Technologieunterstützes Selbststudium

Das Selbststudium nimmt in Aus- und Weiterbildung viel zeitlichen Raum ein – Studierende sind dabei oft ganz auf sich allein gestellt. Wie das Selbststudium mit Hilfe von Technologieunterstützung optimiert werden kann, zeigen exemplarisch drei einfache Beispiele.

Das Didaktik-Team SA betrachtete am 02. Dezember 2021 mit 13 teilnehmenden Mitarbeitenden die Thematik an Beispielen aus der Weiterbildung bzw. Mediothek sowie aus Grund- und Hauptstudium des Bachelors – hier gehts zur Aufzeichnung des Anlasses.

Seit der Bologna-Reform wurde das Selbststudium in der Aus- und Weiterbildung stetig ausgebaut, bzw. ein immer grösserer Teil des Studiums als Selbststudium deklariert. Damit stiegen auch die Anforderungen für Studierende in Bezug auf Selbststrukturierung des Lernprozesses sowie auf den inhaltlichen Anschluss ans Präsenzstudium.

Mit der elektronischen Lernplattform Ilias steht den Mitarbeitenden der Hochschule ein durchaus mächtiges Instrument zur Verfügung, mit welchem das Selbststudium unterstützt werden kann. Aber auch andere Software kann das Selbststudium unterstützen und bereichern.

Beispiel 1: Miro-Board für Literatur & Tipps
Annika Henrizi und Alexandra Muster von der Mediothek zeigen, wie sie in Zusammenarbeit mit Armin Sehrer und Werner Riedweg vom ISP für eine CAS-Weiterbildung das Thema Arbeitsintegration elektronisch aufbereitet haben, für Studierende und Mitarbeitende. Als elektronische Hilfe hierfür dient die Software Miro, eine online-Plattform für kollaborative Zusammenarbeit mittels gestaltbaren Whiteboards. Konkret wurde partizipativ eine inhaltliche Strukturierung der Thematik Arbeitsintegration erarbeitet und diese in einem sogenannten Miro-(White)Board angelegt. So können nun verschiedene Quellen zugeordnet und verlinkt werden, was auch grafisch einen wesentlich besseren Gesamtüberblick als ein klassisches Bücherregal oder eine textbasierte Liste bietet. Das Miro-Board Arbeitsintegration ist mit der Mediothek verknüpft und dort auf einem eigens eingerichteten Bildschirm nicht nur online, sondern auch vor Ort für alle zugänglich.

Annika Henrizi und Alexandra Muster laden andere Dozierende und Mitarbeitende aus dem Mittelbau dazu ein, für «Ihre» Themen allenfalls auch eine thematisches Miro-Board zu entwickeln, und bieten gerne ihre Expertise als Unterstützung dafür an.

Beispiel 2: Social Video Learning (z.B. mit Ilias)
Bereits im April 2019 hat Isabelle Odermatt vom ISE anlässlich des ersten SA-Labs (damals noch vor Ort an der HSLU-SA) das Thema Social Video Learning vorgestellt. Als Überbegriff kann es als Möglichkeit verstanden werden, mit welcher Studierende orts- und zeitunabhängig an einem gleichen (Video)-Lernprozess zusammenarbeiten können. Dafür existieren inzwischen mehrere Software-Plattformen. Mit der Unterstützung von Stefan Winiker vom ZLLF konnte ein Ilias-Plugin der Universität Freiburg im Breisgau eigens für die Nutzung für Kommunikations-Analyse-Trainings im Grundstudium des Bachelors (Modul 24) angepasst werden. Mit dem Plugin Interaktives Video können Studierende bspw. selbst aufgenommene Beratungsgespräche auf Ilias laden und dort mit anderen Studierenden in einer Maske kommentieren, mit zeitlichen Tags und textformativen Gestaltungsmöglichkeiten. So können Studierende zeit- und ortsunabhängig doch gemeinsam an einer gleichen Gesprächssequenz ihre Analysevorschläge festhalten und diskutieren und sind somit nicht auf sich allein gestellt. Natürlich ist es möglich, dass Dozierende den Prozess online asynchron begleiten und ebenfalls Kommentare hinzufügen. Auch möglich ist es, andere Quellen für die Videos zu benutzen, bspw. Lehrvideos oder online-Videos von anderen Plattformen wie YouTube etc.

 

Videos mit (Lern-)Stopps
Frederike Hanke vom ZLLF zeigt, wie hier das Selbststudium mit interaktiven Elementen ohne synchrones Zutun von Dozierenden noch erweitert und attraktiv gemacht werden kann. Beispielsweise lassen sich an definierten Stellen im Video (Lern-)Stopps einbauen, um nach einer bestimmten Szene die Studierenden aufzufordern, eine mögliche folgende Interventionsmöglichkeit zu bestimmen. Dabei kann nach der Antwortauswahl auch ein automatisches Feedback in Form von Text bzw. eine Erklärung hinzugefügt werden. Bekannt sind solche Modelle auch als Situational Judgement Tests – damit lassen sich gezielt Handlungskompetenzen trainieren, interaktiv und asynchron.

