«as a TOKEN of love» – oder wie die Blockchain die “Matrix” revolutioniert

Ob fungible, non-fungible oder soulbound, ein Token auf der Blockchain ist unabdingbar unveränderbar, teils öffentlich jedoch sicher pseudonym und somit für die Nachwelt jederzeit nachvollziehbar hinterlegt. Warum wird die Blockchain nun das Fundament der «Matrix»? Das erläutere ich nachfolgend in meinem auf ethischen Wertvorstellungen beruhenden Gedankenexperiment.

„Jegliche Furcht rührt daher, dass wir etwas lieben.“
(Thomas von Aquin)

Grandios verpackt Thomas von Aquin in diesem Zitat, die beiden grössten Antriebsfedern des Menschen: «Liebe und Furcht». Liebe, nach der wir uns immerwährend sehnen. Liebe, die wir nicht erzwingen können und wir dennoch ständig versuchen festzuhalten. Furcht, vor dem Unvorhersehbaren, dem Unbekannten. Furcht, vor einem möglichen Verlust von etwas das einem lieb und wichtig ist. Liebe und Furcht, beides sind Grundmotivationen innerhalb einer Gesellschaft die zu gegensätzlichem Verhalten führen kann: offen und unvoreingenommen für Neues versus absichernd und Risiko mitigierend.

Was aber, hat die Kombination «Liebe und Furcht» mit einer Blockchain und mit der «Matrix» zu tun?

Betrachtet man die beiden Emotionen näher und suchen wir nach der Gemeinsamkeit dieser beiden so unterschiedlichen Triebfedern, so landen wir unweigerlich beim Thema «Vertrauen». Ob Mensch-Mensch, Mensch-Maschine, Maschine-Maschine, das Vertrauen ist die Basis einer erfolgreichen Interaktion. Die Liebe kennt zwar verschiedene Facetten, kann auf unterschiedliche Art gelebt werden, jedoch bedingen alle Variationen Vertrauens. Im Gegensatz dazu, bewirkt das fehlende Vertrauen Furcht, Furcht vor der Zukunft, Furcht und Angst, dass es nicht gut kommt.

Wagen wir nun den Link zur Blockchain. Fernab der Kenntnis der breiten Masse nehmen Interaktion mit Maschinen aka Software aka Smart Contracts, welche auf der Blockchain ausgeführt werden, eine immer wichtigere Rolle ein. Die Anwendungsfälle, bei denen moralische Aspekte von Bedeutung sind nehmen zu. Als Beispiel möchte ich hier die Bestrebungen aufführen, wirklich eigenständige DAO (Decentralized Autonomous Organization), welche auf Basis juristischer Personen fungierend, rechtliche Legitimation im realen Leben inne haben. DAO als Smart Contracts wie z.B. bei HOPR umgesetzt, erhalten die Möglichkeit, Entscheidungen im vollständig digitalen Raum komplett eigenständig zu tätigen. Dies wird aufgrund der Verschmelzung der beiden Welten Auswirkungen auf das reale Leben haben (möglicherweise durch Bestimmung von Rohstoffpreisen oder dem Entscheid wer Zugang zu einer Wasserquelle erhält oder wie viele ethische Token eine Person besitzen muss, um bei einer Zusatzversicherung der Krankenkassen aufgenommen zu werden…). Heute zum Beispiel besteht die Furcht davor, dass Chinesen, Schweizer Quellen kaufen wollen – ich verspreche euch: «morgen werden es DAO’s sein!» Und diese werden vollautomatisch, 24/7 Zutrittskontrollen eigenständig verwalten und handeln können…

„Jegliche Automatisation funktioniert daher, dass wir der Technologie vertrauen.“
(Rolf Pfenniger)

Die Blockchain-Technologie wurde im Sinne eines Konsens als verteiltes System entwickelt, der darauf beruht und sicherstellt, dass Ehrlichkeit obsiegt und überprüft werden kann. So wollen die Software-Architekten, das grösstmögliche Vertrauen, welches einer Technologie entgegengebracht werden kann, herstellen. Ist das Vertrauen sichergestellt, ist die Verlässlichkeit des Systems gegeben. Und Verlässlichkeit in einer Gesellschaft, die durch FOMO (fear of missing out) geprägt ist, ist ein volatiles Gut.

