Was Sharing Plattformen gut tut

Es ist nicht das, was man sich zum Feierabend wünscht. Endlich raus aus dem Büro und dann das! Schon beim Anschieben rollts nur träge an und die Tatsache ist schnell klar: Ein Platten und schon gerät der ganze Zeitplan ins Wanken! Wer mag das gewesen sein? Wie kriege ich das wieder hin? Jetzt könnte ich Hilfe gebrauchen!

Können soziale Netzwerke in solchen Situationen weiterhelfen? Wem möchte ich meine missliche Lage offenbaren? Wer ist bereit mir seine Hilfe anzubieten?

Angeregt durch eine Gruppenarbeit im Fachkurs Digitale Transformation bei welcher es um eine digitale Nachbarschaftshilfe-Plattform ging, überlegte ich mir den Anwendungsbereich einer solchen Plattform. Die Idee klang verlockend: Gemeinden stellen der Öffentlichkeit eine App zur Verfügung mit welcher sich verschiedene Gruppen mit Werkzeugen und Dienstleistungen gegen Entgelt oder im Tauschhandel gegenseitig helfen oder Dinge teilen. Nicht jeder braucht eine komplett eingerichtete Werkstatt, was ja viel ökonomischer scheint. Getreu dem Motto der Sharing Economy.  Sharing Economy – Wikipedia   Daten und Vereinbarungen werden sicher mit der Blockchain Technologie abgewickelt und ein ausgeklügeltes System an Einstellungen erlaubt es dem Anbieter sein Gerät oder seine Dienstleistung nur jenen vertrauenswürdigen Person anzuvertrauen, welchen er das auch möchte. Soweit ist das Problem von der technischen Seite her gut lösbar, wenn doch bloss der Mensch nicht wäre!

In den Diskussionen zeigte sich schnell die Komplexität zwischen einem möglichen Handeln und den sozialen Beziehungen der Betroffenen. Folglich gilt es die Aspekte der Kommunikation zu berücksichtigen, will man erfolgreich eine Plattform lancieren.

 

Das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun

Das bekannteste Kommunikationsmodell stammt von Schulz von Thun. Dieses ist auch bekannt unter dem Begriff „Vier-Ohren-Modell“. Das Modell beschreibt, dass jede Äußerung einer Person vier
Teilbereiche enthält.
Bei den Sachinformation geht es um die sachliche Information. Kurz: das, was als Information transportiert werden soll. Es sind Daten und Fakten. Die Selbstoffenbarung meint das, was jemand von sich preisgibt. Der Sender verrät etwas über sich selbst, wofür er steht, wie er seine Rolle auffasst, welche Fähigkeiten und inneren Befindlichkeiten die Person hat. Dies geschieht meist unbewusst. Die Aussage über die Beziehung meint, wie jemand über die Beziehung denkt, und wie Sender und Empfänger zueinander stehen. Der Appell offenbart das, was der Sender erreichen möchte. Auf dieser Ebene geht es um Wünsche, Appelle, Ratschläge und Handlungsanweisungen.

 

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Bei der gewaltfreien Kommunikation konzentriert man sich auf die Gefühle und Bedürfnisse des Kommunikationspartners und verzichtet auf Angriffe. Diese aggressive Sprache wird von Marshall Rosenberg als Wolfssprache bezeichnet. Im Gegensatz zur Wolfssprache richtet die gewaltfreie Kommunikation die Aufmerksamkeit drauf, was einem wichtig ist. Es ist die Sprache des Herzens. Schlüssel dafür ist die sehr genaue Unterscheidung zwischen Wahrnehmung und Interpretation. In jedem Gespräch sollten vier Komponenten klar ausgedrückt und verstanden werden. Dies sind Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten. Gewaltfreie Kommunikation sucht nach einem kreativen Dialog für gute Lösungen zwischen Gesprächspartnern:

  • Beobachten statt Bewerten oder Interpretieren
  • Gefühle wahrnehmen und benennen
  • Bedürfnisse wahr- und ernstnehmen
  • auf der Grundlage der Bedürfnisse klare und erfüllbare Bitten äußern

Damit könnte es gelingen

Der ursprünglichen Idee der Nachbarschaftshilfe-Plattform sollte unbedingt nachgegangen werden. Die technischen Möglichkeiten weisen ein grosses Potential auf, vermehrt Menschen zusammenzuführen um sich gegenseitig helfen zu können. Wenn es gelingt die Komplexität der Kommunikation einfach umzusetzen und die Regeln guter Kommunikation einhalten zu können, könnte es ein Erfolg werden.

 

Quellen:

Marshall B. Rosenberg (2016): Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens. Paderborn: Junfermann

Schulz von Thun, Friedemann (1981): Miteinander reden: Störungen und Klärungen.
Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation. Hamburg: Rowohlt.

 

PS: Nein, ich fahre nicht diesen Rosthaufen… ich habe schlicht am Bahnhof einen Platten abfotografiert um meinem Gedankenexperiment ein Bild geben zu können. Meinem Fahrrad, welches ich täglich benutze, geht es gut;-)

Beitrag teilen

Bruno Ruoss

Bruno Ruoss ist Leiter Beratung im Amt für Berufsberatung Zug und bloggt aus dem Unterricht des Fachkurses Digitale Transformation.

Alle Beiträge ansehen von Bruno Ruoss →

Schreibe einen Kommentar