«Process Mining» – der neuste Schrei in der Gesundheitsbranche?

Begriffe wie Business Intelligence (BI), Datawarehouse und Data Analytics haben im Schweizer Gesundheitswesen bereits seit längerem Fuss gefasst. Aktuell noch weniger verbreitet ist das Analyse-Tool «Process Mining». Was versteht man darunter und wieso macht dessen Einsatz Sinn?

Unzählige Institutionen aus der Gesundheitsbranche setzen sich mit der Digitalisierung auseinander oder befinden sich mittendrin. So ist dies auch im Kantonsspital Aarau (KSA), wo ich seit Anfang 2022 als Business Intelligence Spezialistin tätig bin. Im Mitarbeitermagazin «inform» beschreibt Daniel Koch, Bereichsführender Pflegeexperte Medizin des Kantonsspitals, die digitale Zukunft wie folgt: «Einheitliche, schlanke und gut durchdachte Prozesse werden das Arbeiten für alle vereinfachen und das Patientenerlebnis verbessern.»

Die Thematik der Optimierung der Geschäftsabläufe ist in der Gesundheitsbranche gesamtschweizerisch hochaktuell und es wird ihr einen grossen Stellenwert beigemessen. Dies verdeutlichen 2020 und 2021 von der PricewaterhouseCoopers GmbH (PwC) durchgeführte Befragungen von Finanzchefs der Schweizer Spitäler. Die Resultate zeigen, dass der Auf- oder Ausbau der Business Intelligence und die Prozessoptimierung zu den strategisch wichtigsten Themen der nächsten Jahre gehören.

Abbildung aus der Umfrage «Was CFOs von Schweizer Spitälern bewegt»
Bild: Grafik aus der Umfrage «Was CFOs von Schweizer Spitälern bewegt» (2021)

Der Begriff «Process Mining» wird in der Studie erstmals im Jahr 2021 erwähnt, während er 2020 noch kein Thema war. Inzwischen bieten diverse BI-Tool-Hersteller integrierte Lösungen für «Process Mining» an. Am bekanntesten sind «iView.Process Mining» für Qlik Sense sowie Power BI von Microsoft und LANA Process Mining von Lana Labs.

«Process Mining» einfach erklärt

«Process Mining» heisst nichts anderes als das Sammeln von digitalen Spuren aus Geschäftsprozessen. Log-Dateien verschiedener Quellsystemen, wie beispielsweise ERP oder CRM, dienen dabei als Datenlieferanten. Geeignete Softwareprogramme führen die Dateien zusammen, speichern und analysieren diese. Kennzahlen, wie die Durchlaufzeit pro Prozess oder die Anzahl Prozesse, geben Anhaltspunkte über die Effizienz der Geschäftsabläufe. Die Visualisierung und die damit verbundene Gegenüberstellung der Soll- und der Ist-Prozesse bieten eine wichtige Entscheidungsgrundlage für das Management und die Prozessverantwortlichen.

Bild: «Process Mining» – Visualisierung in Qlik Sense mit iView

Drei Gründe, «Process Mining» einzuführen

  1. Schafft nötige Transparenz

Im Rahmen der Digitalisierung werden Geschäftsprozesse neu definiert und geplant. «Process Mining» baut auf diesen Geschäftsprozessen und deren Daten auf. Das analytische Tool verdeutlicht die Abläufe, in dem diese eindeutig, klar und abgegrenzt definiert werden, und schafft damit die nötige Transparenz. Daraus resultiert ein abgestimmtes Verständnis für die Prozesse.

  1. Beantwortet führungsrelevante Fragen

Sind die geschäftsrelevanten Prozesse erst einmal digitalisiert, werden Bedürfnisse für Auswertungen bei den verantwortlichen Führungskräften geweckt. Analysierte Daten aus dem «Process Mining» können Fragen zu Effizienz, Kostenreduktion und Produktivität beantworten.

  1. Deckt Schwachstellen auf

Durch die Konfiguration der Prozesse im Tool werden die Abläufe einheitlich dokumentiert. Dadurch können Schwachstellen im Prozess und Unregelmässigkeiten sichtbar gemacht werden.

Wachsendes Angebot

Die Entwicklung der Business Intelligence bildet in der Schweizer Gesundheitsbranche weiterhin einen strategischen Schwerpunkt. Als Bestandteil davon sehe ich «Process Mining» als eine interessante Ergänzung, denn es bringt gerade im Rahmen der Digitalisierung einen Mehrwert. Insbesondere durch das wachsende Angebot von Prozessanalysen in bewährten BI-Tools, gehe ich davon aus, dass «Process Mining» im Gesundheitswesen noch an Bedeutung gewinnen wird.

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Mirjam Ott

Mirjam Ott arbeitet als Business Intelligence Spezialistin beim Kantonsspital Aarau AG und sieht Potenzial den Digitalisierungsprozess in der Spitalbranche mit Hilfe von analytischen Werkzeugen weiter voranzureiben. Mirjam bloggt aus dem Unterricht des CAS Business Intelligence & Analytics.

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