E-Mail ist out – oder doch (noch) nicht?

Heute ist Instant Messaging angesagt. Das E-Mail, eine in den 70er-Jahren entwickelte Kommunikationsform, wird in Kürze aus unserem Alltag verschwinden. Oder doch nicht? Ein Erklärungsversuch, wieso das E-Mail auch in den kommenden Jahren weit verbreitet sein wird.

Standardisierung & Verbreitung
E-Mails erreichen grundsätzlich alle Empfänger*innen, unabhängig davon welche E-Mail-Dienste, Betriebssysteme, Endgeräte oder Provider eingesetzt werden. Beim Instant Messaging hingegen müssen Sender*in und Empfänger*in meist denselben Dienst verwenden, und beide benötigen dazu einen Account. Zwar sind sich einzelne Instant Messenger wie WhatsApp weltweit am Durchsetzen, allerdings ist dieser Prozess alles andere als abgeschlossen.

Ein E-Mail-Account hingegen kann von allen erwartet werden, die sich im Internet bewegen. Im Email Statistics Report, 2017-2021 (Executive Summary) vom Marktforschungsunternehmen The Radicati Group, Inc. wird die Anzahl E-Mail-User im 2021 weltweit mit über 4.1 Milliarden beziffert. Die Tendenz ist sogar zunehmend, um ca. drei Prozent pro Jahr steigt zurzeit die Anzahl E-Mail-User, wie im selben Report ausgewiesen wird.

Unabhängigkeit
Das E-Mail-System ist dezentral aufgebaut. Durch die Dezentralisierung kennt niemand alle E-Mail-Nutzer*innen und deren Einstellungen und Präferenzen – ein entscheidendes Argument im Bereich Datenschutz. Jede*r kann zudem seinen eigenen E-Mail-Service aufbauen, bereitstellen und in das weltweite E-Mail-Netz integrieren – und jederzeit wieder daraus entfernen.

Endgeräte & Systemeinbindung
E-Mails funktionieren losgelöst von einem bestimmten Typ eines Endgerätes. Sie funktionieren auf Mobiles, Tablets, PCs, Uhren usw. und werden laufend synchronisiert. Zudem sind sie meist in eine ganze Systemlandschaft integriert. Als Beispiel sei hier Outlook von Microsoft erwähnt: durch E-Mails lassen sich direkt Besprechungen organisieren und Kalenderfunktionen ausführen, nebst weiteren Funktionen wie Adressenpflege und Aufgabenorganisation. Und sie können sogar Instant-Messaging-Dienste wie Teams oder Skype ansteuern. Ein Instant Messenger für sich hingegen kann hier erst ansatzweise punkten.

variety of devices
Abbildung 1: E-Mails funktionieren unabhängig von der Art der Devices, Betriebssysteme etc. (nighthawk shoots, unsplash.com)

Asynchrone Kommunikation
Beim Versenden einer Nachricht über Instant Messenger wird unmittelbar eine Antwort erwartet. Die Erwartungshaltung beim E-Mail hingegen ist eine andere. Im Berufsalltag kann bis zu 24 Stunden mit einer Rückantwort zugewartet werden. Dadurch haben die Empfänger*innen Zeit, notwendige Abklärungen zu treffen und eine fundierte und wenn nötig ausführliche Antwort zu verfassen.

Offizieller Charakter
E-Mails dienen oft als Beweismittel und sind als solche weitherum akzeptiert, sei es bei einer Buchung oder bei verbindlichen Antworten im Geschäftsumfeld. Sie können auf Wunsch sauber auf vordefinierte Layouts ausgedruckt werden. Dies verleiht ihnen zusätzlich einen offiziellen Charakter. Bei Bedarf können E-Mails mit einem Klick weitergeleitet werden, und zwar an beliebig viele Empfänger*innen. All diese Punkte bietet Instant Messaging heute noch nicht oder nur teilweise.

Fazit
Instant Messaging gehört mittlerweile zu unserem Alltag. Die Nutzung von E-Mails wird dadurch zwar etwas eingeschränkt, aber noch lange nicht ersetzt. Der Tech Analyst Ranvir Kang bringt es in einem Forumbeitrag auf den Punkt:

„For anything to be wiped out there should either be a better alternative present or it should have a flaw that makes it undesirable. Email doesn’t have both.“
– Ranvir Kang, Tech Analyst for Wipro Technology

Bis es soweit ist werden noch Jahre vergehen – und bis dahin wird das E-Mail aus unserem täglichen Leben nur in kleinen Schritten verschwinden.

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Daniel Gehri

Daniel Gehri ist Business Analyst bei der Viseca Payment Services SA und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation.

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