Teamautonomie jetzt!

Geforderte Autonomie ist in vielen Fällen die Spassbremse der agilen Transformation. Befürchtet werden einerseits Kompetenzverlust und Chaos, anderseits Ergebnis-, Team- und Eigenverantwortung.

Der folgende Blog konkretisiert Autonomie mittels der 7 Autonomiestufen (Jürgen Appelo – Management 3.0) und beschreibt wie eine Führungskraft Teamautonomie mit dem Spiel «Delegation Poker» ohne Kontrollverlust und Überforderung entwickeln kann.

Wer kennt die Forderung nach mehr Agilität und autonomen Teams in der heutigen Arbeitswelt nicht. Lässt sich Agilität in lernbaren Methodiken und Techniken ausdrücken, ist das Konzept der Teamautonomie um einiges schwieriger zu erfassen. Gemäss den 12 Prinzipien des agilen Manifests, ist die Selbstorganisation ein Fundament von Agilität. Jede Führungskraft, die mit ihrer Organisation mehr Agilität erreichen will, muss sich also auch Fragen zur Teamautonomie stellen:

royal flush
royal flush (openclipart.org)
  • Wie autonom ist mein Team heute schon? 
  • Wieviel Kompetenz und Verantwortung bin ich bereit abzugeben?
  • Wieviel Autonomie ist ein Team bereit zu übernehmen?
  • Wie kann ich das Autonomielevel meines Teams entwickeln?

Stufen der Autonomie

Das sowohl vom Team als auch der Führungskraft als zielführend erachtete Autonomielevel ist sach- und situationsbedingt Gegenstand ständiger impliziter oder expliziter Verhandlung. Dabei wird sich das Team und die Führungskraft bewusst, welche Verantwortung und Kompetenzen sie in welcher Situation bereit sind zu übernehmen, respektive abzugeben. Diese Ausmarchung definiert die geltenden Leitplanken und Regeln bezüglich des Entscheidverhaltens in einer Organisation.

Anhand der 7 Stufen der Autonomie (Jürgen Appelo – Management 3.0) kann die Führungskraft das Autonomielevel des eigenen Teams einordnen und zusammen mit dem Team einen kontextabhängigen Entwicklungspfad besprechen.

  1. Stufe bestimmen (tell): Die Führungskraft verkündet dem Team lediglich ihre Entscheidung
  2. Stufe überzeugen (sell): Die Führungskraft entscheidet, versucht aber das Team von der Entscheidung zu überzeugen.
  3. Stufe befragen (consult): Die Führungskraft wird vom Team vor ihrer Entscheidung beraten
  4. Stufe Konsens (agree): Beabsichtigt wird ein Konsens zwischen Team und Führungskraft
  5. Stufe beraten (advise): Die Entscheidhoheit verschiebt sich in Richtung Team, welches durch die Führungskraft beraten wird.
  6. Stufe nachfragen (inquire): Die Führungskraft erkundigt sich lediglich nach dem Ergebnis der Entscheidung.
  7. Stufe volle Autonomie (delegate): Das Team entscheidet autonom
    poker card deck
    card deck (openclipart.org)

Entwicklung der Autonomie durch Delegation von Entscheidungen

Will eine Führungskraft die Teamautonomie und damit die Agiliät der Organisation verbessern, handelt sie diese Regeln neu aus und delegiert Entscheide an das Team. Dabei lohnt es sich, diesen Prozess bewusst und transparent unter der Mitwirkung des Teams zu durchlaufen.

Das Spiel «Delegation Poker» unterstützt diesen Vorgang spielerisch und macht ihn erfahrbar. Es wurde von Jürgen Appelo als konkretes Hilfsmittel zur Förderung der Teamautonomie entwickelt.

Steht ein Entscheid an, erhält jedes Teammitglied 7 Karten. Jede Karte repräsentiert dabei eine Autonomiestufe (1-7). Jedes Teammitglied legt dann die Karte mit dem aus seiner Sicht der Situation entsprechenden Autonomielevels auf den Tisch. Die Teammitglieder mit dem höchsten und dem tiefsten gewählten Autonomiegrad müssen ihre Wahl begründen. Ziel ist es, im Diskurs zu einem Konsens zu kommen. Gelingt dies nicht, wird eine weitere Runde gespielt.

Mit diesen einfachen Mitteln sind das Team und die Führungskraft in der Lage die Teamautonomie zu erfassen und im Diskurs zu entwickeln. Der partizipative Ansatz fördert dabei die Motivation des Teams, sorgt für ein positives Arbeitsklima und psychologische Sicherheit als einen der Hauptpfeiler der agilen Unternehmenskultur.

Weiterführende Literatur zum Thema

Markus Czeslik – Die Autonomie-Lüge

Jürgen Appelo – Management 3.0

Jürgen Appelo – Managing for Happiness

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Patrick Truninger

Patrick Truninger ist Leiter Business Solutions für den Energiehandel der BKW und bloggt aus dem Unterricht des CAS DevOps Leadership and Agile Methods.

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