Es ist auch möglich, qualitative Rückmeldungen von den Studierenden zu erfassen. Dies macht meistens dann Sinn, wenn auf diese Rückmeldungen selbst auch eine qualifizierte Rückmeldung gegeben wird, durch Lernprozessbegleitende.

Beispiel 3: Einführungsvideo plus fiktives Vorstellungsgespräch (mit Ilias Test)
Eine klassische Möglichkeit, das Selbststudium anzuleiten, ist das Erteilen von Leseaufträgen, in der minimalsten Form als mündliche Aufforderungen. Es geht jedoch auch attraktiver, mittels kurzen Einführungsvideos und interaktiven Ilias-Elementen.

Die Studierenden des Bachelors sind bereits kurz nach Studienstart aufgefordert, sich mit dem umfassenden Modulreglement und den Prozessen der Praxisausbildung auseinanderzusetzten. Bis 2016 wurde den Studierenden dazu eine Emailaufforderung mit Anhang zugesendet und in einer darauffolgenden Präsenzveranstaltung eine Folienpräsentation erläutert. Zu diesem Zeitpunkt ist der eigentliche Start der Praxisausbildung für die Studierenden noch mehr als ein Semester entfernt – so war diese Aufgabe jeweils wenig attraktiv bzw. der Sinn dahinter für viele nicht zu erschliessen.

Heute werden die Studierenden mit einem 3-minütigen Einführungsvideo persönlich vom Modulverantwortlichen Lucas Haack vom ZLP begrüsst und es wird ihnen erläutert, weshalb es für sie wichtig ist, dass sie sich bereits jetzt mit der Praxisausbildung auseinandersetzen und welche Auswirkungen dies auf ihren persönlichen Studienverlauf haben wird. Dies erzeugt die sogenannte Awareness, um sich überhaupt mit dem Modulreglement etc. auseinanderzusetzen. Um das Lesen selbst kommen die Studierenden nicht herum, allerdings nun mit einer persönlichen Betroffenheit, gefolgt von einem spielerischen Element im Sinne der Gamification. Mittels eines einfachen Ilias-Test können die Studierenden nach dem Lesen individuell an einem fiktiven Vorstellungsgespräch teilnehmen. Darin haben sie die Möglichkeit zu erfahren, wie gut sie die Thematik verstanden haben und inwiefern sie für die Fragen an Vorstellungsgesprächen gewappnet sind. Die Studierenden erhalten unmittelbar nach der jeweiligen Antwortauswahl eine Rückmeldung, welche Antwort richtig ist, sowie am Schluss eine nicht ganz ernst gemeinte Bewertung (gut gelaufen, naja, vergeigt).

Der Vorteil dieser Vorbereitung liegt neben der hohen Beteiligung (95%) auch darin, dass der Modulverantwortliche die anonymen Ergebnisse einsehen kann, und so an der folgenden Präsenzveranstaltung gezielt auf Herausforderungen und Fragen der Studierenden eingehen kann.

Einen ähnlichen Einsatz der Ilias-Test-Möglichkeiten ermöglichen Simone Sattler und Peter A. Schmid vom ZLP im Rahmen des Moduls 29 des Grundstudiums des Bachelors. Hier können Studierende testen, inwiefern sie die APA-Zitierregeln verstanden haben und erhalten asynchrones automatisches Feedback auf ihre Antworten.

Für spezifischeren Einsatz von Ilias-Plugin und weiterem können sich Interessierte ans Didaktik-Team wenden oder ans ZLLF selbst, welches auch mehrere kleinere und mittelgrosse Kurse zu Ilias anbietet.

Auch eine interessante Form des technologieunterstützten Selbststudiums bietet becreate.ch. Zweisprachig und graphisch exzellent aufbereitet, spielt diese Software-Unterstützung im Vergleich zu Ilias in einer höheren Liga. Fragen hierzu beantwortet gerne Michael Doerk vom ISB.

Ausblick 2022
Für das Jahr 2022 wird das Didaktik-Team den Fokus auf das technologie-unterstützte Selbststudium und Blended Learning richten und gezielt einzelne bestehende Bachelor-Module und Weiterbildungen bei der Weiterentwicklung des Selbststudiums unterstützen. Mehr dazu folgt im neuen Jahr hier auf dieser Plattform.

Vorerst wünscht das Didaktik-Team nun allen Mitarbeitenden eine frohe und gesunde Adventszeit!

Für das Didaktik-Team

Lucas Haack, Franziska Zihlmann und Frederike Hanke

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