Welche Blockchain Anwendung kann im Baubranche eingesetzt werden?

Die Implementierung von Blockchain in der Baubranche kann verschiedene Prozesse automatisieren und ermöglicht es, sichere und vertrauenswürdige Verträge abzuschließen sowie digitale Dokumente und Zertifikate manipulationssicher und nachvollziehbar zu erstellen. In diesem Blog werden vier Anwendungen und ihre Potenziale der Blockchain-Technologie genauer erläutert.

In den letzten Jahren hat die Blockchain-Technologie erhebliche Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten. Sie hat sich zu einer vielseitigen und vertrauenswürdigen Methode der Datenverwaltung und -übertragung entwickelt. Die Blockchain ist eine dezentrale und verteilte Datenbank, die es ermöglicht, Informationen sicher und transparent zu speichern, ohne auf einen zentralen Vermittler oder Verwaltungsorgan angewiesen zu sein. Diese dezentrale Natur bietet zahlreiche Vorteile. Dazu gehören erhöhte Sicherheit, Unveränderlichkeit von Daten sowie Effizienzgewinne und verbesserte Transparenz.

Smart Contracts

Smart Contracts, auch als ‚intelligente Verträge‘ bezeichnet, sind selbstausführende Verträge, die auf der Blockchain-Technologie basieren. Sie ermöglichen automatisierte, sichere und vertrauenswürdige Transaktionen ohne die Notwendigkeit eines Vermittlers. Die Einführung von Smart Contracts hat das Potenzial, die Bauindustrie zu revolutionieren, da sie Abrechnungsprozesse beschleunigen, Kosten reduzieren und das Vertrauen zwischen den Vertragsparteien stärken können.

Ein Beispiel ist die automatische Abrechnung der verbauten Bauteile in Kombination mit der Lieferkettenverfolgung, der BIM-Methode und dem digitalen Zwilling des Gebäudes. Dadurch werden transparente Bedingungen geschaffen, um die Bezahlung automatisch auszulösen. Dies reduziert den Verwaltungsaufwand und minimiert menschliche Fehler. Auch die Abrechnung des Wärme-, Wasser- und Stromverbrauchs kann mithilfe eines intelligenten Zählers erfolgen.

Internet of Things (IoT)

Digitale-Twins (Quelle: © Amstein + Walthert)

Internet of Thing, auch als ‚Internet der Dinge‘ (IoT) bezeichnet schafft eine starke Synergie, die die Sicherheit, Effizienz und Integrität von IoT-Anwendungen verbessert. Die Blockchain bietet eine sichere und unveränderliche Methode zur Speicherung von Daten. Im IoT-Umfeld, in dem eine große Anzahl von Geräten Daten generiert, überträgt und empfängt, gewährleistet die Blockchain die Integrität der gesammelten Daten und speichert eine transparente und chronologische Historie aller Transaktionen.

Dies kann in verschiedenen Szenarien von Bedeutung sein, zum Beispiel bei der Erfassung von Verbrauchsdaten für Wärme, Wasser und Strom sowie für Wartung und Rückverfolgbarkeit von mobilen Inventaren in Spitälern oder öffentlichen Einrichtungen. Mithilfe der im Vorfeld gesammelten Verbrauchsdaten können energetische Sanierungsmaßnahmen schneller definiert und Kosten sowie Nutzen aufgezeigt werden.

Transparente Lieferkettenverfolgung

Durch den Einsatz von Blockchain-Technologie wird jeder Schritt in der Lieferkette in einem dezentralen und unveränderlichen Hauptbuch festgehalten. Jede Transaktion, sei es die Herstellung, Verarbeitung, Verpackung, Transport oder Montage eines Produkts, wird in einem Block aufgezeichnet und mit den vorherigen Blöcken verknüpft. Diese Kette von Blöcken bildet eine transparente und lückenlose Historie, die für alle Teilnehmer in der Lieferkette zugänglich ist.

Durch diese innovative Technologie kann die Baustellenlogistik effizienter und automatisierter abgewickelt werden. Die Abstimmung der Montagetermine und Kapazitäten wird verbessert, was zu weniger Leerläufen und Stillstand führt. Zudem ermöglicht sie eine Rückverfolgbarkeit der verbauten Materialien, was eine genaue Ermittlung und Berechnung der Grauen Energie, Umweltbelastung oder Umweltzertifikate eines Gebäudes ermöglicht.

Digitale Dokumenten und Zertifikate

Die Blockchain-Technologie bietet eine robuste und sichere Lösung für die Verwaltung digitaler Dokumente und Zertifikate. Informationen, die einmal in der Blockchain gespeichert sind, können nicht ohne Konsens aller Teilnehmer geändert werden. Jede Aktualisierung oder Hinzufügung von Dokumenten wird in einem öffentlichen Hauptbuch erfasst.

Beispiele für solche Dokumente sind Produkteblätter, CE-Konformitätserklärungen, EU-Konformitätserklärungen oder VKF-Anerkennungen. Diese Dokumente und Zertifikate können während der Planung von Neu- oder Umbauten mit der BIM-Methode im digitalen Zwilling des Gebäudes mit jedem Bauteil verknüpft werden. Somit werden während der Planung die notwendigen Unterlagen für das Facility Management gesammelt.

Weitere Literatur, die mich zu diesem Thema inspiriert hat: 

  • Andreas, M., Maiwald, L., & Kewitz, T. (2018). Bits and Bricks:Digitalisierung von Geschäftsmodellen in der Immobilienbranche. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.
  • Burgwinkel, D. (2016). Blockchain Technology. Basel: Walter de Gruyter GmbH.
  • Fill, H.-G., & Meier, A. (2020). Blockchain Grundlagen, Anwendungsszenarien und Nutzungspotenziale. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.
  • Sigalov, K., & König, M. (2023). BIMcontracts – sichere digitale Transaktionen. Berlin: Ernst & Sohn GmbH
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Vu-Dung Dinh

Vu-Dung Dinh ist Projektleiter HLK & DTM bei Amstein-Walthert AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS IT Management & Agile Transformation

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