Wenn Sie spüren, dass Sie bei einer Lerneinheit nach 30 Minuten immer noch keinen Rhythmus in Ihr Lernen hineinbringen konnten, ist es höchste Zeit, sich mit folgenden Fragen und Strategien zu beschäftigen (Metzger, 2010, 82f.):

a) Wie wichtig ist es, dass ich diese Informationen wirklich vertieft verstehe? Wie wichtig ist es, dass ich diese Aufgaben fehlerfrei lösen kann? Versuchen Sie zusammen mit Ihren eigenen Zielen (Ziel eines Prüfungsresultates) und der momentanen Lernsituation (verfügbare Lernzeit, Prüfungsanforderungen, Work-Life-Balance usw.) zu entscheiden, auf welchem Lernniveau die Materie verarbeitet werden soll:

  • oberflächliches Verarbeitungsniveau: Ich kenne die Inhalte ungefähr, kann einige Fachbegriffe dazu und auch ein Beispiel nennen. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich die Inhalte in einem Monat auch noch wiedergeben könnte.
  • mittleres Verarbeitungsniveau: Ich kenne die Inhalte gut, kann diese mit den wichtigsten Fachbegriffen verknüpfen und in eigenen Worten wiedergeben. Ich kenne auch mehrere praktische Beispiele zur Thematik. Ich bin mir sicher, dass ich die Inhalte auch in einem Monat noch auf dem gleichen qualitativen Niveau wiedergeben könnte.
  • vertieftes Verarbeitungsniveau: Ich kenne die Inhalte sehr gut und kann alle wichtigen Fachbegriffe dazu in eigenen Worten erklären. Ich kenne nicht nur mehrere Praxisbeispiele zur Thematik, sondern sehe auch Verknüpfungen und Transfers mit angrenzenden interdisziplinären Feldern. Ich könnte die Theorie auch nach zwei, drei Monaten noch wiedergeben, Beispiele dazu erklären und eigene Bezüge schaffen. Es entwickeln sich in meinem Kopf spontan eigene Ideen zu den Inhalten. Im schulischen oder beruflichen Alltag kommen mir die Inhalte in den Sinn, wenn ich z.B. entsprechende Artikel lese, die einen Zusammenhang aufzeigen zur Thematik. Ich bin neugierig geworden, noch mehr über das Thema zu erfahren und möchte mich gerne weiter darin vertiefen.

b) Wagen Sie es, Vermutungen anzustellen, worauf die Inhalte eines Kapitels abzielen könnten. Ihr Erfahrungswissen darf dabei ruhig auch in sehr kreativer Art und Weise aktiviert werden (z.B. indem Sie Analogien erstellen…“das ist doch wie……“ oder „so ähnlich habe ich das doch bereits schon erlebt, gehört, gesehen bei…….“) Prüfen Sie im weiteren Verlauf des Lesens, Lernens, ob Ihre Vermutungen zutreffen oder ob Sie komplett auf dem Irrweg gelandet sind. Denken Sie immer daran, dass Sie nur dort dazu lernen können, wo auch bereits Erfahrungswissen vorhanden ist. Fragen Sie sich also in Bezug auf schwer verständliche Inhalte immer wieder: „Woran erinnert mich das?“, „Wo sehe ich Bezüge?“ Wagen Sie dies auch, wenn Ihre Erinnerungen, Bezüge noch so entfernt zu sein scheinen.

c) Seien Sie mutig und blättern Sie ruhig in ihrem Skript, Buch usw. noch weiter nach vorne oder auch wieder zurück, um sich den Gesamtzusammenhang weiter zu erschliessen. Orientieren Sie sich auch immer wieder am Inhaltsverzeichnis, um einen guten Gesamtüberblick zu behalten und die Struktur eines Buches zu erfassen.