Der rasante Wandel ist die wichtigste Konstante der digitalen Transformation. Ein Wandel, der die Führungskräfte stark fordert und lauthals nach einem neuen Führungsverständnis verlangt. Diesem Veränderungsprozess sind öffentliche Verwaltungen – man erinnere sich an den berühmtberüchtigten Fax während der Corona-Pandemie – aktuell mehr denn je ausgesetzt. Aber was bedeutet das konkret für das Leadership einer öffentlichen Verwaltung?
Kulturwandel als Herausforderung
Die öffentliche Verwaltung kommt im digitalen Transformationsprozess nur schwer in die Gänge. Kein Wunder: Wo Verwaltung draufsteht, steckt auch Verwalten drin. Ein von Stabilität und Planbarkeit geprägtes und von einer Verwaltungs-DNA durchdrungenes Kulturverständnis steht in einem starken Spannungsfeld zu einer agilen Organisation. Diese Spannung indes lässt sich lösen. Es mag sich zwar eine Menge Staub auf den Schultern des «Gralshüters des hoheitlichen Aktes» angesetzt haben, doch die öffentliche Verwaltung ist stark genug die digitale Transformation zu stemmen. Wie das geht? Mit Leadership.
Leadership – Pionier des Wandels
Keine Frage, Leadership bildet einen wesentlichen Bestandteil des Change-Prozesses. Mehr noch, soll Change gelingen, ist Leadership der Schlüssel, um das Kulturverständnis der Verwaltung zu begreifen und zu verändern. Ausgeleierte Schiebermützen und Pullunder sind nicht länger das Synonym für Stabilität und Planbarkeit, sondern immer häufiger ein Merkmal von Veränderungsresistenz und mangelnder Flexibilität. Um in diesem komplexen Umfeld erfolgreich zu sein, müssen sich die kulturelle Veränderung und das Verständnis von Leadership im (digitalen) Transformationsprozess gegenseitig befeuern. Hier geht es nicht nur um einen neuen stimmigen Look, sondern um einen Auftritt, der mit Persönlichkeit und Ausstrahlung überzeugt.
Mit geschärftem Blick und in modischer Kluft lässt es sich dann bestens darüber sinnieren, welche Kompetenzen im Leadership für die Herausforderungen von morgen denn nun wirklich gefragt sind. Also etwa darüber, Change- und Transformationsprozesse aktiv zu begleiten, Raum für einen konstruktiven Umgang mit Fehlern zu schaffen, 360-Grad-Marktbeobachtung als Auftrag des stetigen Wandels zu etablieren oder im Team fokussiert mit agilen Methoden auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Agilität als sicherer Wert soll zu einem neuen Merkmal der öffentlichen Verwaltung werden.
Das müsste eigentlich ein Grund zur Freude sein. Denn wer sich an seinen Kunden orientiert, setzt sich ehrlich mit Bedürfnissen auseinander. Das gelingt innerhalb der Organisation nur, wenn auch Mitarbeitende vom Leadership profitieren. Der Fokus auf die Anschaffung von Technik und Software wird diesem Bedürfnis nicht gerecht.
Wandel findet kontinuierlich statt, die Natur ist hierfür unsere beste Lehrerin. Auch im Leadership soll es ein Ziel sein, sich kontinuierlich und in kleinen Schritten zu verändern. Der Vergleich mit einem Umzug in eine andere Gemeinde scheint stimmig. Damit etwas Neues entsteht, muss man sich vom Alten trennen. Die Widerstände weichen der Freude auf Neues, etwa gleich, wie wenn wir bei einem Umzug gewisse Dinge mitnehmen.
In dieser Umzugsphase befindet sich die Gemeinde Emmen. Mit ihrer neu erarbeiteten Vision «Pionier Emmen – mein Lieblingsort. Erfrischend frech. Echt inspirierend» – soll dieser Wandel nach innen und aussen ausgedrückt werden. Denn «wir beschreiten mutig neue Pfade und gestalten gemeinsam einen Ort, wo Menschen sich und ihre Ideen verwirklichen können».
Das heisst, weg von der Zukunftsverwaltung im Rückspiegel, hin zum nach vorne gerichteten Gestalten. Der Blick durch die Frontscheibe bietet denn auch eine markant andere Perspektive als jener zurück. Der Kulturwandel wird auch an dem Begriffspaar von Wollen und Müssen sichtbar. Im Müssen lauert die Trägheit, im selbstbestimmten Wollen der Aufbruch und die Veränderung. Der Schalter für diesen Shift befindet sich im Kopf jedes Einzelnen und daher ist Leadership der entscheidende Transformationsmotor – ganz nach dem Motto: Bist du schon oder wirst du noch?