Tezos – das nächste Level der Dezentralisierung?

Tezos ist ein Blockchain-Netzwerk, welches darauf abzielt, ein sicheres und sich selbst änderndes Protokoll (self-amending) für den Aufbau dApps (dezentraler Anwendungen) und DAOs (decentralized autonomous organization) bereitzustellen. Aber was macht Tezos so speziell? Was sind die Unterschiede zu anderen etablierten Blockchain-Netzwerken wie Ethereum2.0 oder Cardano?

Das ICO von Tezos im Juli 2017 brachte über 232 Millionen ein. Damit zählt Tezos bis heute zu einem der erfolgreichsten Initial Coin Offering aller Zeiten.

Tezos für eine Vielzahl von dezentralen Anwendungen wie dezentralisierte Finanzplattformen (DeFi) und digitale Identitätslösungen verwendet werden. Die bekanntesten Projekte, welche auf Tezos aufbauen, sind

  • tzBTC: eine tokenisierte Version von Bitcoin auf der Tezos-Blockchain und
  • dYdX: eine dezentrale Börse für den Handel mit Derivaten.

Dezentrales Governance

Das Hauptmerkmal, das Tezos von anderen Blockchain-Plattformen unterscheidet, ist ein On-Chain-Governance-Modell. Dies ist eine dezentrale Form von Governance, in welcher schnellere Aktualisierungs- und Änderungszyklen des Blockchain-Protokolls durch Code Updates ermöglicht werden. Alle Nodes des Netzwerks können dann diesem Update zustimmen – oder es ablehnen. Dieser Prozess nennt sich Formal Verification. Dadurch wird auch die Wahrscheinlichkeit einer Hard Fork, welche bei anderen Netzwerken bereits passierten, enorm minimiert. Im Vergleich zu Ethereum, wo Updates ausschließlich von der Ethereum Foundation und deren Entwickler umgesetzt werden, ist Tezos somit deutlich dezentraler aufgebaut.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Tezos ist die Verwendung eines einzigartigen Konsensalgorithmus namens „Liquid Proof-of-Stake“ (LPoS). Dieser Algorithmus ermöglicht einen effizienteren, nachhaltigen und umweltfreundlicheren Konsens im Vergleich zu herkömmlichen Proof-of-Work-Algorithmen, die von Plattformen wie Bitcoin verwendet werden. In LPoS können Token-Inhaber ihre Token an Bäcker „delegieren“, um Transaktionen im Netzwerk zu validieren, und dafür Belohnungen verdienen.

Vom Staking zum Baking

Baking ist eine Form des Stakings, bei der die Bäcker („Validatoren“) einen bestimmten Betrag ihrer XTZ als Sicherheit hinterlegen, um sicherzustellen, dass die Bäcker ehrlich handeln.

Im Tezos-Netzwerk bezieht sich „Backen“ auf den Prozess, neue Blöcke zu erstellen und sie der Blockchain hinzuzufügen. Die Bäcker sind für diesen Prozess verantwortlich und werden mit einem Teil der Gebühren belohnt, die mit jedem von ihnen gebackenen Block verbunden sind. Bäcker werden durch ein System von „Endorsements Rights“ oder „Baking Rights“ ausgewählt, die durch die Anzahl der von ihnen gehaltenen Token (XTZ) und deren Dauer bestimmt werden.

Tezo’s Programmiersprache: Michelson

Tezos ermöglicht auch die Erstellung von Smart Contracts durch die Programmiersprache Michelson. Michelson ist eine stack-basierte Sprache, die sicherer und formal einfacher zu verifizieren ist als andere Smart Contract-Sprachen wie Solidity.

Wie jede neue Technologie ist Tezos jedoch nicht ohne Herausforderungen. Ein großes Problem ist die mangelnde Skalierbarkeit, was bedeutet, dass das Netzwerk derzeit eine begrenzte Anzahl von Transaktionen pro Sekunde (derzeit 52 tx/s) verarbeiten kann. Dieses Problem wird durch Forschung und Entwicklung neuer Lösungen angegangen, wie z. B. die Verwendung von „Sidechains“ oder „Off-Chain“-Berechnungen.

Langsamer Tod oder zurück zu alter Stärke?

Wie so viele Blockchain-Projekte hat auch Tezos in den letzten Monaten enorm an Wert eingebüsst. Lag die Marktkapitalisierung im Oktober 2021 noch bei 6.0-7.5 Milliarden USD, so schaffte es Tezos erst Ende Januar 2023 wieder über die 1.0 Milliarde USD-Grenze.

Insgesamt ist Tezos eine vielversprechende Blockchain-Plattform, die im dezentralen Ökosystem an Bedeutung gewinnt. Sein Fokus auf Formal Verification und On-Chain-Governance unterscheidet es von anderen Plattformen und bietet eine wertvolle Basis für den Aufbau dezentraler Anwendungen und Organisationen. Mit kontinuierlicher Entwicklung und Forschung hat Tezos das Potenzial, ein wichtiger Akteur im Blockchain-Bereich zu werden.

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Alexander Mayer

Alexander Mayer ist Product Owner und bloggt aus dem Unterricht des CAS Blockchain Technology. Er arbeitete mit einer CAS-Arbeitsgruppe an der Transferarbeit «Zero-Knowledge-Verfahren im KYC-Prozess».

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