Glutenfrei auswärts essen zu gehen, mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen. Mit der richtigen Vorbereitung gelingt der Restaurantbesuch in der heutigen Zeit aber fast sicher.
Wie ihr in einem früheren Beitrag bereits erfahren hattet, leide ich selbst nicht an Zöliakie, doch lebe seit über acht Jahren mit meiner Zöli-Freundin zusammen. Es hat sich bei uns eingebürgert (warum auch immer), dass ich die Planung eines Restaurantbesuches oder des Urlaubs übernehme. Richtig, Planung. Da wären wir auch schon beim einzigen und zugleich wichtigsten Erfolgsrezept für ein gemütliches Essen im Restaurant – ob in der Schweiz oder im Ausland.
Sicherheitsprobleme
Am Anfang steht jeweils eine Suchmaschinenabfrage mit „Ort“ und „glutenfrei“ oder „gluten free“, „Zöliakie“. Meist liefert bereits diese Suche eine grosse Anzahl an Treffern. Die Herausforderung: wie kann ich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass da, wo kein Gluten drauf steht, auch wirklich keines drin ist? In einem nächsten Schritt gleiche ich die mir vorgeschlagenen Restaurants jeweils mit für mich vertrauenswürdigen Quellen ab. Dazu zählen die Mitgliederliste Gastro der IG Zöliakie (für Mitglieder der IG abrufbar). Diese Restaurants sind zertifiziert und sollten für dich somit die kleinste „Gefahrenstufe“ darstellen. Bei einigen Restaurants ist eine Voranmeldung wünschenswert, bei den meisten ist Spontanität aber kein Problem. Oft greife ich auch auf das Portal von Dr. Schär zurück. Dann, falls ihr über Google nicht eh schon darauf gestossen seid, sind Anlaufstellen, wie jene, die ich euch hier vorgestellt hatte, sehr hilfreich. Zusätzlich kann ich für Reisen noch die beiden Blogs Glutenfrei um die Welt und Glutenreise wärmstens empfehlen. Diese Blog-Formate gibt’s natürlich auch in anderen Sprachen. Bei der Vorbereitung unseres Sardinien-Urlaubs hab ich mich z.B. über ähnliche italienische Blogs ein wenig eingelesen – das wichtigste lässt sich auch ohne all zu ausgereifte Italienischkenntnisse rauslesen und sonst greif ich auf ein Übersetzungsprogramm zurück.
Aufs Datum achten
Wichtig auch da, der Inhalt einiger Blogs oder Foren-Einträge könnte veraltet sein. So sind wir in Sardinien auch trotz Vorbereitung nach bestem Wissen und Gewissen vor dem verwaisten „Gluten Free Store“ gestanden. Den gäbe es nur noch in Rom, hatte uns der Ladenbesitzer gleich nebenan mitgeteilt – dies aber off-Topic. Wo ich auch noch oft suche bzw. mich absichern will, ist bei Tripadvisor. Entweder über die Suchfunktion oder durch das Abchecken der Rezensionen zu den vorher ausgesuchten Restaurantoptionen. Auch so lassen sich meist neue Erkenntnisse gewinnen.
Direkt Kontakt aufnehmen
Habt ihr ein mögliches Restaurant in Erfahrungsberichten oder bei der direkten Suche gefunden, dann besucht unbedingt die Homepage. Beruhigend wirken natürlich Infos und Hinweise zu Allergien, die direkt auf der Homepage vermerkt werden. Falls die Speisekarte online ist, schaut euch diese an und überlegt, falls nichts gekennzeichnet ist, welche Speisen wohl auch glutenfrei zubereitet werden können oder welches Menü ihr gerne essen wollt.
Als Extra-Absicherung könnt ihr auch beim Restaurant vorab vorbeigehen bzw. anrufen und über die Allergie informieren oder abklären, ob euer gewünschtes Menü glutenfrei machbar ist. So kann sich das Restaurant vorbereiten und bereits schon Menüs zusammenstellen oder auch darauf hinweisen, dass das bei ihnen nicht möglich ist. Werdet aber auch misstrauisch, falls ihr merkt, dass glutenfrei unbekannt ist oder mit anderen Allergien verwechselt wird. In diesem Fall empfehle ich die Suche nochmals zu beginnen. Bei Hotels habe ich bisher immer vorab informiert und per E-Mail nochmal bestätigen lassen, dass ein glutenfreie Optionen mindestens für das Morgenessen angeboten werden.
Zu guter Letzt – Hoffen und Vertrauen
Es braucht immer auch Vertrauen beim Essen auswärts. Ihr habt euch und das Restaurant gut darauf vorbereitet und dürft davon ausgehen, dass alles klappt. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass auch bei bester Vorbereitung leider nicht immer alles funktioniert, mal das falsche Gericht serviert wird. Was mich aber aufregt ist, wenn aufgrund von Profit-Gedanken mit der Gesundheit der Zölis gespielt wird und die Unwissenheit der Gastgeber durchdrückt. Auch diese Momente sind in den vergangenen fünf Jahren markant rückläufig. Ich kann euch, auch als Nicht-Zöli nur empfehlen, euch trotzdem nicht entmutigen zu lassen und jedem neuen Restaurant eine Chance zu geben.
PS zu den Reisen: Seit Beginn meiner Zöliakie-Recherchen druck ich kurz vor dem Abflug in ein anderes Land noch mindestens vier Exemplare der „Notiz an die Küche“ in der entsprechenden Landessprache von Celiac Travel aus. Vielleicht ist das aber auch nur noch ein Ritual, hab ich doch vielleicht vor vier Jahren zuletzt effektiv das Blatt jemandem in die Küche mitgegeben 😉
„Es gibt keine Sicherheit, nur verschiedene Grade der Unsicherheit.“
Anton Pawlowitsch Tschechow (1860 – 1904)
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