“Stimmsch jewils ab?” – Politische Partizipation der Generation Z in der Schweiz

Als ehemalige Nationalratskandidatin (2015) interessiere ich mich sehr für die politischen Geschehnisse in der Schweiz und auch international. Der Grund dafür ist, dass mir schon als Jugendliche die starke Einflussnahme der Politik über unsere Lebensqualität bewusst war und ich daher stets aktiv mitdenken sowie partizipieren will.

Was heisst Lebensqualität überhaupt? Wie wird sie gewährleistet? Über die Themen wie Stabilität im Landesinneren wie auch ausserhalb der Landesgrenzen, Rechte, Sicherheit, Klima, Popularität, Wirtschaft, Infrastruktur, Bildung entscheidet letztendlich die Politik, bis hin zu unserer Gesundheit, was wir beispielsweise in der aktuellen Covid-19 Phase hautnah miterlebt haben. Noch nie zuvor hatten so viele Menschen die Anweisungen und Aussagen der BAG so aktiv mitverfolgt wie in der ausserordentlichen Lage von März bis Juni 2020. Die angeordneten Regelungen waren in aller Munde, Anzahl Zuschauer des Livestreams auf dem Youtube-Kanal von BAG erreichte ihre Rekordhöhe. Kurz gesagt; die Worte der Bundesräte schienen wichtiger als je zuvor zu sein, was die Einflussnahme der Politik über unseren Lebensumständen nochmals deutlich unterstrich.

In diesem Sinne müssten wir, als Bevölkerung, die politische Ereignisse, Veränderungen und Entscheidungen doch jederzeit aktiv mitverfolgen und auch mitentscheiden. Denn es geht um unser Leben und unsere Zukunft. Aktuelle politische Partizipation zeigt eher ein Fokus auf die ältere Generationen auf (weiter dazu weiter unten). Aber in wie weit interessiert sich die Generation Z, also diejenigen welche zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen sind, in der Schweiz über die Politik? Machen sie beispielsweise bei Abstimmungen mit oder vernichten sie die «dicken» und scheinbar unwichtigen Briefumschläge die sie von ihrer Gemeinde erhalten ohne lange zu überlegen?

Im Rahmen meines Masterstudiums möchte ich mich in meinem Blog mit diesem Thema auseinandersetzen. Mein Ziel ist es, so viele Junge Personen wie möglich der Generation Z durch meine Posts dazu zu bewegen, zumindest bei den nächsten Abstimmungen oder Wahlen mitzumachen. 🙂

Politisches System Schweiz und die Besonderheit

Nachfolgend möchte ich eine kurze Einführung in das politische System der Schweiz vornehmen.

Wir haben in der Schweiz unglaublich viele Qualitäten und meiner Meinung nach auch sehr viele Aspekte, die vorbildlich für die ganze Welt sind. Als Schweizerin mit türkischen Wurzeln ist es mir schon immer möglich gewesen, alles aus zwei verschiedenen Perspektiven zu betrachten und die Besonderheiten, Qualitäten, Stärken sowie auch Schwächen verschiedener Länder und Kulturen genauer zu analysieren.

Die direkte Demokratie
Quelle Bild Bundeshaus: bern.com
Design: Eigene Darstellung

Einer der Besonderheiten der Schweiz ist sicherlich das politische System, bei welchem die direkte Demokratie ausschlaggebend ist und wir darauf stolz sein können. So wird dem Volk ermöglicht, sich zu Entscheiden des Bundesparlaments zu äussern oder auch Verfassungsänderungen vorzuschlagen. Diese aktive Mitwirkung bei politischen Entscheidungen auf Bundesebene ermöglicht allen Schweizer Bürgerinnen und Bürger, ab 18 Jahren mitzuentscheiden, welche Geschäfte sie im Lande akzeptieren oder nicht. Rund vier Mal jährlich wird die Bevölkerung an die Urne gerufen. Dabei werden im Durchschnitt über rund 15 Geschäfte mitentschieden [1].

Jetzt kommt aber der Kern der direkten Demokratie: Zusätzlich zum Wahl – und Stimmrecht, was ja in vielen demokratisch geführten Ländern der Fall ist, verfügen die Bürgerinnen und Bürger in der Schweiz auch über die Möglichkeit, ihre Forderungen mit Hilfe von drei Instrumenten zum Ausdruck zu bringen: die Volksinitiative, das fakultative und das obligatorische Referendum. Auf diese Instrumente werde ich in den nächsten Posts näher eingehen [2].

