Smarte Paketboxen: Welches Konzept setzt sich durch?

Nicht nur bei den Onlineshops gibt es einen Boom, auch die Verbreitung von smarten Paketboxen nimmt laufend zu. Dahinter verbergen sich verschiedene Konzepte. Doch wie schauen diese aus? Und welches Konzept wird sich in der Schweiz durchsetzen?

Was sind Paketboxen?

Während der Briefversand kontinuierlich abnimmt, zeigt der langjährige Trend beim Paketversand kontinuierlich nach oben. In diesem Sinne sind Paketboxen die logische Weiterentwicklung der altbekannten Briefkästen. Bei Paketboxanlagen stehen meist verschiedene Paketfachgrössen zur Auswahl. Um Platz zu sparen, werden diese Paketfächer nicht fix einer Person zugeordnet, sondern dynamisch je Zustellung. Die Bedienung erfolgt meist über ein Touchdisplay.

Solche Paketboxen bieten folgende Hauptvorteile:

  • Pakete können rund um die Uhr zugestellt werden – auch wenn niemand zu Hause ist
  • Auch Rücklieferungen können sicher deponiert werden, bis sie abgeholt werden
  • Die Nutzenden werden über eine Zustellung per E-Mail oder SMS informiert

Unnötige Wege zur Post und Zweitzustellungen erübrigen sich dadurch. Somit profitieren sowohl Post- und Logistikunternehmen als auch Paketempfängerinnen und -empfänger.

Paketbox mit Briefkästen und Paketfächern
Paketbox mit Briefkästen und Paketfächern (Quelle: Ernst Schweizer AG)

Welche Konzepte gibt es?

Aktuelle gibt es mehrere unterschiedliche Konzepte:

  • Öffentliche Paketboxen, welche sich aufteilen in:
    • Geschlossene, proprietäre Systeme
    • Offene Systeme
  • Private Paketboxen am Wohnort und Arbeitsplatz
  • Abhol- oder Übergabeboxen

Geschlossene, proprietäre Systeme

Beginnen wir bei den öffentlichen Paketboxen. Bei den geschlossenen, proprietäreren Systemen hat jedes Unternehmen sein eigenes Netzwerk an Paketboxen. In der Schweiz gibt es aktuell nur ein solches Netzwerk von der Schweizerischen Post. Ein solches Netzwerk an proprietären Paketboxen bietet in erster Linie Vorteile für das KEP-Unternehmen selbst – anstatt bei mehreren Liegenschaften vorbeifahren zu müssen, können mehrere Pakete in einer Paketbox deponiert werden.

Offene Systeme

Bei offenen Systemen steht das Netzwerk an Paketboxen allen Post- und Logistikunternehmen offen. Dies ist auch für Paketempfängerinnen und -empfänger sinnvoll. Anstatt Pakete von unterschiedlichen KEP-Unternehmen an verschiedenen Paketboxen abholen zu müssten, können sämtliche Pakete bei einer Paketbox abgeholt werden. In der Schweiz gibt es momentan erst wenige Pilotprojekte mit solchen offenen Paketboxen, beispielsweise in Zürich.

Private Paketboxen am Wohnort

Private Paketboxen stehen ebenfalls allen KEP-Unternehmen offen. Solche Paketboxen sind in erster Linie für Paketempfängerinnen und -empfänger praktisch. Die Pakete werden direkt nach Hause geliefert. Die Fahrt zur Paketbox entfällt. Allerdings sind solche Anlagen nicht öffentlich. Das bedeutet, nur die Bewohnerinnen und Bewohner einer Überbauung können Pakete empfangen. Insgesamt ist dieses Konzept jedoch das am meisten vorbereiteste in der Schweiz.

Abhol- oder Übergabeboxen

Abhol- oder Übergabeboxen befinden sich meist neben einem Laden. Dadurch können Kunden Produkte auch ausserhalb der Öffnungszeiten abholen oder zurückbringen und zum Teil auch bezahlen. In der Schweiz betreibt die Migros unter der Bezeichnung PickMup ein Netzwerk von mehr als 70 solcher Paketboxen. Diese Paketboxen können beispielsweise auch für Bestellungen oder Rücksendungen an Galaxus verwendet werden.

Welches Konzept setzt sich durch?

Während die Anzahl der privaten Paketboxen kontinuierlich wächst, ist bei den offenen öffentlichen Systemen aktuell unklar, ob sich dieses System in der Schweiz flächendeckend durchsetzen wird. Zumindest im urbanen Raum stehen die Chancen aber gut. Denkbar ist auch, dass sich dieses System nur in den Städten durchsetzt, wo lokale Netzwerke entstehen könnten. Auch die Chancen, dass sich Abhol- oder Übergabeboxen durchsetzen, stehen gut.

Interessant wäre, wenn sich mehrere Unternehmen über eine Plattform zusammenschliessen würden, damit alle Arten von Paketboxen für alle Beteiligten offen wären – sowohl für KEP-Unternehmen als auch für Empfängerinnen und Empfänger. Dadurch würde ein weitaus grösseres Netzwerk entstehen, wodurch auch die Abdeckung erhöht und die Akzeptanz gesteigert würde. Dies wäre auch ein Gewinn für die Umwelt. Den je kürzer die Distanz zu nächsten Paketbox ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Weg zu Fuss oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wird.

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Marcel Troxler

Marcel Troxler bloggt aus dem Unterricht des CAS Internet of Things (IoT) and Digital Ecosystem. Er arbeitet als Projektleiter Digitalisierung bei der Ernst Schweizer AG – dem führenden Schweizer Anbieter für Paketboxen vor der Haustür.

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