Spitalboardingpass anstatt ein Willkommens-Lächeln?

Dank Covid-19 ist die Digitalisierung in den Schweizer Spitälern angekommen. Der persönliche Kontakt mit Patienten wird auf ein Minimum reduziert. Die Onlineanmeldung des Patienten*in ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung der Digitalisierung. Wäre ein Onlinecheck-In mit einem Spitalboardingpass für den Sprechstundentermin, die Operation, das Röntgen oder der Therapie die schnelle Lösung?

Wartezeit wird durch die Onlineanmeldung abgelöst

Heute wird man beim Spitaleintritt noch persönlich am Empfang begrüsst. Alle Informationsformulare, Einverständniserklärungen werden dem Patienten*innen persönlich überreicht. Dieser Vorgang ist jedoch mit einem grossen Zeitaufwand verbunden. Viele Diskussionen, Erklärungen finden im Beisein anderer Personen statt, der Datenschutz der peniblen persönlichen Daten ist dahin. Durch längere Gespräche entsteht oft ein Domino-Effekt: Patienten kommen verspätet zum Termin, die geplante Tagesplanung verschiebt sich – eine nervenaufreibende Zeit-Aufholjagd beginnt. Eine Onlineanmeldung für Patienten*innen erleichtert den Anmeldeprozess – und wird sich wahrscheinlich in Zukunft etablieren. Hersteller wie Swisscom (evita), Philips, OpenDoctor, Heypatient bieten Lösungen zur Online-Terminvereinbarung oder -Anmeldung an.

Spitalboardingpass alles in Einem

Bald werden Patienten im Spital mit einem Spitalboardingpass durch die Klinik eilen – wie heute schon am Flughafen. QR-Code-Leser werden ihnen den Weg zum Untersuch weisen.Im Inselspital steht bereits eine Onlineaufnahme der persönlichen Patientendaten zur Verfügung. Doch die Einverständniserklärungen, Aufklärungsformulare müssen die Patienten vor Ort lesen und unterschreiben, womit ein grosser Zeitfresser bestehen bleibt. Sind wir bereit, eine digitale Transformation in die skizzierte Richtung zu akzeptieren? Was passiert mit dem kompetenten Spitalpersonal, dass heute Patienten*innen in Empfang nimmt?

Eine Onlineanmeldung für Patienten*innen beinhaltet sinnvollerweise, dass Ausfüllen aller Patientendaten und Formulare, die für die Untersuchung oder den Eingriff notwendig sind. Wie beim Online-Buchen eines Flugtickets. Die Patienten*innen beantworten gezielt Fragen, welche für den Eingriff notwendig sind. Nehmen wir als Beispiel einen Patienten*in mit Herzschrittmacher, angemeldet für eine MR-Untersuchung des Gehirns. Vor der Untersuchung ist die Abklärung der MR-Tauglichkeit des Herzschrittmachers notwendig, wofür folgende Angaben notwendig sind: Hersteller, Datum der Implantierung, Operationsbericht, Herzschrittmacher Ausweis.

Im besten Fall hat der Patient den Herzschrittmacherausweis und weiss, welcher Arzt ihn operiert hat. Heute dauern die Abklärungen oft mehrere Stunden. Die Vorteile einer Onlineanmeldung im Spital liegen auf der Hand: Alle benötigten Informationen sind vor dem Eingriff verfügbar. Die Effizienz der administrativen Betreuung und die Sicherheit des Behandelten verbessern sich. Patienten*innen nehmen eine aktive Rolle im Behandlungsprozess ein, indem sie Eigenverantwortung für die Beschaffung aller wichtigen Dokumentationen übernehmen. Mühsame Terminvereinbarungen, lange Telefongespräche entfallen. Der/die Patient*in wählt Wann, Wie und Wo der Termin organisiert wird. Online-Anmeldungen werden Arbeitsplätze in der Administration eines Spitals verändern, neue Aufgaben entstehen, andere fallen komplett weg.

Wir sind noch nicht Digital

Idealerweise werden die betroffenen Teams rechtzeitig umgeschult und so neue oder veränderte Aufgaben im gleichen Spital übernehmen. Noch ist es nicht so weit: Die technischen Voraussetzungen für eine Online-Anmeldung sind heute noch zu wenig vorhanden, der Transfer der Patientendaten noch nicht genügend gesichert. Zurzeit gibt es in der Schweiz keine Softwarelösung, welche den komplexen Anmeldungsprozess individuell auf die Spitäler zugeschnitten anbietet. Dennoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Schritt der digitalen Transformation die Spitäler erreicht und deren Arbeitslandschaft umpflügen wird. Es liegt an uns, dafür vorbereitet zu sein.

Weiterführende Links zum Thema:
Strategie eHealth Schweiz – eHealth Suisse
Studien – eHealth Suisse
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen fördern
Der weite Weg zur Digitalisierung von Patientendaten in der Schweiz
Kofax-Benchmark-Studie 2022 zur intelligenten Automatisierung

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Dobrowolska Karolina

Karolina Dobrowolska, Leiterin Radiologie Services, Klinik Hirslanden Zürich, ist seit 1997 im Fachgebiet der Radiologie unterwegs. Sie bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation der Hochschule Luzern für Informatik. Ihre Passion: Sich gemeinsam im Team von der «Digitalization zur Digitalen Transformation» bewegen und für die zukünftige Automation im Gesundheitswesen vorbereitet sein.

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