Wahlbeteiligung nach Alter und Geschlecht – Beispiel Nationalratswahlen 2019 

In den letzten Jahrzenten betrug die Wahl- und Stimmbeteiligung, gem. Eda Admin, im Mittel mehr als 40% [3] . Doch, ist diese Zahl tief oder hoch? Wie sieht es aus in Bezug zu Alterskategorien?

 

Wahlen Schweiz
Quelle: Eidgenössische Wahlen 2019, Selects & FORS 2020

Ich möchte hier ein konkretes Beispiel an den letzten Nationalratswahlen 2019 nehmen. Die Wahlbeteiligung erreichte bei diesen Wahlen lediglich 45.1 % [4] . Gemäss einer Studie von Selects & FORS [5] vom Jahr 2020,  wurde die Partizipation nach Alter und Geschlecht 2019 (in %) dargestellt (siehe Bild). Tendenziell nimmt die Partizipation mit steigendem Alter zu, so gingen im 2019 der beiden jüngeren Alterskategorien (18 bis 24 Jahre und 25 bis 34 Jahre) nur ein Drittel der Wahlberechtigten an die Urne.

Zu den folgenden Fragen werde ich in meinen nächsten Posts versuchen, Antworten zu finden:

  • Wie würden wohl die Wahlergebnisse aussehen, wenn diese Alterskategorien vermehrt mitwählen?
  • Was ist der Grund für die Nicht-Beteiligung?
  • Wie können wir die politische Partizipation der jüngeren Altersklassen fördern?
  • Hilft dabei eventuell die Digitalisierung?

Abschliessen möchte ich meinen ersten Blog mit einem Zitat von Sokrates:

“Bevor der Mensch die Welt bewegen kann, muss er sich selber bewegen.”

Kommt, bewegen wir uns, machen mit und geben der Zukunft unsere Stimme!

Liebe Grüsse

Nagihan

 

Quellenangaben:

[1], [2] & [3]  EDA Schweiz 

[4] Statista 

[5] Eidgenössische Wahlen 2019

Nagihan Aydin

Liebe Leserinnen und Leser, Im Rahmen meines Masterstudiums an der HSLU werde ich mich für einige Monate mit dem Thema "Politische Partizipation der Generation Z in der Schweiz" befassen und darüber berichten. Mein Ziel ist es, dass dies interaktiv gestaltet wird, sodass ich auch laufende Feedbacks erhalte. Die Krönung meiner Arbeit wäre, wenn mehr junge Personen bei den nächsten Abstimmungen oder Wahlen mitmachen würden! Viel Spass beim Lesen! Liebe Grüsse Nagihan

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11 thoughts on ““Stimmsch jewils ab?” – Politische Partizipation der Generation Z in der Schweiz

  1. Ich finde deinen Beitrag sehr gut Nagihan. Weiter so.. ????????

    Ich bin auch in der Schweiz aufgewachsen und wähle seit ca. 10 Jahren… Ich finde man sollte mehr auf die jungen Erwachsenen eingehen. Ich kann nur von mir sprechen, in den jungen Jahren hat es mich auch nicht interessiert. Mittlerweile lese ich gründlich die Unterlagen und erkundige mich zu den Abstimmungen.

    1. Liebe Ayse
      Vielen lieben Dank für Deine wertvolle Rückmeldung.
      In den jüngeren Jahren hat man natürlich viele verschiedene Interessen und das Thema Politik bleibt meist auf der Strecke 🙂

      Die Anzahl an jungen Personen der Generation Z ist nicht zu unterschätzen und daher hoffe ich, dass man die Teilnahme an Abstimmungen & Wahlen schmackhafter machen kann.
      Das Thema politische Partizipation ist übrigens auch sehr spannend für Secondos & 3. Generation (wie wir). Nach wie vor gibt es auch hier sehr viel Potential.
      In meinen weiteren Posts werde ich auch Meinungen von jungen Personen aus der Gen Z einbeziehen, bin sehr gespannt auf weitere Feedbacks. 🙂 würde mich sehr freuen.

      liebe Grüsse
      Nagihan

  2. Die Gen Z in der Politik zu ermutigen ist definitiv eine wichtige Sache, denn wir sollten über unsere eigene Zukunft entscheiden können und müssen dies auch. Toller Beitrag!