Da wir Menschen die Technologie entwickelt haben und von ihr profitieren, vertrauen wir ihr im Endeffekt unweigerlich. Wenn wir uns auf sie verlassen, ist alles was mit ihr bestätigt werden kann, wahr. OK, das ist eine starke Aussage, jedoch für die Digitalisierung von zentraler Bedeutung, da Automatisationen im Endeffekt auf Zuständen wie wahr oder falsch aufbauen.

Da die Blockchain, wie oben erwähnt, die Ehrlichkeit zugrunde liegen hat, dann trägt sie unweigerlich auch die «Wahrheit» in sich.  Ein nächster, natürlicher Entwicklungsschritt ist nun der Einsatz von Soulbound Tokens in Form von Bestätigungen, z.B. für den eigenen beruflichem Werdegang oder akademische Qualifikationen. Weiter gedacht könnte somit auch die «Tokenisierung» von ethischen Werten auf der Blockchain gemacht werden: ist das Individuum (Mensch oder Maschine) verlässlich? Stimmen die Angaben zum nachhaltigen Verhalten oder ist der Lebenswandel mit der Versicherungspolice kongruent?

Einmal «tokenisiert», können jegliche ethische Werte, die unsere Werten in der realen Welt gleichgestellt sind, gehandelt und auf die Smart Contracts angewendet werden. Dies ist der logische Schritt, denn auch Smart Contracts müssen vertrauenswürdig und unseren ethischen Vorstellungen entsprechend agieren. Ansonsten würden sie in ihrer Rolle der Automatisierung von IoT im Web3 nicht akzeptiert und gestoppt werden. Wenn die Verschmelzung der digitalen und realen Welt so stark fortschreitet, dass die Automatisierung und Entscheidungsgewalt selbständig durch Computerprogramme wie Smart Contracts umgesetzt werden kann, muss der Mensch auf eine ethische maschinelle Vorgehensweise vertrauen können. Ansonsten wird er – durch Furcht und Angst getrieben – diesem Fortschritt Einhalt gebieten.

„Das ist deine letzte Chance. Danach gibt es kein Zurück. Nimm die blaue Pille: Die Geschichte endet, du wachst in deinem Bett auf und glaubst, was du auch immer glauben willst. Nimm die rote Pille: Du bleibst hier im Wunderland und ich werde dir zeigen, wie tief das Kaninchenloch reicht.“

(Morpheus – Matrix)

Der Clou – und somit der Link zur Matrix – ist nun, dass die «Sentinels» (ihr wisst doch noch, die Aufpasserprogramme der Matrix) nichts anderes als Smart Contracts der Blockchain sind. Sie ermöglichen nun, dass die Wahrheit immer mehr digital sein darf und kann und wir ihr somit vertrauen können. Wir Matrix-Fans dürfen uns also darüber freuen, dass diese Entwicklung in Kombination mit den bestehenden «Oracles» der Blockchain (die «Brücken» in die reale Welt z.B. via REST APIs – und schon wieder: wie bei der Matrix) bald Tokens generieren lässt, welche nicht nur uns Menschen, sondern auch Software in beiden Welten ethisch vergleichbar macht.

Blockchain - the truth
Bildquelle: eigene Darstellung

In diesem Sinne: die Blockchain ist eine phänomenale Erfindung, welche zwar noch weitgehend unbekannt, aber stetig die Verlässlichkeit der Digitalisierung sicherstellt. Mit der «Tokenisierung» von ethischen Werte lässt sie die «wahre» Welt im digitalen Dschungel wiederspiegeln – möglicherweise auch für dich, solange du nicht die «falsche» Pille schlucken wirst 😉.

Linksammlung
Matrix (Film)
The Oracle Matrix (Film)
Oracle – From the Matrix to Blockchain
Smart Contract HSLU einfach erklärt
HOPR DAO
Was ist ein seelengebundenes Token?

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Rolf Pfenniger

Rolf Pfenniger ist Leiter Software Architektur & Entwicklung bei der Schwyzer Kantonalbank und Teilnehmer am CAS Blockchain der HSLU

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