Der Schweizer Payment Standard (ep2) in Konkurrenz zu ausländischen Anbietern – Ein immer grösser werdendes Haifischbecken

Jahrelang war die Schweiz im Bereich Kartentransaktionen und Zahlterminals eine «unangreifbare» Insel. Mit ihrem eigenen Standard (ep2) bestand wenig Chance für ausländische Anbieter, hier Fuss zu fassen. Der «Kampf» um potentielle Kunden hat sich grösstenteils unter den Schweizer Anbietern abgespielt. Das hat sich in den letzten Jahren verändert. Über die Folgen lässt sich nur spekulieren.

Seit 2003 setzt die Schweiz auf ihren eigenen Standard für Anbieter rund um Kartentransaktionen und Zahlterminals – Der Standard ist ep2. ep2 ermöglicht sowohl Zahlungen mit allen gängigen Kreditkarten (EMV) als auch Lösungen von Anbietern, die ebenfalls Mitglied von ep2 sind oder ihre Transaktionen über einen offiziellen ep2 Acquirer abwickeln. So z.B. TWINT als digitale Zahlungslösung oder auch Geschenk-, Zahl- und Bonuskarten von Anbietern wie boncard payment & services ag, REKA oder MF Group AG.

Viele Jahre war es für Acquirer und Terminalanbieter anderer Standards nur schwer möglich, in der Schweiz Fuss zu fassen.

Seit einiger Zeit ist allerdings zu beobachten, dass ausländische Anbieter, um Marktanteile in der Schweiz kämpfen. Die UBS AG hat vor einigen Jahren Sonderangebote für die Lösung der Firma SumUp publiziert. SumUp ist ein Anbieter aus den USA, deren Zahlterminals und Acquiring Verträge nicht auf dem ep2 Standard basieren. Mittlerweile kann ein SumUp Terminal einfach und schnell auch bei Anbietern wie Interdiscount gekauft werden. Eine kostengünstige Lösung für kleine Unternehmen. In Kauf nehmen mussten SumUp Kunden bisher, dass die (ebenfalls auf ep2 basierte) Zahlkarte der Postfinance, die Postcard, nicht angenommen werden konnte. TWINT kann ebenfalls nicht verarbeitet werden.

Postcard wird zu einer Debit Mastercard

Das hat sich seit Februar 2022 verändert. Seither wird die Postcard als Debit Mastercard ausgegeben. Bestehenden Kunden wurde bis Februar 2023 ihre «alte» Postcard in eine neue Debit Mastercard umgetauscht. Somit können die Karten nun auch im Ausland eingesetzt und von ausländischen Kartenterminals in der Schweiz angenommen werden. Gemäss Postfinance haben 2.5 Millionen Kunden eine Postcard. Damit ist das Rennen um Marktanteile endgültig eröffnet.

SumUp und Adyen kämpfen um Marktanteile

Nicht nur SumUp nutzt diese Chance. Auch der international erfolgreiche Anbieter Adyen aus den Niederlanden sieht seine Chancen im Schweizer Markt und macht Marktanteile zu seinen. Adyen gilt mit seiner attraktiven Plattform als einer der wenigen Anbieter unter den «Top100 Plattformen» in Europa. Neben Anbietern wie z.B. SAP, Klarna oder Spotify.
Adyen hat bereits vor einiger Zeit den Wert von TWINT und deren stark gewachsenen Umsätze erkannt und in ihrem System integriert. Somit können bei deren Lösung die neue Postcard (Debit Mastercard) und auch TWINT als Schweizer Standardzahlungsmittel angenommen werden.

Umsatzvolumen als Treiber für die Integration

Die Folgen spüren vor allem Anbieter und deren Kunden, die «closed usergroup» Lösungen auf ep2 Basis im Einsatz haben. Das sind Karten (auch in Form von digitalen Lösungen), wie z.B. diese von Lunch Check, Reka oder auch Kunden- und Geschenkkarten in Tourismusgebieten, Einkaufszentren und Städten. Diese Karten können bei Anbietern, die Terminals von SumUp oder Adyen im Einsatz haben, weiterhin nicht angekommen werden. Das Umsatzvolumen ist im Vergleich zu EMV für eine Integration in deren Systeme noch nicht interessant genug.

Es braucht innovative Schweizer Lösungen

Es bleibt zu hoffen, dass Schweizer ep2 Acquirer und Anbieter von Zahlterminals (wie z.B. Wallee, nets oder Worldline) ihre Lösungen ausbauen und innovative Weiterentwicklungen präsentieren. ep2 stellt mit seinem offenen System alle Möglichkeiten zur Verfügung. Jetzt braucht es einfache und flexible Plattformen. Kunden sollen ihre Kartenverträge, Transaktionen und Zahlterminals einfach verwalten können. Ausserdem braucht es Schnittstellen zu externen Systemen, wie z.B. CRM Systeme. Diese sind gefragt und werden mehr und mehr vorausgesetzt.
Es darf ausserdem keinen Unterschied mehr geben zwischen Online Payment und In-Store Zahlungen.

Es bleibt spannend

Der Kampf um Marktanteile wird bleiben. Es werden sicher weitere interessante Player hinzu kommen. Der offene ep2 Standard mit seinen Funktionalitäten und Möglichkeiten bietet dennoch weiterhin die Voraussetzung für zukunftsweisende Lösungen auf Basis des Schweizer Standards – der nicht nur in der Schweiz eingesetzt werden kann. Fortsetzung folgt.

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Stefanie Kälin-Lederer

Stefanie Kälin-Lederer ist Projektleiterin bei der Firma boncard payment & services ag und bloggt aus dem CAS Digital Business Innovation.

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