Überlebenskampf Gemeindeverwaltung – in 10 Jahren verschwunden?

Wohin verlagern sich die Kanäle für Dienstleistungen der Gemeinden? Werden die 33 Kunden der kleinsten Gemeinde in der Schweiz den gleichen Zugang zu Online-Dienstleistungen erhalten wie die Kunden der grössten Schweizer Stadt? Die Digitalisierung ist durch, die digitale Transformation schreitet voran und KI steht vor der Tür. Dafür ist nicht nur die E-Government Strategie des schweizerischen Bundestaates verantwortlich. 

Die gesamte Bevölkerung der Schweiz soll von einer nachhaltigen und verantwortungsvollen digitalen Transformation profitieren. Diese digitale Transformation wird von allen föderalen Ebenen und Behörden vorangetrieben. Einige Kantone, die bei der Umsetzung der E-Government Strategie auf eine institutionalisierte Zusammenarbeit mit den Gemeinden setzen (z. B. Kanton Aargau, 2019; Kanton Zug, 2020), haben Schwerpunkte für die Umsetzung von Digitalisierungsmassnahmen und der digitalen Transformation definiert.

  1. Dienstleistungen                                z.B. eUmzug, eBau, eSteuern
  2. Kommunikation                                 z.B. Online-Partizipation, Gemeinde-Apps, Soziale Medien
  3. Ressourcen und interne Prozesse   z.B. Archivierung, Website, Chatbots

Die Gemeinden befinden sich somit nicht vor, sondern bereits inmitten des «Sturms» der digitalen Transformation! Von Digitalisierung im eigentlichen Sinn, wird gar nicht mehr gesprochen. Gemeinden und Kantonen sind im Arbeitsalltag mit den Themen der digitalen Transformation allgegenwärtig konfrontiert.

«Wie die letzte Durchführung des E-Government-Monitors (SECO; Nationale E-Government Studie 2022) zeigt, ist die Nachfrage nach elektronischen Behördendienstleistungen heute grösser als das Angebot.»

Aber auch andere Kantone, wie z.B. der Kanton Bern, setzen im Moment mit eigenen Lösungen (BE-Login Portal) auf eine digitale Transformation von Verwaltungsprozessen. So wird der Verwaltungsprozess Steuern vollständig digital für die Kunden angeboten. Von der Einreichung bis hin zur Veranlagung und Rechnungsstellung erfolgen die Teilprozesse vollständig digitale, wenn es vom Kunden gewünscht ist. Im vergangenen Jahr 2022 setzte der Kanton Bern erfolgreich ein weiteres Projekt um, der elektronische Prozess des Baubewilligungsverfahrens – eBau.

«Der Zugriff auf die Daten erfolgt in absehbarer Zukunft mittels eID. Die eID ist eine elektronische Identifikation und kann kantonale Logins, wie z.B. BE-LOGIN (Kanton Bern) ablösen.»

Gemeinden sind zunehmend gefordert mit der digitalen Transformation bei den öffentlichen Aufgaben zurechtzukommen. Diese Tendenz/Realität stellt das Verwaltungspersonal und die politischen Behörden vor neuen Anforderungen. Gleichzeitig sind die Gemeinden mit erhöhten Erwartungen seitens der Bürger:innen konfrontiert, kämpfen vielerorts gegen die schwindende Identifikation mit der Wohngemeinde und damit verbunden gegen einen Mangel an Bereitschaft, politische Ämter zu übernehmen. Zudem sind die Gemeinden auch bei den demographischen Entwicklungen und den veränderten Dienstleistungsbedürfnissen gefordert. In diesem generellen Kontext können Smart Services und Smart Government eine Chance sein.

Deshalb ist die wichtigste Ressource einer Gemeinde, das Personal, hinsichtlich der digitalen Transformation zu befähigen und dahingehend zu entwickeln. Die Arbeitswelt des heute eingesetzten Personals wird sich verändern. Dieser Trend ist bereits erkennbar. In immer häufigeren Stelleninseraten von Gemeinden kommen Begriffe wie Social Marketing, digitale Finanzverwaltung oder BI-Kenntnisse vor. Immer mehr Stelleninserate nehmen somit Bezug auf die digitale Transformation. Nutzen wird die Zeit, befähigen wir das Personal, bilden das Personal aus und kämpfen nicht gegen die digitale Welt an.

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Bruno Steiner

Bruno Steiner ist Abteilungsleiter Finanzen und Informatik bei der Gemeinde Lyss und bloggt aus dem Unterricht des CAS Chief Digital Officer.

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