Edle Zeitmesser – Online bestellt, nach Hause geliefert

Fast alles wird heute online bestellt und nur wenigen Brachen des Detailhandels hat der E-Commerce noch nicht erreicht. Bei Luxusuhren ging es bis anhin langsam vorwärts, doch dies ändert sich allmählich.

Kein angemessener Verkaufskanal

Der Onlinehandel wächst schon seit längerer Zeit rasant. Hochpreisige Luxusartikel wie Uhren waren bis anhin jedoch fast ausschliesslich auf den stationären Handel ausgerichtet. Für viele Händler war es unvorstellbar, dass Kunden ohne Beratung und ohne die Uhr jemals am Handgelenk gehabt zu haben, einen vierstelligen oder sogar fünfstelligen Betrag ausgeben. Lange hielt sich die Meinung, dass sogar versierte Kenner und Sammler die sich im Markt auskennen und wissen was sie wollen, sich von einem Onlinekauf scheuten und den Gang zum Uhrenhändler bevorzugten. Denn den Uhrenhändlern sowie den Produzenten schien das Internet kein angemessener Verkaufskanal für ihre erlesenen Produkte zu sein. Einige haben den Schritt dennoch gewagt und der Versuch stellte sich nach einiger Zeit als gar nicht so abwegig dar wie Anfangs vermutet.

Brachte Corona den Durchbruch?
Brachte Corona den Durchbruch? Quelle: Richemont Annual Report 2021

Verändertes Kaufverhalten

Der Onlinekanal wird also immer wichtiger und die Umsätze entwickeln sich positiv wobei dem Onlinegeschäft mit Luxusgütern sicherlich die Tatsache hilft, dass sich das Kaufverhalten in den letzten Jahrzehnten fundamental verändert hat. Inzwischen ist mit den Millennials eine ganz andere Generation herangewachsen und das Onlineshopping hat sich etabliert und ist alltäglich geworden. Dies Betrifft nicht nur jene mit grossem Budget, sondern alle anderen auch. Das Bedürfnis nach einfachem Onlineshopping auch in den höheren Preisklassen ergab sich also fast von selbst.

Vorteil für stark nachgefragte Modelle

Gerade die hohe Nachfrage nach gewissen Uhrenmodellen macht einen onlineshop Interessant. Ohne gute Beziehungen zum Uhrenhändler ist es fast unmöglich z.B. ein Rolex Sportmodell zu erhalten. Die Nachfrage übersteigt das Angebot um ein Vielfaches. Ein sofort verkäufliches Modell bei einem Händler zu finden, wäre eine absoluter Glücksgriff. Viele Kunden sind jedoch genau auf der Suche nach schwer erhältlichen Modellen und online gestaltet sich die Suche wesentlich einfacher. Ausserdem bieten einige Onlineshops, im Gegensatz zum stationären Handel, ein kostenloses Rückgaberecht innerhalb eines bestimmten Zeitraums.

Seit 2020 Digital Natives als Mehrheit
Seit 2020 Digital Natives als Mehrheit. Quelle: PwC, Profitables Wachstum im digitalen Zeitalter, 2013

Etablierte Player geben die Richtung vor

Das online Einkaufen von Luxusartikel wird also beliebter. Doch in diesem Segment ist der Kauf umso mehr als ohnehin schon eine Frage des Vertrauens. Etablierte und grosse Uhrenhändler mit einer hohen Reputation sind im Vorteil. Nicht nur haben diese die finanziellen Möglichkeiten die benötigte Infrastruktur aufzubauen, sondern sie haben auch bereits eine grosse Anzahl an Stammkunden welche für den Onlineshop gewonnen werden können.

Beratung per Telefon, Chat oder E-Mail

Bei einem Onlinekauf finden die Beratung und der Kundenkotakt hauptsächlich telefonisch, per Chat oder E-Mail statt. Der Unterschied zum physischen Kauf im Ladenlokal wird damit immer kleiner und auch die Uhrenproduzenten sehen sich aufgrund der stetig höheren Nachfrage gezwungen, ihre Produkte online anzubieten. Ein Edler Zeitmesser von Rolex, Omega oder Breitling im Internet zu erwerben wird also schon bald so normal sein, wie jeder andere Onlinekauf auch. Eines wird sich jedoch nicht ändern: Die Zeiger der Uhr werden sich unabhängig vom Verkaufskanal nicht schneller drehen.

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Manuel Steiner

Manuel Steiner leitet bei Bucherer in Luzern zwei Boutiquen mit Uhren von Tissot, Longines, Jaeger LeCoultre und Piaget. Während der Coronapandemie unterstütze er das E-Commerce Team von Bucherer. Er bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation.

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