Tendenz zu Glücksfällen

In all dem Wirbel rund um die Situation eines sich global rasant ausbreitenden Krankheitserregers, welcher in allen Lebensbereichen teilweise zu drastischen und schrecklichen Folgen zwingt, lassen sich auch Entwicklungen erkennen, die als eine Tendenz zu Glücksfällen gedeutet werden können, jedenfalls mit den Scheuklappen «als Individuum in einer Bildungsorganisation» gesehen.

Wohl kaum eine Bildungsinstitution hätte einen dermassen breiten und schnellen «Digitalisierungsschub» initiieren können wie er jetzt mit und über uns hinwegfegt. Keine Kampagne, kein Projekt, keine forcierte Weiterbildung hätte dies so bewirken können. Alle müssen, und die Schlupflöcher sind eng geworden, sehr eng und eigentlich ausser Reichweite. Es fühlt sich an wie eine kollektive Schwimmübung, bei der die individuellen Voraussetzungen so sehr unterschiedlich sind – während die Einen sich nach wenigen Metern der Bemühungen scheinbar bereits mit der Unterwasserperspektive auseinandersetzen müssen, macht es den Eindruck, dass Andere hier mit dem Jetski drüber hinwegsurfen. Und auch wenn dieser Digitalisierungsschub in der Pauschale noch lange nicht das bewirkt, was damit und der digitalen Transformation im positiven Sinne alles verstanden, ausgelöst und möglich gemacht werden kann, sind wir wohl auf dem Weg in der Gegenwart, der Realität anzukommen. Damit das Ankommen dann auch Realität wird und zukünftige Entwicklungen antizipiert werden können – beispielsweise intelligente Lernumgebungen – braucht es dann wahrscheinlich doch noch einiges, vor allem auch nach dem Wirbel. Also ist es noch lange nicht Zeit sich in die Couch der Euphorie sinken zu lassen. Doch, und das ist, was jetzt gerade zu zählen scheint, die kollektive Schwimmübung kann nun im (neuen alten Element) zu neuem Erleben, neuen Denkweisen, neuen Möglichkeiten verhelfen, was ja auch als Tendenz zu einem Glücksfall interpretiert werden kann – hoffentlich wird es auch einer!

Der Drift, dieser Drift in die Silos, der hat schon oft beschäftigt. Was wurde schon versucht diesen Drift zu verlangsamen, wegzusehen, wegzuorganisieren oder zu bekämpfen? Und jetzt, ausgerechnet jetzt wo wir die soziale Distanzierung leben sollen und müssen, jetzt wo wir alle in den entferntesten isolierten Aussenkleinkolonien ausharren, jetzt scheint es hier eine Tendenz zu einem weiteren Glücksfall zu geben – die Tendenz diesen Drift in Kohäsionsaktivitäten umzukehren. Hast Du über Jahre hinweg Kolleg*innen nur vom Sehen, Hören oder gar nicht gekannt und kaum mehr als «morgää» oder «schönä Aabä» zu diesen gesagt, schwimmst Du jetzt virtuell nebeneinander, redest über Fragen, Ideen und über freudige sowie leidige Wirbel-Erfahrungen, hilfst Dir gegenseitig den Kopf über Wasser zu halten – für das hatten wir Alle vor kurzer Zeit keine Zeit! Was passiert aber nun wenn der Wirbel nachlässt und der Alltag wieder einkehrt, wenn er das jemals wieder so tut, was dann? Auch hier ist die Couch der Euphorie wohl noch nicht sinkbereit. Und doch, und das ist, was jetzt gerade zu zählen scheint, diese Umkehr zu Kohäsionsaktivitäten ermöglichen neue Kollektive und ermöglichen neues Erleben, neue Denkweisen, neue Möglichkeiten und Freundschaften, was ja noch einmal als Tendenz zu einem Glücksfall interpretiert werden kann – hoffentlich wird es auch einer, bzw. ein zweiter!

Frohes Schwimmen 🙂

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