Warum die Krypto-Branche besser reguliert werden muss

In der Krypto-Welt herrscht Goldgräberstimmung. Viele jagen das schnelle Geld, werden von der Gier getrieben und vergessen dabei die Vernunft. Diese Gier, kombiniert mit Unwissen, ergibt die perfekte Zielgruppe für Betrüger. FTX, Terra Luna und Celsius sind nur einige Beispiele, wie der Krypto-Boom von Betrügern ausgenutzt wird.

Mittlerweile sind Kryptowährungen auch in der breiten Bevölkerung angekommen. 17% der Schweizer besassen im Jahr 2021 Kryptowährungen. Inzwischen wird angenommen, dass dieser Anteil nochmals gestiegen ist.

Das gesteigerte Interesse und die dadurch erhöhte Nachfrage nach Kryptowährungen widerspiegelt sich in einem zunehmenden Angebot. Viele zentralisierte Service Provider versuchen vom Krypto-Boom zu profitieren und oftmals wächst den noch jungen Firmengründern die Gier zu Kopf. Es wird versucht, mit verschiedenen Hebeln noch schneller, noch mehr Geld zu verdienen, wobei sie oftmals das damit verbundene Risiko missachten oder als zu gering einschätzen. Dies kann wie bei den Firmen FTX, Terra Luna oder Celsius zu einem Kollaps führen, welcher in einer Insolvenzmeldung und dem Verlust der Kundengelder resultiert. Dabei verlieren die Kunden ihr investiertes Vermögen, worunter wiederum das Image der Krypto-Welt leidet. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, wünsche ich mir für 2023 sowohl eine ausgeprägtere und bindende Regulierung, als auch mehr Vernunft der Investoren.

Die Regulierungsfrage – wo liegt das Problem?

Kryptowährungen zugrunde liegt die Blockchain-Technologie. Eine dezentrale Blockchain, wie beispielsweise Bitcoin oder Ethereum, dient als Finanz-Infrastruktur, welche von niemandem reguliert, kontrolliert oder abgeschaltet werden kann. Was jedoch reguliert werden kann und muss, sind zentralisierte Dienstleistungen, welche basierend auf der Blockchain angeboten werden. Ein Beispiel für einen solchen Service sind Kryptobörsen wie FTX eine war. Solche Services ermöglichen der breiten Bevölkerung Zugang zu Kryptowährungen und verbessern das Benutzererlebnis. Neben dem Handel mit Kryptowährungen werden aber auch andere Services, wie beispielsweise die Vergabe von Darlehen oder dem Leverage-Trading, angeboten.

Kurz gesagt: Diese Firmen agieren als Finanzintermediär.

Das Problem dabei ist, dass diese Firmen oftmals nicht oder nur sehr schlecht von Regulatoren überwacht werden. Doch warum?

Coinbase CEO Brian Armstrong hat in einem Interview mit CNBC betont, dass die noch unklare Krypto-Regulierung in den USA dazu führt, dass viele Firmen ihren Firmensitz dort ansiedeln wo die Regulierung und deren Durchsetzung schwächer sind. Ein passendes Beispiel dazu ist FTX, welches seinen Sitz im Jahr 2021 in die Bahamas verlegte. Grund dafür waren die «vorteilhaften regulatorischen Rahmenbedingungen». Was mit FTX passiert ist und warum eine bessere Regulierung bitter nötig gewesen wäre, zeigte sich mit dem Crash und der Insolvenzmeldung von FTX.

Doch wie kann das Regulierungs-Problem gelöst werden und welche Anreize sind nötig, dass sich bestehende Krypto-Intermediäre den Regulierungen stellen?

Chancen für die Schweiz und Banken

Um das Problem zu lösen, müssen sich die regulatorischen Rahmenbedingungen und dadurch die Anreizstrukturen ändern. Während einige Länder wie die USA in einem ersten Schritt überhaupt Regulierungen schaffen müssen, sind Länder wie die Schweiz mit der Problematik konfrontiert, die geschaffenen Regulierungen in der Praxis konsequent durchzusetzen. Länder, die sich regulatorisch gut positionieren und diese in der Praxis umsetzen können, werden in den nächsten Jahren am stärksten vom Krypto-Boom profitieren.

Ein weiterer Schritt, welcher sich bereits abzeichnet, ist das Eintreten von vertrauten und regulierten Dienstleistern in den Krypto-Markt. Die Nachfrage nach benutzerfreundlichen und vertrauenswürdigen Dienstleistern zum Traden und Aufbewahren von Kryptowährungen ist so hoch wie noch nie. Und wer eignet sich dafür besser als die persönliche Hausbank? Das klingt doch nach einer grossen Chance für Banken?

Ich blicke gespannt auf das Jahr 2023, welche Akteure diese Chance packen und welche Standorte sich als Krypto-Hubs etablieren werden.

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Andri C. Gmünder

Andri C. Gmünder ist Business Engineer für Digital Assets bei der Zürcher Kantonalbank und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation. Der Autor ist zertifizierter Chartered Digital Asset Analyst und Chartered Blockchain Expert vom DEC Institute und verbringt den Grossteil seiner Zeit im Web 3.0.

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