Ethik in der «digitalen» Gesellschaft – Wie Philosophen «Nullen» und «Einsen» Menschlichkeit verleihen

Mit KI sind Systeme unabhängiger geworden und Entscheidungen werden immer mehr Maschinen überlassen. Als prominentes Beispiel gelten Transportmittel wie Züge, Metro und Autos. Es stellt sich nun die Frage, wie diese Systeme in Extremfällen reagieren werden, wenn eine Entscheidung auf «Leben und Tod» oder «gut oder böse» ansteht.

Die digitale Ethik
Der Mensch ist oder sollte in der Lage sein abzuwägen, was für Konsequenzen sein Handeln für ihn und die Gesellschaft hat. Meistens sind es Normen und Werte, welche irgendwann definiert worden sind. Prinzipien wären auch noch ein anderer Ausdruck dafür.

Nicht zu vergessen ist auch der Blickwinkel, welcher je nach Situation anders aussehen könnte. Wichtig ist jedoch, dass der Mensch sich immer Gedanken macht, was könnte «richtig» oder «falsch», «gut» oder «böse» sein.
Wie sieht das bei einem System oder einer Maschine aus?

Wer übernimmt für unabhängige Systeme bei einem Zwischenfall die Verantwortung?
Unabhängige Systeme stehen vor einem Dilemma, wenn es um Entscheidungen geht. Immer wieder diskutierte Beispiele sind Kampfdrohnen. Wie wird bei einem Einsatz entschieden, welche Personen die Ziele sind? Selbst fahrende Autos können auch in Situationen geraten, wo entschieden werden muss, entweder auszuweichen und die Passagiere zu gefährden oder Personen auf der Strasse zu überfahren.
Alternativ kann bei einem Fahrzeug die Geschwindigkeit so stark gedrosselt werden, dass das Auto ein Verkehrshindernis wird und man schneller zu Fuss unterwegs ist.

Was wäre, wenn die Verantwortung auf die Eigentümer:innen des Systems abgeschoben würde? Beim Kauf unterscheiben sie einen Vertrag, in dem definiert wird, wie die Systeme in gewissen Situationen zu reagieren haben und wer die Konsequenzen zu übernehmen hat. Mit so einem Vorgehen hätten wahrscheinlich die Systeme keine Chance auf dem Markt.

Was also ist zu tun?
Digitale Systeme werden immer unabhängiger. Darum sollten sie in der Lage sein, eigene Entscheidungen, basierend auf ethischen Grundsätzen, zu treffen.
Die Programmierer:innen brauchen daher einen Leitfaden und Unterstützung, damit sie die Algorithmen nicht nach ihrem Gutdünken designen.

Hier kommen nun die Philosophen, die Weltverbesserer, die Denker und alle andern ins Spiel.

Nur mit heftigen Diskussionen, anderen Weltanschauungen, mit verbalen Kämpfen und Akzeptanz für andere Werte kann den digitalen Systemen ein Hauch Menschlichkeit eingehaucht werden.

Resümee
Digitalisierung mit Ethik kommt ohne Menschen und ihre Vorstellung von einer humanen lebenswerten Welt nicht aus.
Das sollte ein Grund zum Feiern sein – auch wenn es vollkommen analog ist.

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Jürg Schächtelin

Jürg Schächtelin ist Informatiker bei der Rotpunkt-Pharma AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Chief Digital Officer

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