Update oder Up to date?

Leiden Sie auch unter dem Zwang zur «Updaterei»?
Geräte, Software, News – alles erwartet Updates und frisst dabei kostbare Lebenszeit.

Gibt es einen Ausweg? Ja, den gibt es!
Eine ganz simple Übung mit ehrlichen Antworten könnte die Lösung sein.

Für mich war das Wort des Jahres 2022 «Update». Dieses Wort habe ich im vergangenen Jahr gefühlt hundert Mal gehört und gelesen. Ich wurde x-mal dazu verführt der Aufforderung Folge zu leisten und den Button zu drücken. Anschliessend durfte ich Sanduhren beim Füllen zusehen, drehende Kreise beobachten, sich nach rechts bewegenden Linien zuschauen und dergleichen mehr. Während diesen Prozessen vergeht meine Lebenszeit. Jedes Mal sitze ich da, mit einem Gefühl der Hoffnung und frage mich: Wird die neue Version noch laufen? Werde ich von den versprochenen Verbesserungen irgendetwas bemerken? Was, wenn’s kracht und der Prozess mit einer Fehlermeldung endet? Kann ich den ursprünglichen Zustand wieder herstellen? Oder woher bekomme ich Hilfe? Zähneknirschend stelle ich mir dann vor, wie ich mich bei einer Hotline melden muss und dann eine Orgie von Fragen mit * oder # beantworten muss. Bis ich dann einer super geschulten, künstlich motivierten, aber oft überforderten Person mein Anliegen schildern darf.
„Ja, wenn dies oder das nicht klappt, dann bleibt Ihnen nur das neu Aufsetzen des Systems…“ Und das kann dann ein Wochenende kosten. Als Informatiker kommt zusätzlich die berufliche Erfahrung der Update-Kettenreaktion dazu:
Ich werde wegen sicherheitstechnischen Forderungen gezwungen, das System X so schnell wie möglich upzudaten. Weil dies mit System Y zusammenhängt, muss dieses vorgängig upgedated werden. Leider ist dieses Update abhängig vom Update eines darin integrierten Treibers, welcher derzeit aber noch nicht in der 64Bit-Version verfügbar ist. Man kann es ja mit der 32-Bit-Version versuchen. Good Luck!

Wenigstens zu Hause hat man etwas mehr Ruhe vor dem Update-Wahn. Wäre da nicht mein Laptop, mein iPhone, mein iPad und alle meine elektronischen smarten Mitbewohner. Während ich hier diesen Text schreibe, beglückt mich meine Fitbit-Uhr, dass ein Sicherheitsupdate ansteht. Habe ich überhaupt die Wahl, aus dieser Update-Qual auszusteigen?
In der Regel nicht. Es sind externe Forderungen, denen entsprochen werden muss. Die Drohungen sind unmissverständlich: «Die Version, die sie verwenden, wird nur noch bis zum Tag X unterstützt.» Nett formuliert diese Drohung: «Wir können die Funktionalität nicht mehr garantieren oder die Sicherheit kann nicht mehr gewährleistet werden.» Basta. Wahl habe ich nicht. Ich möchte ja nicht grob fahrlässig unterwegs sein! Eigentlich möchte ich als autonome Person, doch über meine Lebenszeit und meine Optionen selbst entscheiden können. Der Zwang zum Update steht diesem Bedürfnis diametral entgegen. Der Zwang der technischen Updates ist leider nicht der einzige.
Im Job dabei sein, informiert sein, ein Teil dieser Gesellschaft sein, fordern enormen Tribut: WhatsApp, Facebook, Instagram und dergleichen fordern dann zusätzlich auch noch ihre Aufmerksamkeit. Kann ich mir es leisten, diese Dinge einfach zu ignorieren und da nicht «up to date» zu sein? Kann ich mir es leisten, keine Ahnung mehr zum Stand das Ukraine-Konflikts oder der aktuellen Pandemie-Situation zu haben? Ich treffe immer mehr Menschen an, die keine Nachrichten mehr konsumieren und bei der «News-Updaterei» nicht mehr mitmachen.

Aus welchen Update-Zwängen möchten Sie aussteigen? Vielleicht steht ein Update anderer Art an? Es braucht eine bewusste Entscheidung, wo man mitmachen will und wo nicht mehr. Als Coach empfehle ich deshalb diese einfache

Übung: Setzen Sie sich hin und nehmen Sie sich die Zeit, diese Fragen zu beantworten:

  • Was will ich nicht mehr und wovon möchte ich mich trennen?
  • Was will ich anders haben, ändern?
  • Was will ich neu haben?

Manchmal ist es auch interessant, dies mit einer Partnerin, einem Partner zu besprechen. Mir ist bewusst, dass es sich auch hier um eine Art Update handelt.
Es ist jedoch immer besser selbstbestimmt «upzudaten» als fremdbestimmt einen Knopf drücken zu müssen.

Gewinnen Sie den Überblick über Ihr Leben und seien Sie in diesem Bereich „up to date“!

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Beat Kessler

Beat Kessler arbeitet als Leiter IT und Digitale Entwicklung in der Gemeindeverwaltung von Muttenz BL. Daneben bietet er als Coach und Supervisor Beratung im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung an. Spezialgebiet: Übersicht gewinnen, Handlungsfreiraum erhalten.

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