Eine Informationsarchitektur bauen. Erste Schritte

Auf Websites, in Apps, in einem Intranet, auf einem interaktiven Info-Display oder auch in einer Business-Software, wie einem ERP – in all diesen digitalen Informationsräumen müssen Informationen, Inhalte und Funktionen verständlich und strukturiert angeordnet werden.

Eine gute Informationsarchitektur (IA) sorgt dafür, dass der User schnell und einfach sein gewünschtes Ziel erreicht. Hier bekommst du einen ersten Überblick darüber, was eine Informationsarchitektur ist, was sie dir bringt und wie du mit einer Umsetzung startest.

Definition

Der Begriff Informationsarchitektur hat verschiedene Facetten und kann nicht in einem einzelnen Satz zusammengefasst oder definiert werden. Im Wesentlichen geht es bei der Disziplin der IA, im digitalen Kontext, um folgendes:

  • Die Anordnung und Struktur von Seiten oder Screens
  • Das Zusammenspiel von Such- und Navigationssystemen
  • Die Findung passender Benennung (Labelling) um Inhalte leicht auffindbar zu machen
  • Die Wissenschaft und Kunst Informationsprodukte benutzerfreundlich, intuitiv und verständlich zu gestalten

Eine gute Informationsarchitektur ist faktisch unsichtbar. Die aufwändig erarbeiteten IA-Konzepte weben sich perfekt in ein System ein und der User findet sich ohne Mühe darin zurecht – er ist im «Flow».

Motivation

Im UX-Design (User Experience Design) ist die Informationsarchitektur ein wichtiger Grundpfeiler, um die gewünschten Ziele der Website, App oder sonstigen Applikationen zu erreichen. Oftmals wird der IA zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, vorhandene Informationen werden einfach gruppiert und in Menüeinträge verpackt. Mit Glück hat der Benutzer die gleiche Intuition, realistischer ist es jedoch, dass er die gewünschte Info nicht findet. Eine gut erarbeitete IA dient allen Disziplinen, welche an der Erstellung des Produkts beteiligt sind:

  • Produktmanager: für die Priorisierung der Geschäftsziele und Entwicklungsarbeiten
  • Content-Ersteller: Texter und Gestalter von multimedialen Elementen
  • User Interface Designer und Interaction Designer
  • Marketing-Team: für gezielte Kampagnen, effektive Werbemassnahmen
  • SEO-Spezialisten: für den gezielten Einsatz von Keyword
  • Softwareentwickler: klare Struktur und Hierarchien erleichtern die Implementierung von Funktionen und Modulen

Modernes UX-Design folgt dem Ansatz von Human-Centered Design und dabei sollte in Bezug auf die Informationsarchitektur folgender Perspektive des Users besondere Beachtung geschenkt werden: Findet der Benutzer die gewünschte Information nicht, gibt er früher oder später vermutlich frustriert auf. Wird ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht gefunden, denkt der User, dass es dieses Angebot am entsprechenden Ort nicht gibt und wechselt womöglich zur Konkurrenz. Dies ist gegenüber einem Kunden auch ein nachvollziehbares Argument für seine Investition in ein IA-Konzept. Bekanntlich sind alle Themen aus dem User Experience Bereich für den Kunden nicht ganz einfach greifbar und somit auch nicht immer einfach mit einem Preisschild zu versehen.

Tipps zur Umsetzung einer IA

Ziele und Zielgruppen verstehen

Definieren Sie zu Beginn die Ziele ihres Systems. Welche Informationen sollen vermittelt werden und welche Aufgaben sollen die Benutzer damit erledigen können? Hierbei können Techniken wie Vor-Ort-Beobachtungen, Nutzer-Interviews, Fokusgruppen, Umfragen oder die Erstellung von Personas hilfreich sein.

Inventar der Inhalte erstellen und Prüfung durchführen

Verschaffen Sie sich einen Überblick über alle Inhalte und Funktionen, die bereits existieren oder die gewünscht sind, und beurteilen diese nach Nutzen und Qualität. Beziehen Sie dabei möglichst von Anfang an Vertreter Ihrer Zielgruppe mit ein. Durch eine gut geplante und durchdachte IA können doppelte Inhalte vermieden werden. Solche redundanten Informationen müssen vermieden werden, denn sie sind schwer zu pflegen und wenn sie nicht synchron aktualisiert werden, können sie bei den Usern für Verwirrung sorgen. Auch in Bezug auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist solcher «Duplicate Content» zu vermeiden.

Kategorisierung der Inhalte

Um die geplanten Informationen richtig zu strukturieren, eignet sich das Card-Sorting sehr gut. Card-Sorting ist eine effektive Methode, um zu verstehen, wie Menschen über Inhalte und Kategorien denken. Diese vielfach angewandte und bewährte Methode hilft ihnen, gemeinsam mit Ihren Nutzern herauszufinden, ob sie ihre Inhalte nach Prozessschritten oder nach Thema gruppieren. Man spricht auch von Prozessualer (z.B. ein Wizzard) und struktureller Informationsarchitektur. Ausserdem zeigt das Card-Sorting, welche Kategorien sie einsetzen und wie sie diese benennen sollten.

Anordnung der Inhalte

Wichtige Funktionen dürfen einen prominenten Platz haben, weitere, weniger wichtige dürfen ruhig einen Klick mehr benötigen, um erreicht zu werden. Oftmals hat man das Gefühl, alles muss mit einem Klick erreichbar sein.

Eine gute Informationsarchitektur ist wie eine Pyramide aufgebaut. Je tiefer nach unten der User navigiert, desto interessierter ist er am entsprechenden Thema und umso mehr Informationen sollen ihm geboten werden.

Informationsarchitektur visualisieren

Um eine Informationsarchitektur zu visualisieren, kannst du Diagramme wie Mind Maps, Sitemaps oder Wireframes verwenden. Mind Maps helfen dabei, Verbindungen und Hierarchien zu zeigen, während Sitemaps die Struktur der Website oder Anwendung abbilden. Wireframes bieten detaillierte Darstellungen von Seitenlayouts. Tools wie Figma, Adobe XD, Sketch oder einfach Papier und Stift können für diese Visualisierungen verwendet werden.

Buchempfehlung

Wer mehr über das Thema Informationsarchitektur erfahren möchte, dem empfehle ich das Buch «Information Architecture For the Web and Beyond» von Louis Rosenfeld, Peter Morville und Jorge Arango.

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Philipp Galliker

Philipp Galliker ist Projektleiter CRM bei der Opacc Software AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Modern Software Engineering & Development.

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