Ist das die Partizipation an der Sozialen Arbeit?

… lautet der Kommentar eine/s Studierenden (anonym) auf unserer neuen BESCHREIBBAREN WAND! Wir freuen uns sehr,  dass wir den Wunsch der Studierenden nach einer solchen nun endlich umsetzen konnten. Und noch mehr freuen wir uns über diesen kritischen? Kommentar, der zum Nachdenken und Diskutieren einlädt.

Wir haben unser Lernraumprojekt von Beginn an als „partizipativ“ verstanden, aber was heisst das eigentlich und können wir dem Anspruch überhaupt gerecht werden? Gleichzeitig bezieht sich  der „analoge Post“ auf unserer Wand ja nicht (nur) auf die Mediothek, sondern die HSLU SA als ganzes. Und der bestimmte Artikel vor Partizipation gibt dem Ganzen vielleicht einen kritischen Unterton, man könnte auch verstehen: Soll das wirklich DIE PARTIZIPATION an der HSLU SA sein?

Gehen wir einen Schritt zurück: Was meint Partizipation eigentlich und ist Partizipation immer positiv? Laut Duden und Wikipedia lässt  sich Partizipation mit teilhaben, mitbestimmen oder auch „sich aneignen“ übersetzen. Das klingt zunächst sehr wünschenswert; Partizipation ist meist positiv konnotiert, etwa in der partizipativen Stadtforschung oder als Bürgerpartizipation. Beteiligung lässt sich aber auch kritisch sehen: Der Soziologe Rolf Keim analysiert in einem Beitrag zu Stadt und soziale Bewegungen, inwiefern das „Paradigma der Beteiligung“  auch Gefahren für soziale Bewegungen darstellt, nämlich dann, wenn Partizipation „Vereinnahmung“ bedeutet, sie also (politisch) genutzt wird, um Vorgehensweisen oder auch Ziele zu legitimieren (Keim 2014: 179ff).

Partizipation liesse sich dann wohl mit Scheinpartizipation übersetzen. Auch in unserem Projekt sind der Partizipation der Studierenden (ebenso wie unseren Möglichkeiten) Grenzen gesetzt, und wir hoffen, dass DIE Partizipation an der HSLU SA sich nicht auf  beschreibbare Wand beschränkt. Und während wir weiter über den Begriff philosophieren gehen wir praktisch hier und dort ein Stück in diese Richtung, wenn sich die Möglichkeit bietet:

Vom 27.4 bis 4.5. konnten Studierende für verschiedene Wandtattoos voten, das Ergebnis (Hirsch und rue parisienne) seht ihr in wenigen Wochen an unseren Wänden.

Wir wünschen uns jedenfalls mehr Raum für Partizipation – besonders im Sinne von Aneignung – bei uns in der Mediothek, im Haus, an der HSLU… Also bitte weiter so, nutzt die Wand, sprecht uns an, denkt mit!

annika.henrizi

Literatur: Keim, R. 2014: Das Paradigma der Beteiligung: Chance oder Vereinnahmung sozialer Bewegungen? In: Gestring, N.; Ruhne, R. & Wehrheim, J: Stadt und Soziale Bewegungen. Wiesbaden: Springer.