Der Preis für die Nutzung von kostenfreien Apps

Die USA und TikTok streiten um das Thema Datennutzung und Datenschutz, seit mehreren Jahren steht sogar ein potenzielles Verbot im Raum. Der Gründer von Whatsapp verzichtete auf 850 Mio. Dollar, weil er die Weiterentwicklung des Services durch Facebook nicht mit seiner ethischen Moralvorstellung vereinbaren kann. Parallel steigen die Zahlen der Nutzerinnen und Nutzer dieser vermeintlichen Gratisangebote in einer rekordbrechenden Geschwindigkeit. Was steckt hinter dem Geschäftsmodell von Meta (Facebook/Whatsapp), TikTok, Signal und Co.? 

Alternativen. Das ist das Wort, was Datenschützer:innen häufig in den Mund nehmen, wenn es um zweifelhafte Datensicherheit von Gratisangeboten geht. Der schwierige Teil ist dabei überhaupt zu identifizieren, welchen Wert eine App für mich als Nutzer:in bringt und ob eine mögliche Alternative diesen erfüllt. Ist meine Auswahl einmal getroffen, bleibt trotzdem der Gedanke, warum auch die vermeintlich sichere Alternative ein kostenfreier Service ist. Pragmatisch betrachtet ist der Business Case mit rotem Vorzeichen versehen, da beispielsweise den Infrastrukturkosten kein Gewinn gegenübersteht. Trotzdem lohnt sich eine Reflektion der jeweiligen Leistungen. In diesem Artikel werden Angebote in zwei grundsätzliche Kategorien geteilt, um ihren Mehrwert und Reiz besser ersichtlich zu machen.

Arten von Angeboten

Unterhaltung

Plattformen wie YouTube, TikTok, Instagram und Pinterest bieten eine moderne Art der Unterhaltung. Die Verfügbarkeit der Inhalte ist dabei fast unbegrenzt und erlaubt es den Nutzer:innen sich über geteilte Inhalte zu informieren.

Das Nutzungsverhalten wandelt sich dabei seit einigen Jahren. Die spezifische Suche nach Inhalten ist immer noch von grosser Relevanz. Parallel entwickelt sich allerdings ein Modell, in dem Inhalten auf Basis des Nutzerverhaltens vorgeschlagen werden. Hierbei handelt es sich um kurze Sequenzen (optimalerweise 21 and 34 Sekunden nach Angaben von TikTok) die hilfreiche Tipps (Life-Hacks), lustige Aufnahmen oder unerwartete Ereignisse enthalten. Ein Algorithmus analysiert dabei das Verhalten des Nutzers, um das Bedürfnis mit dem nächsten Vorschlag optimaler zu adressieren. Eine besondere Relevanz haben dabei speziell Daten wie Likes, und Kommentare, Kopien von Links zum Beitrag und als höchst gewichteter Punkt das Durchschauen oder Abbrechen eines Videos. Eine detailliertere Analyse des Algorithmus ist unter diesem Artikel vom Tagesanzeiger zu finden.

 

Kommunikation

Applikationen wie Snapchat, Signal und WhatsApp adressieren ein gänzlich anderes Bedürfnis. Diese Applikationen bieten kostenfreie, unbegrenzte Kommunikation mit Schrift, Bild und Ton zu bekannten Kontakten in Gruppen oder im 1:1 Kontext. Zwar bietet WhatsApp ebenfalls eine Möglichkeit den eigenen Status analog Instagram zu teilen, diese Funktion richtet sich dabei allerdings gezielt an die eigenen Kontakte und nicht an eine grosse Community.

 

Finanzierungsformen

Werbung

Vordergründig ist das häufigste Finanzierungsmodell die Werbung. Speziell bei Unterhaltungsangeboten wie den oben genannten, fliessen Werbeinhalte in die automatisch erstellten Feeds ein. Hintergründig und speziell im Messaging ist die Werbeform nicht ganz so offensichtlich. Die erwähnt Auswertung des Nutzerverhaltens lässt parallel zum Nutzen für den User auch interessante Analysen für Werbetreibende zu. Spezielle Verhaltensmuster und ein Interesse an spezifischen Inhalten kann so auf einen anstehenden Kauf hinweisen, das in Werbehinhalten gezielt verwendet werden kann. Beschäftigt sich eine Nutzer:in mit Mode und Frühjahrstrends, ist davon auszugehen, dass eine Werbung für ein entsprechendes Angebot zielführender ist als bei einer Nutzer:in, die sich mit Budgetierung und Kostenminimierung beschäftigt. Obwohl Nachrichten innerhalb von WhatsApp Ende zu Ende verschlüsselt sind, sammelt und teil die App dennoch Daten zu Standort, Adressbuch, Verbindungen und Geräten mit dem Facebook Mutterkonzern Meta.

 

Fonds, Gebühren, Spenden

Speziell im Bereich der Kommunikation gibt es einige Alternativen, die die Datensicherheit ihrer Nutzer durch alternative Finanzierungsmodelle garantieren. In dieser Zusammenfassung von Netzpolitik.org findet sich dazu eine Übersicht von einigen der verbreitetsten Optionen und ihrer Einkommensmodelle.

Im Bereich Unterhaltung sind die Angebote weitaus kleiner und teilweise komplett alternativlos. Zwar bietet YouTube mit seinem YouTube Premium Angebot eine werbefreie Variante an, die gesammelten Daten werden gemäss AGBs allerdings nicht anders verarbeitet als bei der kostenfreien Variante. Es bleibt zu vermuten, dass auch die Daten der zahlenden Kundschaft an den Mutterkonzern von Google (Alphabet) übergehen.

 

Abwägung und Kosten/Nutzen

Der Rückweg zu SMS und Papier wäre wohl der radikalste Weg, um die Analyse der Persönlichkeit durch Grossunternehmen zu umgehen. Der Komfort und die Bedürfnisse, die Lösungen wie Snapchat oder TikTok erfüllen, würden damit allerdings unbefriedigt bleiben. Jede Nutzer:in sollte sich selbst überlegen, wie viele Daten jeder und jede preisgegeben möchte, um den Komfort von Unterhaltung und Kommunikation zu nutzen. Abschliessend gibt es immerhin für die Kommunikation gute Alternativen. Der Gründer von Whatsapp, Brain Acton, hat mit der restlichen Summe des Verkaufs von WhatsApp an Facebook seine Variante gewählt. Er unterstützt die Messaging Lösung Signal mit 50 Mio. Dollar, um die Sicherheit der Nutzerdaten zu unterstützen.

Weiterführende Links zum Thema

WhatsApp Alternative Signal – https://signal.org/de/

«Bildquelle: Freepik»

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Tobias Hauptmann

Tobias Hauptmann arbeitet als Enterprise Architekt bei der Swisscom und ist verantwortlich für die IT Architektur von Bestell und Kundenportalen im Gerschäftskundenbereich. Er Blogged aus dem CAS Digital Business Innovation.

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