Ubiquitous Language (DDD) versus Glossary (Data Catalog)

Bei der Umsetzung einer effektiven Data Governance-Strategie in einem Unternehmen ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten von Anfang an auf ein gemeinsames Verständnis der relevanten Begriffe einigen. Diese Begriffe werden in einem Glossar festgehalten. In der Softwareentwicklung wird beim Ansatz des Domain Driven Design (DDD) die sogenannte Ubiquitous Language (dt. allgegenwärtige Sprache) verwendet. Ist es sinnvoll, diese beiden Ansätze zu verbinden?

Warum ist es wichtig das wir uns über Begriffe und deren Bedeutung einig sind?

Zusammenarbeit in Unternehmen ist heute in aller Munde. Sogenannte Silos, isolierte Informations- und Arbeitsbereiche innerhalb einer Organisation, werden abgebaut. Das Aufbrechen dieser internen Barrieren ist eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche digitale Transformation. Die Trennung zwischen Business und IT wird zumindest im verwendeten Vokabular bewusst aufgehoben. Kommunikationsprobleme werden durch eine einheitliche, etablierte Terminologie vermieden. Dies gilt insbesondere für crossfunktionale Teams in einem agilen Arbeitsumfeld. Nur so kann eine eindeutige Verständigung über Daten und Prozesse sichergestellt und Missverständnissen bei der Formulierung von Anforderungen (Use Cases) vorgebeugt werden.

Unvergessen ist mir der Eklat zwischen einem Fachvertreter aus dem Finanzbereich und einem Softwareentwickler in einer Projektsitzung zur Einführung eines Führungsinformationssystems. Die beiden gerieten über die Frage in Streit, wer für das «DB Schema» verantwortlich sei. Nach einer emotionalen Diskussion stellte sich heraus, dass der Controller vom «Deckungsbeitragsschema» sprach, während der IT-Mitarbeiter das «Datenbankschema» meinte. Diese Anekdote zeigt, dass es nicht nur um Begriffe und Abkürzungen geht, sondern auch um deren klare Bedeutung.

Schlüsselrolle einer gemeinsamen Sprache in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Technik und Fachbereich

Damit interdisziplinäre Teams die gewünschten Effekte erzielen, ist es unabdingbar, dass technisch versierte Mitarbeiter (z.B. Softwareentwickler*innen), ein Grundverständnis für das zugrundeliegende Kerngeschäft eines Unternehmens haben. Es reicht heute nicht mehr aus, sein Werkzeug (Programmiersprache, etc.) zu beherrschen. Gefragt sind Experten*innen, die auch ein grundlegendes fachliches Verständnis für das zu unterstützende Geschäftsfeld mitbringen. In der Diskussion zwischen Entwicklern*innen und Fachexperten*innen ist es wichtig, dass die verwendeten Begriffe von allen Teams akzeptiert werden. Die Begriffe werden zentral im Glossar definiert und festgehalten. Dabei ist es wichtig, dass für alle Einträge eine eindeutige Definition vorliegt, auf die sich alle Beteiligten einigen können. Das Glossar ist Teil eines modernen Data Catalogs (beispielsweise im Rahmen der Umsetzung einer Data Governance Strategie), der neben dem Glossar auch Details, so genannte Metadaten, zu den verfügbaren Daten enthält. Ein solches Glossar wird oft als «Business Glossary» oder «Data Glossary» bezeichnet. Viel wichtiger als die Bezeichnung, ist die Akzeptanz dieses zentralen Werkzeugs bei allen Beteiligten. Die hier festgehaltenen Definitionen und Begriffe dienen sowohl als Grundlage für die Datenmodellierung als auch bei der Formulierung der Use Cases (was wiederum auch die Beschreibung der zugehörigen Testfälle betrifft). Die verwendete Sprache spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Nicht nur für internationale Unternehmen bietet sich Englisch aus pragmatischen Gründen an. Die Notwendigkeit einer Übersetzung (und deren Interpretationsspielraum) soll vermieden werden.

Abgrenzung: Glossar <> Data Dictionary

Ein Glossar ist kein Data Dictionary. Es besteht jedoch ein Zusammenhang zwischen den beiden Begriffen. Ein Glossar definiert Begriffe auf einer allgemeinen, konzeptionellen Ebene, während ein Data Dictionary Metadaten zu konkreten Datensätzen enthält, also auf einer physischen Ebene angesiedelt ist.

Fazit

Ein Glossar ist die Dokumentation einer strikten gemeinsamen Sprache eines Unternehmens. Diese Sprache, eben Ubiquitous Language, wird sowohl von Technikern (Entwicklern*innen) als auch von Fachvertretern (Domänenexperten*innen) akzeptiert und für die Formulierung von Anforderungen (Use Cases) verwendet. Somit ist ein Glossar als Bestandteil eines Datenkatalogs ein zentrales Werkzeug für die Arbeit von cross-funktionalen Teams.

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Michael Sprecher

Nach einer handwerklichen Lehre in einem Industriebetrieb wechselte Michael Sprecher über die technische Berufsmaturität und ein Fachhochschulstudium in die Informatik. Seit 2006 füllt er seinen Rucksack mit Erfahrungen in verschiedenen Technologien und Methodiken über Stationen in der Industrie und im Finanzsektor. Michael Sprecher bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Architect.

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