greatest of All Time) ist, spitzt sich immer weiter zu. Michael Jordan prägte in den 80er und 90er Jahren das Gesicht der NBA und ist heute weltweit bekannt, vor allem durch seine Marke Air Jordan. Auf der anderen Seite haben wir LeBron James, das Gesicht der NBA seit seiner Highschool-Karriere und der Basketballspieler mit den meisten Followern in den sozialen Medien weltweit.

Aber kann man ihre Karrieren überhaupt miteinander vergleichen? Die NBA hat sich in den letzten Jahren stark verändert und viele Kritiker bezeichnen die Liga als “soft” und mehr als eine Show. In diesem Beitrag werde ich meine Einschätzung zur NBA und der Diskussion über den GOAT abgeben.

“Air Jordan”

Michael Jordan spielte von 1984 bis 1998 bei den Chicago Bulls und später von 2001 bis 2003 bei den Washington Wizards. Bereits in seiner Rookie-Saison übertraf er sämtliche Erwartungen und erzielte im Durchschnitt 28,2 Punkte. Der Mythos Michael Jordan war geboren. Die darauffolgende Saison sollte seine schlechteste in Chicago mit einem Schnitt von 22,7 Punkten werden. Danach erzielte er außer in der Saison 94-95 immer über 30 Punkte im Schnitt. In der Saison 86-87 erzielte Jordan 3.041 Punkte und steht damit auf Platz 3 der All-Time Single Season Records for Points. Michael Jordan gewann insgesamt 6-mal die NBA-Championship mit den Chicago Bulls (90/91, 91/92, 92/93 und 95/96, 96/97, 97/98) und wurde jedes Mal zum MVP der Finals gewählt. Er wurde 5-mal zum MVP der regulären Saison gekürt, war 14-maliger All-Star, 10-maliger All-NBA First Team und einmal All-NBA Second Team. Außerdem wurde er 1-mal zum Defensive Player of the Year und 9-mal zum NBA-All-Defense First Team ausgezeichnet. In seinen 15 Seasons in der NBA erzielte Jordan im Schnitt 30,1 Punkte, 6,2 Rebounds und 5,3 Assists bei einer Feldwurfquote von 49,7%, einer Dreipunktewurfquote von 32,7% und einer Freiwurfquote von 83,5%. Michael Jordan befindet sich zum Stand April 2023 auf dem sechsten Platz der All-Time Scoring Liste mit 32.292 Punkten.

“The Chosen One”

Im Jahr 2002 berichtete die Presse über einen Basketballspieler aus Akron, Ohio, der für die St. Vincent-St. Mary High School spielte. Sie nannten ihn “The Chosen One”, den Auserwählten, sein Name war LeBron James. Mit dem First Pick overall wählten die Cleveland Cavaliers den damals erst 19-jährigen LeBron aus. Nach einem schwierigen Start etablierte er sich immer mehr als der beste Spieler der Liga.

LeBron stand zum aktuellen Zeitpunkt zehnmal in den NBA-Finals, von denen er mit seinen Teams vier gewinnen konnte (11/12, 12/13, 15/16 und 19/20). In allen Finals, die er gewonnen hat, wurde er zum wertvollsten Spieler der Finals gewählt. In der regulären Saison wurde er viermal zum MVP ausgezeichnet. Zum Zeitpunkt dieses Blogbeitrags ist LeBron ein 19-facher NBA-Allstar, 13-facher All-NBA First-Team-Mitglied, dreifacher Second-Team-Mitglied und zweifacher Third-Team-Mitglied. Außerdem schaffte es James fünfmal ins All-Defensive First Team und wurde 2014 zum NBA All-Defensive First Team gewählt.

Aktuell erzielte LeBron in seiner Karriere im Schnitt 27,2 Punkte, 7,5 Rebounds und 7,3 Assists bei einer Trefferquote von 50% FG%, 34,5% FG3% und 73,5% FT%. LeBron James führt außerdem die All-Time Scoring Liste der NBA mit 38.652 erzielten Punkten an.

