Agilität – ein echtes Buzzword. Sind wir agil oder haben wir lediglich eine agile Fassade aufgebaut, hinter der starre und hierarchische Strukturen schlummern? Bei der agilen Transformation geht es nicht nur um die EinfĂĽhrung von neuen Methoden und Prozessen, sondern um einen tiefgreifenden Kulturwandel. In diesem Blogbeitrag erfährst du, was Agilität bedeutet, wie es zum Erfolgsrezept wird und welches RĂĽstzeug du fĂĽr diesen Wandel brauchst.
Viele Unternehmen stossen Veränderungsprojekte an mit dem Ziel, flexibler, schneller und kreativer agieren zu können. Doch der Grossteil solcher Projekte scheitert. Das liegt meistens daran, dass Organisationen zu schnell und zu unüberlegt vorgehen. Sie führen zum Beispiel Hals über Kopf eine Projektmethode wie SAFe ein. Um eine Organisation durch und durch auf Agilität auszurichten, ist ein tiefgreifender Kulturwandel nötig. Diese Veränderung braucht nicht nur viel Zeit, sondern auch fundiertes Wissen und eine Menge Fingerspitzengefühl.
Viele Unternehmen wissen nicht, wie sie aus ihrem klassischen Denken und Handeln den Wandel zu einer agilen Organisation erfolgreich gestalten können. Lohnt sich der Aufwand also wirklich? Ja, vorausgesetzt die Umsetzung stimmt. Wie könnte dann ein gut begleiteter und nachhaltiger Transformationsprozess aussehen?
Nach Michel (2020) lässt sich der fünfphasige AGILE Cycle® als grundlegendes Schema verstehen, um die Transformation anzugehen. Aber nur, wenn die Führungskräfte mitspielen. In einer agilen Welt handeln Führungskräfte als Mentor:innen und Coaches. Anstelle von Kontrolle setzen sie bei ihren Mitarbeitenden auf Eigenverantwortung und Vertrauen. Agile Führungspersonen sind neugierig und pflegen einen konstruktiven und positiven Umgang mit Fehlern in ihrem Team. Ein Unternehmen kann erst dann wirklich agil werden, sobald die Führungskräfte davon überzeugt sind.
Phase 1: Arouse Agile Awareness – Bewusstsein für Agilität schaffen
Im ersten Schritt erwachen Führungskräfte und Mitarbeitende aus dem Dornröschenschlaf und schaffen ein gemeinsames Bewusstsein für agile Themen. Die Begriffe Iteration oder inkrementelles Arbeiten sowie das agile Manifest sind am Ende dieser Phase allen bekannt.
Zudem gilt es, möglichst detailliert die Vorteile und Gründe zu notieren, warum ein Unternehmen die agile Transformation starten soll. Die folgenden drei Konzepte sind dabei relevant:
- eine Ambassadoren-Strategie entwickeln
- einen Plan erstellen, wie sich die Führungskräfte in das Transformations-Projekt einbinden lassen
- ein Kommunikationskonzept erarbeiten
Um den Fortschritt der einzelnen Konzepte zu ĂĽberprĂĽfen, helfen die SMART-Ziele.
Wichtig: In dieser Phase sollte nichts ĂĽberstĂĽrzt werden. Es braucht genug Zeit, um alles zu verdauen und sich mit den neuen Ideen anzufreunden.
Phase 2: Ground and Anchor Agile Ways of Thinking – agiles Mindset verankern und Widerstände überwinden
Geduld ist gefragt – Für ein Unternehmen kann es mehrere Jahre dauern, um agil zu werden. Es geht weg von der Ansicht, nur oberflächlich einige Prozesse zu verändern, hin zu einer ganz neuen Art des Denkens und Arbeitens. In dieser Phase verankern Unternehmen die Geisteshaltung, das Mindset und setzen die Konzepte aus der ersten Phase um. Es ist mit Widerstand zu rechnen und das ist auch gut so. Damit werden Schwachstellen in den Konzepten sichtbar. In Phase 2 gilt es, ein weiteres Konzept zu erarbeiten, und zwar zum Thema «neue Unternehmenswerte gemeinsam erarbeiten».
Phase 3: Implement Methods – die passenden agilen Methoden finden
Zu diesem Zeitpunkt beschäftigen sich Unternehmen mit den Vor- und Nachteilen der einzelnen Methoden. Welche bieten am meisten Mehrwert und passen zum Unternehmen sowie zu den Stakeholdern und Projekten? Aus diesen Überlegungen entsteht anschliessend ein Konzept für ein Pilotprojekt.
Phase 4: Learn – Learning by Doing gehört zur Tagesordnung
Jetzt wird das Pilotprojekt mit dem Team umgesetzt. Dieser Prozess wird aufzeigen, welche Mitarbeitenden noch Unterstützung oder Schulungen benötigen. Er wird auch aufzeigen, wo das Konzept noch Schwachstellen hat. In Phase 4 ist es wichtig, die unterschiedlichen Lerntypen der Mitarbeitenden zu beachten.
Phase 5: Evaluate the Agile Status Quo – Reflexion
Das Pilotprojekt ist mittlerweile abgeschlossen. In der Reflexion werden Projekt- und Lernfortschritt, die Kundenzufriedenheit und die Fehler gemeinsam analysiert. Zudem geht es darum, geeignete Messkriterien fĂĽr den Erfolg zu definieren.Â
Fazit – Eine agile Transformation braucht Zeit und ist vermutlich nie ganz fertig.
Neben der sichtbaren Einführung von agilen Arbeitsweisen benötigt insbesondere der oft unsichtbare Kulturwandel Zeit. Das scheinbare «Neuprogrammieren» von Verhaltensmustern ist ein Aspekt, der oft unterschätzt wird. Tatsächlich ist eine Einführung von agilen Arbeitsweisen ohne den dazugehörigen kulturellen Wandel nahezu wirkungslos. Mit dem Wandel zu einem agilen Mindset führt eine agile Transformation hingegen zu einer anpassungsfähigen, lernenden und sich wandelnden Organisation. Let’s go agile 🚀.
WeiterfĂĽhrende Links:
Ziel: agil von Anne Michel: Buch kaufen | Ex Libris
Wie Agilität gelingt von Katharina Maehrlein: Buch kaufen | Ex Libris