Digital? Dual! Die Bedeutung der Organisation in der Transformation

Sie arbeiten in einem klassischen, hierarchisch organisierten Unternehmen? Haben Sie sich auch schon gefragt, warum die (digitale) Transformation nur schleppend voranschreitet? Das könnte daran liegen, dass hierarchische Organisationen schlecht geeignet sind, um in die Zukunft zu blicken, beweglich und innovativ zu sein. Da könnte eine duale Organisation als Antwort auf den immer schnelleren Wandel unserer Umwelt dienen.

Innovationsfähigkeit und Foresight als Erfolgsfaktoren

Unsere Welt ändert sich immer schneller, der Wandel nimmt exponentiell zu. In dieser VUCA-Welt sind die Innovations- und Wandlungsfähigkeit Schlüsselaspekte für Erfolg und Bestehen. Ausserdem würden Unternehmen gut daran tun, mehr in die Zukunft zu blicken und sie zu gestalten: Foresight wird insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen kaum betrieben (Rasztar & Hölzle, 2023).

Wo setzen wir an?

Ganz im Sinne von «Change the system, not the people» konzentrieren wir uns auf die Organisationsstruktur. Welche Organisationsstruktur ist sinnvoll, um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben oder zu werden? Können wir den Wandel in den bestehenden, gewachsenen und starren Strukturen antizipieren und bewältigen?

Hierarchische Organisationen: zum Scheitern verdammt?

Hierarchische Organisationen eignen sich für effektive und effiziente Arbeit und schrittweise Verbesserungen. Sie haben aber wesentliche Mängel, welche dem Wandel im Weg stehen (Kotter, 2015):

  • Sie sind siloartig aufgebaut und können nicht genügend rasch und wirksam handeln.
  • Grundsätze und Regeln bremsen. Sie können zu Trägheit und Selbstzufriedenheit führen.
  • Der Fokus liegt auf Effizienz und Effektivität – es bleibt kaum Raum für langfristige Entwicklungen und Innovationen.

Lebendige Systeme haben eine innewohnende Fähigkeit zur Veränderung (Laloux, 2017)

Selbstgeführte Organisationen, wie sie Laloux (2017) beschreibt, würden Abhilfe schaffen. Sie sind gegenüber hierarchischen Organisationen geeignet für alles, was mit Veränderungen zu tun hat, mit Dynamik. Sie können der Komplexität besser begegnen. Ganz nebenbei erhöhen sie die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Wir gestalten radikal um! Oder doch nicht?

Sollen wir nun unsere Organisation radikal in eine selbstgeführte Organisation verwandeln? Das scheint nicht realistisch, da die Organisationen häufig komplex sind und sich Veränderungen stark widersetzen. Gibt es denn eine Möglichkeit zur Nutzung der Vorteile von nicht-hierarchischen Organisationen in hierarchischen Organisationen?

Netzwerke: Lernen von «chaotischen» Startups

Netzwerkorganisationen imitieren erfolgreiche Unternehmen in ihrer Gründungsphase, bevor sie sich zu hierarchischen Gebilden entwickelten. Sie können der hierarchischen Organisation angehängt werden. So ergibt sich eine duale Organisation (Kotter, 2015). Sie kann auf der hierarchischen Seite ihr Kerngeschäft effizient und effektiv erledigen und sich kontinuierlich verbessern. Gleichzeitig sind auf der Netzwerkseite die Freiheiten von vorgeschriebenen Prozessen und Strukturen vorhanden, um agil und innovativ zu sein – und um in die Zukunft zu blicken und sie mitzugestalten. So hat die Organisation die Felder Exploit (Ausbeuten) und Explore (Erkunden) im Griff. Sie ist ambidexter: Mit beiden Händen gleich geschickt. (Kotter, 2015, Frey, 2019).

Wie besetzen wir das Netzwerk?

Im Netzwerk sind Mitarbeitende neben ihren angestammten Funktionen tätig. Sie bringen ihre Fähigkeiten ein und können die Erkenntnisse aus dem Netzwerk auch wieder zurück in die Hierarchie bringen. So ist sichergestellt, dass die Mitarbeitenden des Netzwerks den Bezug zum hierarchischen Unternehmensteil nicht verlieren (Kotter, 2015).

Und wer stösst das Ganze an?

 Der Anstoss für eine Netzwerkorganisation sollte vom C-Level kommen, am besten vom CEO. Das misst der Organisation die erforderliche Bedeutung zu, gibt ihr die Legitimation. Anschliessend lässt die hierarchische Organisation dem Netzwerk aber die nötigen Freiheiten, um sich entfalten zu können. Trotz dieser Freiheiten bleibt das Netzwerk eng mit der hierarchischen Organisation verbunden, damit der Austausch funktioniert (Kotter, 2015).

Viel Erfolg!

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Stephan Simioni

Stephan Simioni ist Leiter Steuerung und Entwicklung bei der Zentralbahn und bloggt aus dem Unterricht des CAS CDO (Chief Digital Officer). Er ist in seiner Funktion mit seinen Kolleg*innen unter anderem für die Themen Digitalisierung und Applikationen seines Bereichs zuständig. Stephan interessiert sich insbesondere für digitale Themen, Organisations- und Geschäftsentwicklung.

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