An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei. Diese Entwicklung ist auch deutlich im Bereich von Freizeitaktivitäten feststellbar. Dieser Beitrag zeigt die Digitalisierungsreise über die letzten 20 Jahre beim Turnier-Anmeldeprozess im Pferdesport.
Als leidenschaftliche Amateur-Turnierreiterin prüfe ich während der Turniersaison jeden Montag die kommenden Nennschlüsse (Anmeldeschluss). Ich entscheide zu diesem Zeitpunkt, an welchen Turnieren ich aus meiner persönlichen Jahresplanung definitiv teilnehme. Mit wenigen Klicks im Onlineportal kann ich meine Pferde, Lizenzen und Nennungen managen und meine Anmeldungen abschliessen.
Nennung (Anmeldung) heute
Das Portal hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und macht es Veranstaltern und Teilnehmern unkompliziert und einfach. Der komplette Prozess verläuft durchgängig digital, von der Aktivierung der Pferde und Lizenzen für die Turniersaison über die einzelnen Nennungen bis zum Bezahlvorgang. Ebenso können bis zum Prüfungsvortag um 16.00 Uhr selbstständig Änderungen vorgenommen werden und so Reiter/-innen- und Pferdewechsel vollzogen werden. Dadurch entsteht die Möglichkeit, Startplätze bei Verletzungen oder Terminkollisionen weiterzuverkaufen und damit das Nenngeld zurückzuerlangen.
Die Vereinfachung durch die Digitalisierung bei den Teilnehmenden ist auch für die Veranstaltung positiv. Der Aufwand im Turniersekretariat und bei den Turnierfinanzen ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Nur noch wenige Änderungen, meistens betreffend kurzfristige Abmeldungen, sind im Turniersekretariat zu vollziehen.
Die Software für die Turnierdurchführung, ebenfalls vom Verband zur Verfügung gestellt, bietet den kompletten Im- und Export der Anmeldungen aus dem Onlineportal. Die Resultate und Jurykommentare können direkt nach Beendigung des Turnieres digital dem Verband übermittelt werden. Ebenso werden die Startgelder der Teilnehmenden automatisch unter Berücksichtigung des obligatorischen Verbandsabzug direkt der Veranstaltung überwiesen.
Nennung (Anmeldung) früher
Zu Beginn meiner Turnieraktivität haben alle Teilnehmenden eine Startkarte mit ihren Angaben per Post an die Veranstaltung versendet und der gesamte Prozess verlief manuell auf Papier. Einige Zeit später entstand das erste Onlineportal des Verbandes, welches für freiwillige Onlinenennungen genutzt werden konnte. Für das Turniersekretariat bedeutete dies zumindest eine teilweise Entlastung. Da die Onlinenennungen, welche von Jahr zu Jahr zunahmen, bei Nennschluss importiert werden konnten. Das System fungierte als Hybride-Version (Online- und Postnennungen). Der nächste digitale Entwicklungsschritt im Onlineportal war die Integration der direkten Zahlungsmöglichkeit, welche zuerst freiwillig und später Pflicht wurde. Zu diesem Zeitpunkt führte ich ein Turniersekretariat bei einem kleinen Reitverein. Die Einführung der Pflichtbezahlung per Kreditkarte bei Onlinenennung verringerte die Onlinenennquote auf 30% anstelle der früheren 70%. Der Aufwand für die Erfassung der Postnennungen stieg dadurch, auch die Fehlerquote war deutlich höher als in den Vorjahren. Zum Glück wurden die Änderungen in den kommenden Jahren von den Teilnehmenden dankbar angenommen. Der Verband hat seine digitale Strategie fleissig weiterentwickelt und bietet heute einen hundertprozentig digitalen Anmelde-Service an.
So könnte optimiert werden
Zum Onlineportal existiert heute eine App, welche aus meiner Sicht noch wenig Mehrwert bietet. Sie fungiert zum jetzigen Zeitpunkt als reine Informationsapp und bietet mir keine Aktivitäten wie Nennungen, Reiter/-innen- und Pferdewechsel an und ist für mich persönlich nutzlos.
Dieses Beispiel zeigt gut, wie immer mehr Prozesse auf der Digitalisierungsreise automatisiert werden. Damit wurden viele Tätigkeiten vereinfacht. Mit wirklicher Digitalen Transformation hat sie aber noch wenig zu tun. Dieses Bild ist nach meinem persönlichen Empfinden auch repräsentativ für die Schweiz. Wir sind zwar bemüht zu digitalisieren und haben das Potenzial erkannt. Die wahre Digitale Transformation findet aber nur zögerlich statt und erst wenige Branchen haben diese wirklich durchgeführt.
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