Enterprise Architektur: Schlüssel zu Erfolg oder Papiertiger?

Heute leben wir in einer digitalen Welt – privat wie beruflich. Während bei manchen die Digitalisierung weit fortgeschritten ist, stehen andere erst am Anfang. Sicher ist, wir können uns diesem Wandel nicht entziehen. In diesem Kontext wird oft die Enterprise Architektur (EA) als das Werkzeug gepriesen. Klingt grossartig, oder nicht? Ein Geheimtipp, um uns auf Erfolgskurs zu bringen oder ein überschätztes Konzept mit wenig praktischem Nutzen? Schauen wir mal genauer hin.

Was ist eigentlich Enterprise Architektur?

Einfach ausgedrückt, ist Enterprise Architektur (EA) der Versuch, durch methodische Planung einen Bauplan des Unternehmens zu erstellen. Sie soll sicherstellen, dass alle Rädchen in der Unternehmung reibungslos ineinanderlaufen. Durch verschiedene Modellansichten ermöglicht sie unterschiedliche Betrachtungsweisen der Struktur und Prozesse eines Unternehmens. Das Unternehmen ist damit ordentlich durchgeplant: Von der Strategie zu den Geschäftsfähigkeiten, über die Geschäftsprozesse bis hin zu den Datenstrukturen, den Applikationen und der IT-Infrastruktur. Es geht darum, das Business optimal zu unterstützen.
Klingt plausibel, aber wie läuft das in der Praxis?

Die Vorteile einer EA
EA ist mehr als nur ein paar Diagramme und wohl durchdachte Prozesslandkarten.

  • Strategische Ausrichtung
    EA hilft uns dabei, sicherzustellen das IT-Projekte und die daraus notwendigen Investitionen direkt auf die Geschäftsziele abgestimmt sind, keine Ressourcen verschwendet werden und das Budget zielgerichtet einsetzt wird.
  • Effizienz steigern und Kostenreduktion senken
    Wir erhalten eine klare Übersicht über unsere benötigten Geschäftsfähigkeiten, Prozesse, Systeme und Schnittstellen. Das ermöglicht uns Redundanzen zu reduzieren/eliminieren und neue Technologien rascher einzuführen.
  • Flexibilität für die Zukunft
    Die EA zeigt uns die Zusammenhänge des Unternehmens auf und schafft qualifizierte Grundlagen. Wir können Systeme und Prozesse in kleinere Einheiten aufteilen. Das ermöglicht uns flexible, skalierbare und einfacher wartbare IT-Architekturen zu entwickeln.
  • Bessere Entscheidungen
    Aufgrund der ganzheitlichen Sicht auf die Unternehmung, mit standardisierten Prozessen und umfassenden Daten, können Risiken minimiert werden. Technischen Schulden werden aufgezeigt und Schatten IT kann identifiziert und vermeiden werden.

Sind da auch Nachteile?
Trotz der offensichtlichen Vorteile gibt es auch einige Stolpersteine, die uns Sand in unser Räderwerk streuen können.

  • Komplexität
    Wenn wir einen Blick auf ein Framework wie TOGAF (The Open Group Architecture Framework) werfen, sind sicherlich viele von uns erschlagen von der Komplexität und des Umfangs dieses Frameworks. Es entsteht vielleicht der Eindruck, dass EA mit viel Bürokratie einhergeht und so eher zum Verhinderer als zum Förderer von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit wird.
  • Mangel an Umsetzung
    Wenn EA-Pläne nur im Elfenbeinturm geschmiedet werden und keinen Bezug zur Praxis, bzw. zur Basis haben, bleiben diese womöglich in der Schublade liegen. Diese Diskrepanz führt zu Frustrationen und der Papiertiger ist geboren.
  • Unterstützung
    Ohne Unterstützung von der Geschäftsleitung und ohne Akzeptanz in den IT- oder Fachabteilungen, bleibt EA eine geistige Übung, die die Geschäftsziele verfehlt. Alle müssen den Nutzen sehen und voll hinter der EA stehen.
  • Zeit und Geld
    Eine EA zu etablieren nimmt Zeit und Geld in Anspruch. Manch einer fragt sich zurecht, ob sich der Aufwand wirklich lohnt

Wie führe ich EA zum Erfolg?
Damit EA nicht nur ein Papiertiger bleibt, sondern einen reellen Mehrwert zum Unternehmenserfolg beiträgt, sehe ich folgende Punkte als Schlüssel zum Erfolg:

  •  Folge einem pragmatischen Ansatz
    «So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich». Entscheide Dich für ein Framework und passe es für dein Unternehmen an. Modelliere nur das, was Dir in Deinem Unternehmen einen Nutzen bringt oder unbedingt notwendig ist. Orientiere Dich an unmittelbaren Projekten oder an den Geschäftsanforderungen. Lasse Raum für Skalierung und Weiterentwicklung.
  • Verlier den Fokus nicht
    EA sollte immer auf die Ziele des Unternehmens ausgerichtet sein. Der Fokus muss auf «enable the business» liegen. Richte EA an den Unternehmenszielen aus, um die Unternehmung bestmöglich zu unterstützen.
  • Nimm alle mit auf die Reise
    EA ist kein IT-Projekt. Die EA soll in enger Zusammenarbeit mit allen Geschäftsbereichen entstehen, nicht im Elfenbeinturm. Alle müssen mitmachen wollen, nicht müssen. Suche intern nach Talenten und fördere Sie. Kommunikation muss stufengerecht in der Unternehmung gelebt und aufrechtgehalten werden.
  • Liefere konkrete Ergebnisse
    Zeige konkrete, messbare Resultate, wie zum Beispiel: Kostenreduktionen durch Konsolidierung von Systemen, Schnellere Umsetzung von Fachanforderungen, Raschere Anpassung an geänderte Marktanforderungen oder regulatorische Vorgaben oder Raschere Einführung von neuen Services.

Fazit: Schlüssel zu Erfolg oder Papiertiger?

Enterprise Architektur kann ein «Business Enabler» oder ein Papiertiger sein. Entscheidend ist, die richtige Balance zwischen Struktur und Flexibilität zu finden und die Fähigkeit zu entwickeln, Theorie erfolgreich in die Praxis umzusetzen.
Schaffen wir es durch stufengerechte Kommunikation alle mit auf die Reise zu nehmen, bin ich überzeugt, dass die EA eine gelebte Realität wird und nicht in einer Ablage verschwindet.
So wird sie zu einem Werkzeug, welches das Unternehmen im digitalen Wandel entscheidend unterstützt.

Lasst uns die Reise beginnen!


Beitrag mit Unterstützung von KI erstellt

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Senad Havkic

Senad Havkic ist Plattform Architekt bei der KPT – Die Krankenkasse mit dem Plus und bloggt aus dem Unterricht des CAS Enterprise Architecture

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