Erfolgreiche Projekte mit Requirements Engineering – so verhindern Sie einen Projektabbruch

Am 07.02.2022 veröffentliche inside-it.ch folgenden Bericht:

«Luzern bricht Einführung der Schulsoftware Educase ab»

Das Bildungs- und Kulturdepartement (BKD) hat als Besteller der Software im Einvernehmen mit dem Verband Luzerner Gemeinden (VLG) beschlossen, die weitere Einführung von Educase an den Luzerner Volksschulen zu beenden.
Wie lässt sich das Risiko für einen Projektabbruch vermindern?

Bereits am 21.12.2021 hat die Luzerner Kantonsregierung folgende Probleme von EDUCASE erkannt:

  • Mehrere Anwendungen funktionieren nicht oder nur unzuverlässig
  • Nur die Hälfte der Funktionen entspricht den Anforderungen
  • Bei der anderen Hälfte sind Nachbesserungen nötig

Immer wieder werden Anforderungen und Funktionen erwähnt. Bei diesen Themen kommt das Requirements Engineering ins Spiel. Im Zentrum steht vor allem die Frage: Wieso sind viele Anforderungen fehlerhaft, unvollständig oder fehlen sogar komplett?
Es gibt 9 Prinzipien im Requirements Engineering. In Bezug auf die obgigen Gründe sind wohl nicht alle Prinzipien des Requirements Engineering genügend berücksichtigt worden.

Hierzu werden 3 Prinzipien etwas genauer erläutert:

Prinzip 2: Stakeholder – Im Requirements Engineering geht es darum, die Wünsche und Bedürfnisse der Stakeholder zu befriedigen
Man muss für erfolgreiches Requirements Engineering zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Personen einbeziehen. Diese geben vor, was das zu entwickelnde System tun soll und wie es aussieht. Oder einfach gesagt, welche Anforderungen es erfüllen soll.
Werden die Stakeholder richtig einbezogen, minimiert sich das Risiko, ein System zu entwickeln, das von den Stakeholdern nach Auslieferung nicht akzeptiert wird.

Prinzip 3: Gemeinsames Verständnis – Erfolgreiche Systementwicklung ist ohne eine gemeinsame Basis nicht möglich
Es besteht die Gefahr, dass Stakeholder Anforderungen unterschiedlich verstehen. Deshalb muss geschaut werden, dass alle Personen das gleiche Verständnis haben. Die Personen müssen dasselbe verstehen, Begriffe gleich interpretieren und denselben Kontext haben. Es gibt keinen Interpretationsspielraum mehr.

Prinzip 6: Validierung – Nicht validierte Anforderungen sind nutzlos
Die Qualitätssicherung von Anforderungen im Requirements Engineering ist essenziell. Der Schlüssel hierzu ist das kontinuierliche Überprüfen während des Requirements Engineering. Beim Validieren wird bestätigt, dass das System die Bedürfnisse erfüllt. Bauen wir das richtige System?

Danach ist die Validierung noch nicht abgeschlossen. Auch während der Umsetzung der Anforderungen werden diese weiter validiert.

In der agilen Softwareentwicklung mittels Scrum werden die Arbeitsergebnisse der Entwicklung nach jedem Sprint in einem Review geprüft. Das Ziel dieses Reviews ist, die Ergebnisse des abgelaufenen Sprints vorzustellen und zu prüfen. Danach bewertet der Product Owner, ob das Arbeitsergebnis den zuvor definierten Anforderungen gerecht wird. Nur wenn dies der Fall ist, wird das Arbeitsergebnis zur Auslieferung freigegeben.

Extreme Programming geht hier noch weiter. Anforderungen können erst komplett abgeschlossen werden, wenn alle Tests erfolgreich durchgelaufen sind.

Beide Methoden sollen dabei helfen, Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.

Im Falle von EDUCASE haben wohl eine Summe von verschiedenen Einflussfaktoren zum Projektabbruch geführt.

Konsequentes Requirements Engineering hilft dabei Projekte erfolgreich abzuschliessen. Der Kunde erhält das Produkt, welches seine Anforderungen erfüllt.

 

Weiterführende Links zum Thema

29.06.2021
https://www.inside-it.ch – Kanton Luzern hat gravierende Probleme mit seiner Schul­software
21.12.2021
https://www.inside-it.ch – Luzerner Regierungsrat rechtfertigt Educase-Debakel
07.02.2022
https://news.lu.ch – Schuladministrationssoftware für Volksschulen: Beendigung des Projekts
03.05.2022
https://www.inside-it.ch – Es droht ein weiteres Educase-Debakel
15.06.2022
https://www.it-markt.ch – Update: Schulsoftwareanbieter Base-Net stellt den Betrieb ein

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Patrick Zumbühl

Patrick Zumbühl ist Application Engineer bei der CM Informatik AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Requirements Engineering.

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