    1. Liebe Ilayda
      Ich danke Dir für deine wertvolle Rückmeldung. Die Jugend wird zwar aufgrund Themen wie Umwelt- und Klimaschutz teils politisch aktiver, aber hauptsächlich durch Teilnahme an Demonstrationen, was natürlich auch sehr wichtig ist. Das Ziel müsste jedoch sein, dass auch bei den Wahlen und Abstimmungen die Mitwirkung aktiviert wird.
      Ich hoffe, dass sich dies in naher Zukunft ändern wird.
      Würde mich über weitere Inputs & Comments von Dir sehr freuen.
      Liebe Grüsse,
      Nagihan

  3. Liebe Nagihan

    Ich bin zwar keine Z Generation, aber deinen Beitrag finde ich äusserst wichtig. In den jüngeren Jahren hat man meistens andere Prioritäten als die Politik und für viele sind die Themen z. T. zu diesem Zeitpunkt noch unwichtig oder sogar uninteressant. Hilfreich könnte sein, dass man das jüngere Volk mit kurzen Zusammenfassungen und Statements über den Sachverhalt in Form von Vlogs oder über verschiedene Social Medien anspricht und sie informiert. Wichtig ist dabei die Gestaltung der Botschaft, sie sollte nämlich ansprechend kompakt und unkompliziert sein.

    1. Liebe Guely
      Vielen dank für Deine Rückmeldung, schätze ich sehr.
      Deinen wertvollen Inputs kann ich nur zustimmen, genau die erwähnten Punkte sollten in Betracht gezogen werden, um die Gen Z erreichen zu können. Da alles digital ist und wir alle uns nur noch auf diesen Plattformen bewegen, müssen wir, wie Du sagst, durch Simplicity und Kreativität die besten digitalen Wege für die Aktivierung der politischen Partizipation der Generation Z finden.
      Über weitere Feedbacks, Anregungen und Inputs zu meinen weiteren Posts würde ich mich sehr freuen.
      Liebe Grüsse
      Nagihan

  4. Hallo Nagihan,
     
    ich bin gespannt, wie der Outcome der gestellten Fragen sich herausstellt bei Generation Z. Eine Digitalisierung i.e E-voting könnte von Vorteil aber auch als ein Nachteil betrachtet werden in Bezug auf die Manipulation und das Stimmgeheimnis. Daher wäre es interessant, wenn Du in Deinem nächsten Artikel diesbezüglich näher beleuchten würdest.
     
    Gruss
    Anna

    1. Liebe Anna
      Vielen Dank für Deine wertvolle Rückmeldung.
      E-Vote ist ein hoch-spannendes Thema, wird aktuell in den Kantonen schrittweise eingeführt. Bei meinen nächsten Posts werde ich grosse Gewichtung auf e-Vote legen und darüber berichten.
      Was bis jetzt schon vorgenommen worden ist, wer elektronisch abstimmen kann und wie Du erwähnt hast, wie es mit der Sicherheit aussieht.

      Vielen Dank nochmals und einen schönen Abend.
      Liebe Grüsse
      Nagihan

  5. Liebe Nagihan
    Sehr spannendes Thema! Ich habe mich schon gefragt, wie man Junge dazu bewegen kann mehr abzustimmen und sich über politische Themen zu informieren. Es ist toll mitbestimmen und so die Schweiz mitgestalten zu können. Ich verstehe aber aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass man nicht immer Zeit hat sich mit allen Wahlunterlagen auseinanderzusetzen. Oft enthalten diese sehr viele Informationen, die man lesen muss. Ich mag deshalb die Videos von Easyvote – sie sind kurz, verständlich und ich muss nicht viel lesen um einen ersten Überblick über das Thema zu bekommen :D. Ich finde es braucht mehr in diese Richtung. Ich bin gespannt über deine kommenden Beiträge und wie man das Ganze für die jüngeren Generationen attraktiver machen kann.

    1. Liebe Sophia
      Vielen Dank für deine wertvolle Rückmeldung. Dies ist tatsächlich so, dass man in den “jüngeren” Jahren wie andere Prioritäten hat. 🙂
      Ich hoffe aber trotzdem, dass viel mehr junge Leute zu mindest abstimmen und wählen gehen, letztendlich betrifft es ihre Zukunft. Dies sollte ihnen bewusster werden, aber auch digitale Wege für die Partizipation sollten möglich sein und da hat es noch sehr viel Potential.

      Liebe Grüsse
      Nagihan

  6. Liebe Nagihan

    Das ist der beste Beitrag, den ich über die Motivation zu den Abstimmungen gelesen habe??????Ich lege sehr viel Wert darauf, dass auch junge Leute sich um die Politik ihres „Landes“ kümmern und wenn sie schon die Möglichkeit haben, mit direkter Demokratie mitzureden, sich auch dafür interessieren und bemühen. Und es macht mich als 2. Generation von türkischen Eltern stolz, dass eine junge dynamische Schwester mit türkischen Wurzeln wie du, so einen tollen Beitrag dazu leistet. ??????
    Du hast es echt auf den Punkt gebracht mit dem Zitat von Sokrates: “Bevor der Mensch die Welt bewegen kann, muss er sich selber bewegen„

    Lieber Gruss
    Funda

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