Privacy by Design im Software Engineering: Eine Schlüsselrolle für den Datenschutz

Die digitale Transformation hat in den letzten Jahren einen exponentiellen Anstieg der Datenproduktion und -verarbeitung mit sich gebracht. Mit diesem Wachstum geht jedoch auch eine verstärkte Notwendigkeit einher, die Privatsphäre der Benutzer zu schützen. Hier tritt das Konzept der «Privacy by Design» im Software Engineering in den Vordergrund.

Datenschutz als Grundprinzip

«Privacy by Design» ist mehr als nur eine Richtlinie, es ist ein grundlegendes Prinzip, das sicherstellen soll, dass Datenschutz nicht als nachträgliche Ergänzung, sondern von Anfang an in den Entwicklungsprozess von Software integriert wird. Dieser Ansatz ist entscheidend, um den wachsenden Datenschutzbedenken der Benutzer gerecht zu werden und gleichzeitig die Compliance mit Datenschutzregelungen zu gewährleisten.

Die sieben Grundprinzipien von Privacy by Design

Das Konzept des «Privacy by Design» wurde erstmals in den 1990er Jahren von der kanadischen Datenschutzexpertin Dr. Ann Cavoukian beschrieben.

Proaktiver Datenschutz: Datenschutz soll proaktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Wird der Datenschutz erst nachträglich beachtet, besteht das Risiko eines steigenden Entwicklungsaufwand.

Datenschutz als Standard: Schützenswerte Daten, wie Personenbezogene Daten, werden per Standardeinstellung geschützt und nur für den deklarierten Zweck verwendet. Es werden nur die Daten erhoben werden, welche für die Benutzung der Software erforderlich sind.

In das Design eingebetteter Datenschutz: Optionale, personenbezogene Daten werden nur nach einem «Opt-in» Verfahren erhoben. Benutzer müssen aktiv Einstellung ändern, wenn Sie möchten, dass zusätzliche Daten erhoben oder verarbeitet werden.

Volle Funktionalität: Datenschutz ergänzt die Funktion und Sicherheit der Software. Der Datenschutz beeinträchtigt die Funktionalität des System nicht, sondern ergänzt diese.

End-to-End-Lebenszyklus: Datenschutz betrifft den ganzen Lebenszyklus der erhobenen und verarbeiteten und gespeicherten Daten. Der Zyklus beinhaltet die Erfassung, Übermittlung, Verarbeitung, Speicherung und endet erst mit der korrekten Entsorgung der Daten.

Sichtbarkeit und Transparenz: Die Art der Datenverarbeitung wie auch die Sicherheitsrichtlinien werden gegenüber den Benutzern, wie auch den Anbieter, Transparent und Sichtbar aufgezeigt, ganz getreu «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser».

Respekt für die Privatsphäre der Benutzer: In erster Linie verlangt «Privacy by Design», dass die Interessen der Benutzer in den Vordergrund zu stellen sind, indem sie Massnahmen wie starke Datenschutzvorgaben, angemessene Hinweise und benutzerfreundliche Software anbieten. Der Nutzer muss im Mittelpunkt stehen!

Best Practices für Privacy by Design

Privacy by Design erfolgreich zu implementieren erfordert nicht nur das Verständnis der Prinzipien, sondern auch die Anwendung bewährter Praktiken. Hier sind einige Best Practices, die Entwickler beachten sollten:

  1. Datenschutz-Frameworks nutzen:
    Integrieren Sie etablierte Datenschutz-Frameworks wie ISO/IEC 29100 oder das NIST-Privacy-Framework in den Entwicklungsprozess. Diese Frameworks bieten Richtlinien und Best Practices für den Datenschutz, die als Leitfaden dienen können.
  1. Verschlüsselung als Standard:
    Implementieren Sie eine End-to-End-Verschlüsselung für sensible Daten. Sowohl während der Übertragung und Verarbeitung wie auch in gespeicherter Form sollen Daten verschlüsselt sein.
  1. Datenschutz als Teil des Entwicklungsprozess:
    Integrieren Sie Datenschutzprüfungen als festen Bestandteil des Entwicklungsprozesses. Dies stellt sicher, dass die Datenschutzanforderungen regelmäßig überprüft und verbessert werden.
  1. Datenschutz als Kriterium für Softwareauswahl:
    Stellen Sie bereits bei der Auswahl von Schnittstellen und dritt Anbieter Software sicher, dass diese «Privyc by Design» Anwenden. Werden bei Schnittstellen personenbezogene Daten übertragen, sollten diese nach Möglichkeit anonymisiert oder pseudonymisiert werden.
  1. Regelmäßige Datenschutz-Audits:
    Führen Sie regelmäßige Datenschutz-Audits durch, um sicherzustellen, dass die Software weiterhin den Datenschutzstandards entspricht. Diese Audits sollten auch die Einhaltung von Datenschutzregelungen überprüfen.
  1. Transparenz und Kommunikation:
    Klären Sie die Benutzer über die Datenerhebung, -verarbeitung und -speicherung auf. Transparente Kommunikation stärkt das Vertrauen.

Quellen und weiterführende Links

https://link.springer.com/article/10.1007/s12394-010-0053-z

https://privacysecurityacademy.com/wp-content/uploads/2020/08/PbD-Principles-and-Mapping.pdf

https://www.nist.gov/privacy-framework

https://www.iso.org/standard/45123.html

 

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Tobias Meier

bloggt aus dem Unterricht des CAS Modern Software Engineering & Development

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