NFT oder wie ich zum digitalen Andy Warhol werde

Sich digitale Kunst vorzustellen, ist in Zeiten des Internets nicht schwer. Um digitale Kunst zu erstellen, ist etwas mehr Fantasie notwendig. Schlagzeilen von verkauften Bildern, welche nur digital existieren und Millionenbeträge kosten, erscheinen jedoch schon fast utopisch. Was hat es auf sich mit der digitalen Kunst und kann ich das auch? Ein Erfahrungsbericht.

Schon wieder kauft sich eine berühmte Persönlichkeit für viel Geld ein digitales Kunstwerk und zahlt dafür astronomische Summen. Es ist bekannt, dass Kunst teuer sein kann. Dass aber ein (digitaler) „gelangweilter Affe“ oder ein „Cyber Punk“ Millionenbeträge kostet, verwundert dann schon. Könnte man auch selber versuchen, ein Kunstwerk auf diese Weise zu erstellen und zu verkaufen? Die kurze Antwort, ja das kann man. Aber wie so häufig gibt es da doch ein paar Hindernisse.

Non-Fungible… was?

Ich habe mich kurzerhand auf den Weg gemacht und wollte selber ausprobieren, ob ich ein digital bestehendes Kunstwerk (ein Ferienfoto eines Vulkans) als Non-Fungible Token (NFT) erstellen und verkaufen kann. Bei einem NFT handelt es sich um einen digitalisierten Wert, der auf einer Blockchain gespeichert wird. Dabei kann es sich z.B. um ein Bild, eine Zeichnung, Musik oder ähnliches handeln. Kritiker werfen ein, dass jedes digitale Bild mit rechtsklick kopiert und lokal gespeichert werden kann. Bei NFT‘s stellt die zugrunde liegende Blockchain-Technologie aber sicher, dass die Eigentumsverhältnisse am NFT fälschungssicher garantiert werden können. Im Grunde handelt es sich also um digitale Eigentumszertifikate. Mit etwas mehr Aufwand (und gehöriger Portion Talent) kann man schliesslich auch eine Mona Lisa kopieren. Das Original hängt aber trotzdem im Louvre in Paris.

Erste Schritte

Mit Hilfe der NFT-Plattform Opensea habe ich nun versucht, meinen Plan umzusetzen. Zwingend notwendig dafür ist ein Ethereum Wallet, welches ich bei einem der vier vorgeschlagenen Anbieter erstellt habe. Zusätzlich musste ich über bekannte Kryptowährungs-Börsen für ca. CHF 200 entsprechende ETH (die Ethereum-Kryptowährung) kaufen. Ohne Wallet und diesen Betrag, keine digitale Erzeugung des NFT‘s. Meine ursprüngliche Bilddatei habe ich zudem mit online-Tools, welche auch künstliche Intelligenz benutzen, in sechs verschiedene Dateien umgewandelt. Das Originalferienfoto soll also in jedem Fall in meinem Besitz bleiben. Unter meinem Login musste ich zuerst eine Kollektion anlegen. Aus einem Wortspiel zwischen dem englischen Wort für Vulkan (Volcano) und Kunst (Art) gab ich meiner Kollektion den Namen Volcart. Die einzelnen Dateien konnte ich anschliessend Hochladen und als NFT generieren. Für die erstmalige Erstellung eines NFT‘s auf der Ethereum-Blockchain ist eine Gebühr (Gas fee) notwendig, welche mich zum damaligen Gegenwert rund CHF 120 gekostet hat. Danach und ohne es wirklich zu realisieren, hatte ich meine ersten NFT’s kreiert.

Die Auktion

https://pixabay.com/de/photos/krypto-bitcoin-beurteilung-hammer-6733764/
Online – Auktion (Quelle: pixabay.com)

Auf der erwähnten Plattform können auch gleichzeitig Auktionen gestartet werden. Um es vorweg zu nehmen, bei zwei Versuchen (Stand 4. Februar 2022) konnte ich noch keines meiner NFT‘s versteigern. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen ist „meine“ Kunst wohl zu wenig bekannt. Zum andern (vielleicht) auch zu wenig den Geschmack der Käufer treffend. Die spektakulären Verkäufe ereignen sich wohl ähnlich wie bei analoger Kunst. Es muss eine Nachfrage bestehen und es hilft, wenn die Kunst bei entsprechenden (gutbetuchten) Sammlern schon bekannt ist. Die ersten Erfahrungen mit NFT haben mir aber eine Kunstwelt eröffnet, die reizvoll und zugleich völlig neu erscheint. So kann man gespannt sein, ob zukünftig vielleicht plötzlich Millionenbeträge für Vulkanbilder bezahlt werden.

Fazit: Zum digitalen Andy Warhol reicht es nicht. Zu einer spannenden Verschmelzung von Kunst und Blockchain aber allemal.

 

Quellen und weiterführende Links

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Benno Sidler

Benno Sidler ist Projektleiter und Stabsmitarbeiter bei WAS Wirtschaft Arbeit Soziales und bloggt aus dem Unterricht des CAS DT.

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