“Zahlen lügen nicht”

Wenn du meinen letzten Blogbeitrag “Das Rennen um den MVP der NBA” bereits gelesen hast, weißt du, dass ich einige “advanced” Statistiken zur Analyse benutze. Diese bieten oft einen präziseren Einblick, da einige Spieler auf den ersten Blick viele Punkte, Rebounds oder Assists erzielen können, jedoch ineffizient spielen und ihrem Team letztendlich mehr schaden als helfen. Für mich sind insbesondere das Player Efficiency Rating (PER), welches positiven und negativen Leistungen eines Spielers pro Minute zusammenfasst und eine Bewertung für die Leistung eines Spielers abgibt, und Win-Shares per 48 Minutes (WS/48), welche die Gewinnbeteiligung eines Spielers pro 48 Minuten (also der Gesamtdauer eines NBA-Spiels) schätzt, von Bedeutung. Ebenfalls wichtig sind das Box Plus-Minus (BPM), welches angibt, wie viele Punkte ein Spieler zum Team beiträgt, und der Value over Replacement Player (VORP). Letzteres schätzt den Wert eines Spielers für sein Team in einer Saison im Vergleich zu einem Spieler, der auf der Bank sitzt. Durch die Nutzung dieser Statistiken können wir eine genauere Vorstellung davon bekommen, wer der wertvollste Spieler für sein Team und für die Liga als Ganzes ist.

 

Bei Betrachtung von PER, WS/48 und BPM erzielte Michael Jordan im Vergleich zu LeBron James über seine gesamte Karriere bessere Werte. Lediglich in der Kategorie VORP liegt James aufgrund der kumulierten Werte vorne, da der Wert mit jeder weiteren Saison eines Spielers steigt. Wenn jedoch der Durchschnitt des VORP in der regulären Saison beider Spieler berechnet wird, liegt Michael Jordan mit 7,74 vor LeBron James mit 7,33. In den Playoffs hingegen erzielt LBJ einen höheren Wert von 2,13 gegenüber MJ mit 1,9.

Zeiten ändern sich

Besonders unter amerikanischen Analysten wird oft über die unterschiedlichen Epochen in der NBA gesprochen und wie stark sich die Liga in den letzten 30 Jahren verändert hat. Viele sprechen von der harten Verteidigung in den 80er und 90er Jahren im Vergleich zu den unzähligen Dreipunktewürfen in der heutigen Zeit. Auch ich versuche, diesen Faktor so gut wie möglich zu berücksichtigen. Jordan spielte seine erste Saison 1984 und seine letzte 2003, während LeBron James direkt im Anschluss an Jordan in die Liga kam.

Betrachtet man die Durchschnittswerte beider Ären, lassen sich keine gravierenden Unterschiede erkennen. In Michael Jordans Ära schien die Defensive stärker gewesen zu sein. Sowohl bei Steals, Blocks und Turnovers wurden höhere Werte erreicht. Ein Grund dafür könnte die laschere Auslegung des Regelwerks in dieser Zeit sein, wodurch vieles, was heute als Foul gepfiffen wird, damals nicht geahndet wurde. Auch aus offensiver Sicht lassen sich keine signifikanten Unterschiede feststellen, außer im Offensive Rating. Das Offensive Rating (ORTg) ist in der LBJ-Ära höher. Aus meiner Sicht lassen sich jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Ären feststellen, weshalb ich diesem Faktor nicht weiter Aufmerksamkeit schenken werde.

Final Take

Es gibt überzeugende Argumente dafür, dass sowohl Michael Jordan als auch LeBron James den Titel des “Greatest of All Time” im Basketball verdienen. Meiner Meinung nach ist jedoch Michael Jordan der unbestrittene GOAT.

Obwohl LeBron James als All-Time-Scorer der NBA gilt und in vielen Kategorien wie Saisons, Assists und Rebounds vorne liegt, ist Jordan immer noch der bessere Spieler. Obwohl James ein kompletter Spieler ist und mit seinem hohen Basketball-IQ überzeugt, hat Jordan in fast allen fortgeschrittenen Statistiken die Nase vorn.

Jordan erzielte im Schnitt mehr Punkte pro Spiel und schaffte es in seiner vergleichsweise kurzen Karriere dennoch in die Top Ten der All-Time-Scorer-Liste. Er verlor nie eine NBA-Finalserie und seine Werte und Leistungen sind bemerkenswert.

Es bleibt die Frage, was Jordan noch erreicht hätte, wenn er nicht wegen seiner Auszeit und seines ungesunden Lebensstils aussetzen musste. Eine Antwort darauf kann nur vermutet werden.

Letztendlich sind Statistiken nicht alles und man sollte auch den “Eye-Test” berücksichtigen. Aber in diesem Fall sprechen die Statistiken für Jordan und er ist damit der unbestrittene GOAT im Basketball.

Quelle: www.basketball-reference.com